Donnerstag, 29. September 2011

Fundstücke September

In der herrlichen dreiteiligen Dokumentation "At Home with the Georgians" 
(gibt es übrigens auch auf DVD!), betont Amanda Vickery immer wieder den Stellenwert von Eigentum durch alle Schichten im georgianischen Zeitalter, gleichgültig ob es sich um ein Haus, einen Schrank oder oder um einen kleinen abschließbaren Kasten oder eine Truhe handelt: 
immer war der Schlüssel buchstäblich der "Schlüssel" zum Besitz!
In her brilliant series "At home with the Georgians" (which is also available on DVD!), Amanda Vickery emphazises the importance of property through all social classes during the georgian era, no matter wether it's a house, a closet or a small box or chest:
the key is literally the "key" to property!

Ein Schlüssel hütet natürlich auch immer ein Geheimnis...und vielleicht ist das der Grund, warum uns abschließbare Kästen und Geheimfächer auch heute noch derart faszinieren. Als ich vor kurzem auf einem Trödelmarkt einen (etwas heruntergekommenen) Reisesekretär erstanden habe, war die Freude riesig und ich konnte es kaum abwarten, ihn daheim unter die Lupe zu nehmen!
A key always symbolizes to be the keeper of a secret...maybe that is the reason, why boxes with keys and secret compartments still fascinate us today. When I recently purchased a bargain writing box on a antique market, I was all joy and I couldn't wait examining it thoroughly at home!


Die Verwendung von Mahagoni und  schmalen "Schwalbenschwänzen" als Verbindungen deuten auf einen englischen Ursprung hin. Das Alter ist schwer einzuschätzen, dürfte aber zwischen 1840/50 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts liegen. Zum Vergleich: ein wirklich wunderschönes und viel älteres Stück ist im Besitz der Lady of Portland House
Die Kästen werden zumeist als "Reisesekretär", "Schreibkasten" oder auch "Feldsekretär" bezeichnet.
Augenscheinlich war mein Stück häufig in Gebrauch (vielleicht auch unterwegs in der Kutsche?!) - zahlreiche Tintenflecke legen Zeugnis davon ab.
The use of mahogany wood and the small dovetails point to an english origin. It's difficult to make a guess about the age, but most probably it was built between 1840/1850 to the beginning of the 20th century. For comparision: the lovely Lady of Portland House owns a very beautiful and much older writing box.
These boxes are known as "portable secretaires", "writing boxes" and "(battle)field writing boxes".
Apparently my piece was used quite often (maybe even in a carriage?!) - lots of inkspots tell the story.

Die Schreibfläche ist mit violettem Samt bezogen. Das originale Tintenfässchen war noch dabei. Die Schublade lässt sich nur öffnen, wenn die komplette Box geöffnet ist und ein Messingstift herausgezogen wird. Die Schreibflächen lassen sich ebenfalls hochklappen, dort verbergen sich weitere Fächer zur Aufbewahrung von Briefen, sowie ein Holzbrett mit zwei Messingstiften, das außen am Deckel angebracht werden kann und den Schreibkasten in eine Lesehilfe verwandelt.
The writing surface is covered with purple velvet. The box came with the original inkpot. The drawer can only be opened after openening the box with a key and removing a brass pin on top.
The writing surfaces hide two further compartments, where letters could be stored. There's also a wooden piece with two brass pins, which can be attached to the top of the box and transfrom it into a bookstand.

 Und weil man ja leider nicht alle Flohmärkte und Antikmärkte besuchen kann, hier noch ein wunderschöner Blog, der zum Stundenlangen Stöbern, Träumen und Schwärmen einlädt:

And as there's no chance to go see all the magical Antique markets, here's a link to a beautiful blog to spend hours and hours swooning and dreaming:


Donnerstag, 22. September 2011

1815 LACMA Spencer oder: eine Studie in Whiskybraun

Seit ich das erste Mal das Buch "Fashioning Fashion" durchgeblättert habe, ging mir der braune Spencer nicht mehr aus dem Gedächtnis. Und nachdem ich mein Abendkleid aus Perkale mit den Bouffonés genäht hatte, stand fest, dass es nun an der Zeit war mich an dem Spencer zu versuchen.
Glücklicherweise stieß ich auf der Suche nach weiteren Bildern des Spencers auf die Seite der LACMA .
Allein die Suche nach dem Stoff gestaltete sich ein wenig schwierig. Der Baumwollstoff in Leinwandbindung sollte ein wenig Festigkeit und Stand aufweisen, denn immerhin ist der Spencer nicht gefüttert. 
Aber die Farbe! Schließlich entschied ich mich für einen Braunton mit dem Namen "Whisky" - und nebenbei bemerkt findet der sich auf dem Modekupfer, das in besagtem Buch neben dem Spencer abgebildet ist. Die Wahl konnte also nicht ganz verkehrt sein.
Ever since I leafed through the book "Fashioning Fashion" for the first time, I was hooked by the gorgeous brown spencer. And after finishing my robe de perkale with the bouffonés, I was determined to give the spencer a try.
Luckily I've found further detailed photos of the garment on the LACMA website.
The search for a proper fabric was kind of a challenge. I wanted the cotton in plain weave to be sturdy and with a certain stand, as the spencer isn't lined. 
But - oh - the colour! Finally I decided on a colour in a brighter brown which is called "whisky" - and I may add that this colour is also shown in the fashion plate next to the spencer in said book. Thus my choice could not be completely wrong.

Meine Interpretation in Whiskybraun/ my interpretation in whiskybrown

Bei dem Schnitt des Originals sitzen die oberen Puffärmel genau an den Schulterspitzen. 
Die Abnäher wurden in einer kontrastierenden Farbe genäht und der Spencer verlangte nach Unmengen von Paspeln in verschiedenen Stärken. Die Knöpfe sind mit dem Oberstoff bezogen.
The puffed sleeves of the original do sit on the very tip of the shoulders.
The darts and visible seams on the back are stitched in contrasting colors and the spencer called for plenty of piping. The buttons are covered in self-fabric.

Leider gibt meine Kamera hier die Farbe nicht richtig wieder/ unfortunately my camera does not show the true colours here
Die Rückseite des Originals ist leider nirgendwo abgebildet, ich entschied mich für eine schlichte Variante, allerdings mit kontrastierenden Nähten entlang der Säume.
Nebenbei habe ich eine interessante Anregung für ein zukünftiges Projekt (das Winterensemble aus Wolle) bekommen, denn im Original hat der Spencer noch Haken entlang der hohen Taillie innen, um dort einen Rock zu befestigen - darauf habe ich in diesem Fall - wie die Bilder zeigen - verzichtet.
Unfortunatley there's no view of the back available, I went for a plain back, but added contrasting stitches on the seams.
And as a bonus I've got a nifty idea/inspiration for my upcoming project (a woolen winter ensemble), because the original spencer has a fastening inside along the waistline to attach a skirt - I haven't added that in my spencer this time - as the pictures reveal.


   


Durch die Chemisette wird das Ballkleid im Nu zu einem Promenadenkleid. Außerdem trage ich die passende Unterkleidung (Unterkleid, Kurzkorsett und Unterrock), sowie ein Retikül und einen Schal.
Und nach all der Arbeit gönn ich mir nun - passend zur Farbe - ein kleines genüssliches Schlückchen Glengoyne Singly Malt. Prost!
With the chemisette the robe turns into a lovely promenade dress. I wear a shift, short stays, a petticoat, reticule and shawl with this dress.
And finally after all the work being done I enjoy - according to the colour - a tiny dram of Glengoyne single malt. Cheers!

Mittwoch, 7. September 2011

Eine kleine Reise...

In den letzten Tagen blieb es hier recht still, das lag darin begründet, dass alle Zeichen auf Urlaub standen und wir ein paar kleine Abstecher in die Umgebung unternommen haben.
Inspiriert durch Alisa von Munich Rococo's wunderschöne Berichte aus Bayern, gebe ich heute einen kleinen Einblick in ein besondere Sehenswürdigkeit in Westfalen, die auch eine Reise wert ist. 
It was quiet here the past few days, due to us enjoying our holidays. We've taken some lovely little day trips recently. Inspired from Alisa of Munich Rococo's beautiful reports about Bavaria, I'd love to share one beautiful sight of Westphalia, which is also worth a visit.


Dieser verwunschene Pfad führt zum Schloß Nordkirchen, das auch den Namen "Das Versaille Westfalens" trägt. Erbaut wurde es vom berühmten Barockarchitekten Johann Conrad Schlaun (1695-1773), dem das Münsterland viele wunderschöne Gebäude zu verdanken hat. Sein Markenzeichen war die Verwendung von rotem Ziegel in Kombination mit hellem Sandstein.
This enchanted path leads to the palace of Nordkirchen, which is also known as Westphalia's Versaille. It was built by the famous baroque architect Johann Conrad Schlaun (1695-1773), whose buildings are aplenty throughout the Münsterland area. His hallmark was the use of red bricks in combination with sandstone.
 Leider war der Himmel ein wenig bedeckt...
Unfortunately we've had grey skies...

...aber der Schönheit wird man trotzdem gewahr.
...but you can still capture the place's beauty.
 
Das Schloß dient heute als Sitz für die Fachhochschule für Finanzen des Landes Nordrhein Westfalen. Aus diesem Grund sind nur einige wenige Zimmer zur Besichtigung frei und das auch nur an sonntäglichen Führungen oder nach vorheriger Anmeldung.
Today the palace is the Technical College of Finances of Northrhine Westphalia and only a few rooms are open to the public on Sunday's guided tours or on prior appointment.

Der Blick vom Schloß in den baraocken Garten
The view from the palace over the baroque garden

Eines meiner liebsten Gebäude Johann Conrad Schlauns ist das Rüschhaus in der Nähe der Stadt Münster. Er erwarb es im Jahre 1743 für sich selbst und nutzte es als Sommerresidenz. Es ist klein, aber voller Charme. Das war es sicherlich auch, was die Familie von Droste-Hülshoff im Jahre 1825 veranlasste das wunderschöne Gebäude zu erwerben.
One of my favourite Johann Conrad Schlaun buildings is the Rüschhaus close to the city of Münster. He purchased it back in the year 1743 as a summer's retreat for his family. It's quite small compared to the other buildings, but very charming. This was probably one of the reasons for the family of Droste-Hülshoff to purchase it in the year 1825.
 Die berühmte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) verbrachte zwanzig Jahre im Rüschhaus und verfasste dort unter anderem "Die Judenbuche".
Es ist auch noch eine Inventarliste vom Rüschhaus aus der Feder Annette von Droste-Hülshoffs erhalten.
The famous poet/writer Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) spent twenty years at the Rüschhaus, where she wrote her novel "The jew's beech".
There's a very interesting inventory list from the Rüschhaus online, if you'd like to have a look on Annette von Droste-Hülshoff's handwriting.