Dienstag, 21. Juni 2011

...und über"haub"t!

(grammatisch nicht ganz einwandfrei, aber auf den Punkt gebracht)

…ein offenes Geheimnis: unter anderem löste das Interesse an den Romanen (und Filmen) von Jane Austen unsere Begeisterung für die Kleidung und das Leben um 1800 aus. Und natürlich sind es besonders die Heldinnen, die wir am meisten bewundern. 
Aber während Lizzie, Eleonor, Marianne, Emma und selbst Anne in den Büchern Teens oder Mitte zwanzig sind, haben wir doch schon etwa zwanzig Jahre Lebenserfahrung mehr vorzuweisen.
Aus diesem Grund sinnieren Andrea und ich ab und an darüber, uns bei den Kleidern stattdessen eher an Mrs Bennet und Mrs Dashwood zu orientieren und unseren „Jahrmarkt der kleinen Eitelkeiten“ mit einer Haube, gedeckten Farben und nötigen Accessoires zu überwinden. Aber verhielt es sich mit der Mode wirklich so?!
Eine wunderbare Entwicklung bezüglich des Alterns und dem Wandel der Mode findet man in diesem Zusammenhang bei der einstigen Fashionikone Mme de Récamier (1777-1849).
…one reason for being interested in the clothing around 1800 surely has been the influence of the novels from Jane Austen and the movies. And of course we especially admire the heroines. 
But while Lizzie, Eleonor, Marianne, Emma and even Anne are teens or in their early and mid twenties, we’re almost twenty years their senior.
Due to this matter of fact Andrea and I often wonder and ponder wether it wouldn’t be more becoming for us to choose dresses in the style of Mrs Bennet or Mrs Dashwood and thus fight down our minor outburst of „vanity fair“ with caps, darker colors and such accessories. But was the fashion back then really like that?!
A wonderful insight how age and changing fashions influence a woman we’ll find in the early 19th century fashion icon Mme de Récamier (1777-1849).

 Juliette de Récamier (J.L. David) um 1800 mit Anfang zwanzig
in her early twenties 


 um 1802 (F.P.S. Gerard) mit Mitte zwanzig
in her mid twenties

um 1812-1814 (N.Dun) mit Mitte dreißig
in her mid thirties

nach 1820 (A.J.Gros) in den vierzigern
in her forties

Wie halten es unsere Leser? Fällt es aus Gründen der Authentizität leicht ja zu Haube und Rüsche zu sagen?
Do our gentle readers consider these thoughts, too? 
In aspect of authenticity do you mind having caps and ruffles?

EDIT 22.06.2011


Ein Dank an unsere Leser: Durch die wunderbaren Kommentare sind wir ins Grübeln darüber geraten, wann denn in der Zeit des Empire/Regency altersgemäß ein Umdenken im Kleidungsstil stattfand (Anne Elliot wurde ja mit ihren 27/28 Jahren bereits als "älter" bezeichnet") und vor allem: fand dieser überhaupt statt? Gab es tatsächlich die Mode für reifere Damen? Und was hat sie ausgmeacht?
Many thanks to our readers: Due to the immensly interesting comments we started pondering anew about the question at what age in Empire/Regency a woman supposedly started to dress in a different way (Anne Elliot was regarded as "old" being just 27/28) and furthermore: was there really a difference in dressing during the stages of life? And how would we describe the difference?

Sonntag, 19. Juni 2011

Nachts im Museum

Am vergangenen Freitag durften wir im Rahmen der "Langen Nacht der Kultur" die gute Stube im Mendener Museum beziehen und dort in artiger und fleißiger Manier an unseren Häubchen nähen.
Es war ein überaus gelungener und sehr heimeliger Abend in wundervoller Atmosphäre und umgeben von einem interessierten Publikum.
Wir freuen uns schon auf den kommenden August, wenn uns interessierte Besucher bei einer morgendlichen Führung unter dem Motto der Ausstellung "Vom Spitzenhäubchen zum Basecap" wieder über die Schulter schauen und uns mit Fragen löchern dürfen.
This past Friday we've been invited to the amazing event "Lange Nacht der Kultur" at our local museum in Menden, where we've settled in the lovely Biedermeier chamber to sew white caps in busy, yet decent manner.
It was a superb evening and - surrounded by 19th century interieur and interested visitors - we felt very much at home.
Now we're looking forward to August, when we'll be stepping back in time again during a morning tour through the exhibition "From lace caps to baseball caps - headwear through the centuries".




Samstag, 18. Juni 2011

Fundstück Juni

Bei der Erstellung eines Kleidungsstück verwende ich zumeist einen großen Teil der Planung drauf, den geeigneten Materialien hinterherzujagen. Seufz!
Träumen wir nicht alle insgeheim davon morgens aufzustehen, unser Tageskleid anzuziehen und unser Retikül mit gut gefüllter Geldkatze zu schnüren, um dann bei dem Kurzwarenhändler an der Ecke stundenlang Bänder, Stoffe, Garne und Knöpfe begutachten zu können? 
Statt in einen virtuellen Warenkorb können wir die Waren in die Hand nehmen und eingehend prüfend, während wir ein vertrautes Schwätzchens mit der Gattin des Inhabers über den neusten Klatsch und Tratsch halten - gerade so wie in den geliebten Jane Austen Verfilmungen oder etwa bei Gaskells "Cranford".
Before making a garment, a whole lot of time is often spend chasing for period materials or well made substitutes. Le sigh!
Don't we all secretly dream of just getting up in the morning, hurry into our daydress, stuff our purse with lots of coins and fetch our reticule to go see the haberdasher's around the corner, where we could spend hours admiring the latest ribbons, fabrics, threads and buttons?
Instead of adding articles online to a virtual basket, we could take the supplies into our hands and thouroughly check their quality, while having a fine chat with the haberdasher's wife about the latest gossip in town - just like in the wonderful Jane Austen movies or in Gaskell's "Cranford".

Den Flair vergangener Tage findet man ab und an auf Antikmärkten und heute morgen hatte ich das Glück beim Antik - und Sammlermarkt im nahen Dortmund ein wenig bei den geeigneten Ständen stöbern zu dürfen.
Leinengarn in verschiedenen Stärken, Seidengarn, Handschuhgarn, Nähnadel und wunderbare Zwirnknöpfe...und ein bisschen träumen...
The flair of bygone days is still around on antique markets and this morning I've had the pleasure to find a few lovely old fashioned booths at the famous antique market in Dortmund.
Linen thread in different qualities, silk thread, gloving thread, sewing needles and petite dorset buttons...and a bit of daydreaming...

Mein Retikül war schnell gefüllt;)
My reticule was quickly stuffed;)

Mittwoch, 15. Juni 2011

Ich leiste mir einen Leisten!

Nach meinen ersten dilettantischen Versuchen im "Schuhmachen" möchte ich dieses Abenteuer nun richtig angehen und zwar ohne Kleber, sondern in einer Wendeschuhtechnik, die ich glücklicherweise auf der Website von gracefullady entdeckt habe.
Dazu brauche ich natürlich zunächst das, was der Schuhmacher gerne "Seele" nennt, nämlich einen geeigneten Leisten. Die Suche nach geraden Leisten erschöpfte sich schnell, also blieb mir nichts anderes übrig als selbst zu Hammer und Beitel zu greifen und einen Klotz Lindenholz in die gewünschte Form zu bringen.
A last at last!
After my first amateur attempt on shoemaking, I'm keen on trying it right and without glue, but in a turnshoe technic, which is explained wonderfully on the gracefullady website.
First I was in need of that piece what a shoemaker usually calls "soul", a fitting last. But my search for straight lasts was quite dissapointing, thus I had to fetch hammer and chisel and a piece of limetree wood and try myself to get it in shape.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und einer unglaublichen Menge and Holzspäne, bin ich - buchstäblich - einen Schritt weiter! Glücklicherweise brauche ich ja nur einen Leisten;)
After what felt like eternity and an incredible amount of wooden chips, I'm - literally - a huge step ahead! Luckily I only needed to do a single last;)
Draufsicht/ the top

Die "gerade" Sohle/ the straight sole
Und zusammen mit dem Probeslipper/ and with the mock-up slipper

Und warum ist der Leisten so hoch geschnitten? Nun ja, diesmal möchte ich keinen Slipper fertigen, sondern einen bestimmten Halbschuh, mit dem ich schon sehr laaaaange liebäugle.
And why is that last cut that high? Well, this time I' won't have a slipper, but would like to have a certain half boot, which I fancy for such a loooong time!

Sonntag, 12. Juni 2011

Vom Scheitel bis zur...Sohle!

Nach all den Hüten, Schuten und Capotes der letzten Wochen war mir mal nach einem Richtungswechsel:
Schuhe! 
Oder besser gesagt: Slipper!
Zwar kann man moderne Ballerinas mit wenigen Handgriffen wunderbar in geeignete Schuhe um 1800 verwandeln, aber sie haben einen Fehler, sie sind nicht auf geraden Leisten gefertigt wie die Originale.
Leider bin ich natürlich kein Schuhmacher, besitze nicht das richtig Werkzeug und es gibt hier auch nicht die Möglichkeit Kurse zu besuchen, also bleibt mir hier und da der Griff zum Kleber nicht erspart, wo vielleicht eine Schusternadel angebrachter wäre.
Der Rest allerdings ist von Hand genäht und in den Briefen von Jane Austen an ihre Schwester Cassandra kann man nachlesen, dass es damals durchaus üblich war die Oberteile von Schuhen zu Hause nach eigenem Geschmack herzustellen.
 After all those hats, bonnets and capots of the past few weeks I was yearning for a change of direction:
shoes! 
Or: slippers!
Although it's quite easy to alter modern ballerina style shoes into appropriate shoes for around 1800,  they do have one fault: they're not built on straight lasts.
Unfortunately I'm not a shoemaker, nor do I own the right tools. And in my place or anywhere near no shoe workshops are offered. Apparently I have to count on glue rather than on shoemaker stitches.
But the uppers are handsewn and in Jane Austen's letters to her sister Cassandra it is well written, that it was quite common to sew shoe's uppers at home after your own taste.

Das Ergebnis - nicht schlecht, aber leider lange noch nicht perfekt.
The result - not bad, but definately far away from being perfect.
Das Obermaterial besteht aus cremefarbenen Seidenrips und blauem Seidentaft. Innen habe ich Baumwolle verwendet und an der Ferse zur Verstärkung Leder. Die Schuhsohle besteht aus dickem Sohlenleder, allerdings ist es für meinen Geschmack mit 6mm zu dick.
I have used creme colored silkgrosgrain and blue silk taffeta. The inside is made from cotton and there's a stiffener at the back made from leather. The sole is made of leather, but for my taste it's 6mm are far too thick.

Im Hintergrund der zweite Schuh. Hier fehlt noch die Sohle.
In the background is the second shoe. Still missing: the sole.
Vorne ist mein erster Versuchsschuh aus Baumwolle, dahinter der Seidenslipper. Obwohl ich den gleichen Schnitt verwendet habe, sieht der hintere Slipper sehr viel klobiger aus. Also zurück an das Schnittmuster und von vorne beginnen. Bei der Gelegentheit werde ich die Seiten etwas niedriger ansetzen. Außerdem bin ich noch nicht mit der Verbindung zwischen Oberteil und Sohle zufrieden. Und dererlei Dinge mehr!
Also heißt es üben...üben...üben...
In front the very first attempt in cotton, behind the silk slipper. Although it's the same pattern, the latter looks much more clumsy. That means: back to the pattern and start afresh! I also need to construct the quarters a bit lower and I have to ponder about getting the uppers and sole together more decent. And a million more issues.
That means practise...practise...practise....

Mittwoch, 1. Juni 2011

Eingehüllt

Die riesigen Schals in der Zeit um 1800 haben es mir schon lange angetan.
Leider sind die Originale rar und nahezu unerschwinglich; und vielen der heutigen Schals oder angebotenen Nachbildungen fehlt es einfach an der Größe.
Dann stolperte ich beinah zeitgleich über diesen wunderbaren Artikel auf der Seite Romantic History und diese schöne Miniatur aus der Miniaturensammlung Tansey...
The huge shawls from the era around 1800 had my admiration for a very long time. Unfortunately original pieces are rare and nearly unaffordable. On the other hand modern equivalents or reproductions often lack their size.
Then I suddenly came across this lovely article at Romantic History and this beautiful miniature painting from Tansey's...
1811, Jean Pierre Barrois, Frau mit braunem Kleid

Dargestellt ist ein großer, einfarbiger Schal mit kurzen Fransen in einer Farbe zwischen Pink und Pfirisch. An der fransigen Kante ist kein Muster zu erkennen. Nach einem kurzen Blick in meinen Stoffschrank, landete schließlich ein schmiegsamer, schillernder Baumwollsatin in einem blassen Pink auf meinem Tisch. Die Herstellung der Fransen erwies sich als ein wenig mühsam, aber durchaus lohnenswert. Der fertige Schal mißt 145cm x 285 cm - und man kann sich darin herrlich einhüllen!
Pictured is a big, pink/peach colored shawl with a rather short fringe. And there's no hint of a pattern at the border. After a thourough look through my fabric stash, I eventually pulled out a  faded pink colored and very soft cotton sateen with a lovely silk lustre. Pulling the tiny threads for the fringe was a bit time consuming, but worth the effort. The shawl meausres 57 inch x 112 inch - perfect to wrap up into!