Montag, 25. Juni 2012

Es wird bunt!

Statt Sommerfrische, nichts als Regen, grauer Himmel und trostlose Gemüsebeete!
In dem trüben Einerlei sehnt man sich förmlich nach ein wenig Farbe, also habe ich mich zu einem Wechsel bei meinen Projekten entschlossen. Statt die Planung von Guillaume Guillon-Lethières "Portfolio Girl Kleid" fortzusetzen, 
ist nun erstmal der wunderschöne Spencer aus maigrüner und bonbonrosafarbener Seide auf meinem Nähtisch gelandet.
Was für ein willkommener Augenschmaus!
Instead of summer's sunshine, we suffer from rain galore, grey skies and dreary vegetable beds!
In this weary bleakness everything calls for some colour at least and this is why I changed my mind regarding the projects. I've put the Guillaume Guillon-Lethières "Portfolio Girl Dress" on hold, while a lovely spencer in beautiful spring green and candypink silk found it's way on my sewing table.
What a delight to the eye!

Seidenspencer, frühes 19tes Jahrhundert (Quelle: met Museum)
Silk spencer, early 19th century (Source: met Museum)

Einen passenden Stoff aus Seidentaft habe ich leider nicht gefunden, aber einen feinen Baumwollwebstoff aus der Robert Kaufman Serie. Sogar nach dem Waschen behält der schöne Stoff einen gewissen Stand...und die Farbe: die ist wunderbar!!!
I didn't manage to find a suitable silk fabric, but I've chosen a fine cotton fabric. Even after the first wash it has kept it's stand...and the colour:
it's wunderbar!!!

Sobald der Regen sich endlich erbarmt, werde ich auch einen ausführlichen Bericht (mit reichlich Fotomaterial belegt) über das blaue schlichte Leinenkleid und den ockerfarbenen "Graenicher" Spencer 1806 der Dresdner Köchin nachliefern. 
Einen kleinen Vorgeschmack gibt es aber bereits an dieser Stelle:
As soon as the rain finally shows some mercy, I'll post in detail (and with plenty of photos) about the blue linen dress and the ochre-coloured "Graenicher" spencer 1806 of the Dresdner female cook.
But here's already a first sneak peek:

Montag, 11. Juni 2012

Graenicher, Lethière und Boilly

Doch...doch, die Arbeit an meinem Leinenkleid geht unvermittelt weiter. Inzwischen ist auch die Schürze fertig und nun geht es an die schlichte Spencerjacke aus ockerfarbenem Leinen. 
Als Inspiration dafür (und überhaupt für das Ensemble insgesamt) diente mir die Köchin aus Samuel Graenichers (1758-1813) Feder.
Entstanden ist das Bild etwa um 1806 und wenn man sich im Netz weiter umschaut, entdeckt man auch eine farbige Abbildung in eben jenem Ockerton, der schon so lange als Leinenstoff in meinem Schrank schlummert.
Oh well...well, there's still much progress on my blue linen dress. Meanwhile I've finished the apron and now I'll start with a matching linen spencer jacket in an ocre colour.
The inspiration for the jacket (and the whole ensemble) is loosely based on a drawing from Samuel Graenicher (1758-1813) of a female cook.
The drawing is dated from 1806 and further search of the web reveals that there's a coloured plate with exactly the same shade of ochre than the linen, which lie dormant in my fabric stash for a long time.
Graenicher, Dresdener Köchin 1806

Und da ich mittlerweile großen Gefallen an der Jahrhundertwende gefunden habe, ist es an der Zeit demnächst ein Ensemble zu verwirklichen, dass mir schon lange Zeit am Herzen liegt.
Es handelt sich um Guillaume Guillon-Lethières (1760-1832) Bild "Girl with Portfolio" von 1799.
Das Bild bzw die dargestellte junge Frau hat eine unglaubliche Ausstrahlung und nimmt einen vom ersten Augenblick für sich ein. Ihre Kleidung ist schlicht, aber überaus stimmig und ich freue mich schon sehr auf den Versuch Kleid und Spencer Leben einzuhauchen.
As I'm actually hooked by the turn of the century, it's about to create an ensemble, which I already fell in love with some time ago.
It's Guillaume Guillon-Lethière's (1760-1832) painting "Girl with portfolio" from 1799.
The girl in the painting looks fascinating and easily catches the viewer's attention. Her clothing is simple and sober and yet very beautiful. I'm truly looking forward to recreate the garments.

Zudem lockt mich dieses Projekt, weil ich bei der Verwirklichung des Kleids ziemlich freie Hand habe, da man im Gemälde nur einen Blick auf den Rock erhascht. Zu diesem Zwecke studiere ich gerade - zu meinem großen Vergnügen - unzählige Bilder, allen voran die von Louis-Léopold Boilly (1761-1845).
This project is also very appealing as I can choose the shape of the bodice of the dress to my own liking, the painting only shows the skirt. For this reason I'm currently studying - with great pleasure - plenty of period paintings and especially those of  Louis-Léopold Boilly (1761-1845).

Donnerstag, 7. Juni 2012

...dann mach ich mir 'nen Schlitz ins Kleid...oder auch zwei!

Die Näharbeiten am blauen Leinenkleid habe ich bereits vor einigen Tagen abgeschlossen, aber aus unerfindlichen Gründen spielt das Wetter nicht mit - immerhin das Kleid ist für den Garten angedacht und nicht für Arbeiten im Eishaus!
In der Zwischenzeit war ich nicht untätig, sondern habe mich an die Accessoires begeben, denn was ist schon ein Leinenkleid für die Gartenarbeit, wenn es keinerlei Taschen hat!
Taschen?!
Allerdings! Während ich mich eifrig durch die Bücher "What clothes reveal" von Linda Baumgarten und "Costume in detail" von Nancy Bradfield blätterte, entdeckte ich nicht nur einen Hinweis für Schlitze im Rockteil eines Kleides von etwa 1806, sondern auch Taschen, die nicht mit Stickereien - wie im 18ten Jahrhundert üblich - verziert waren, sondern aus Reststücken zusammengeflickt waren.
Beide Funde fügten sich wunderbar zu dem Arbeitskleid!
I've already finished sewing on the linen working dress several days ago, but unfortunately the weather is less than fine for the past few days - alas, the dress is intended for garden work and not for working in an ice house!
Meanwhile I've been busy to sew accessories, because a dress for garden work should have pockets!
Pockets?!
Well, sure! While busily studying "What clothes reveal" by Linda Baumgarten and "Costume in detail" by Nancy Bradfield, I not only found evidence for pocket slits in an 1806 muslin dress, but also pocktes made from fabric scraps, instead of the well-known embroidered and eleborate 18th century pocktes.
Both finds made perfect sense for building up a working garment wardrobe!
Der Rock des Kleides besteht aus zwei Teilen, die unterhalb der Verbindungsnaht von Rock und Oberteil auf beiden Seiten auf die Länge von etwa 20 cm geöffnet werden. Dahinter erkennt man die Tasche, welche mit Bändern um die Hüfte getragen wird.
The skirt is made of two large pieces, which are opened quite close to the raised waistline on both sides. The slit is about 20 cm. Behind the slit is the pocket, which is worn with a linen belt round the waist.

Und das ist die Vorlage aus "Costume in detail".
This was the inspiration from the book "Costume in detail".

Nachdem ich in dem Buch von Linda Baumgarten den Hinweis auf eine Patchworktasche entdeckt hatte, begab ich mich im Netz auf die weitere Suche nach Fundstücken...ich habe noch einige Exemplare aufgetan, aber im Gegensatz zu den feinen, gestickten Taschen sind leider nicht allzuviele Stücke erhalten, was daran liegen mag, dass die Kleidung der "arbeitenden Bevölkerung" eher dem Verschleiß anheimfiel.
After getting a hint to pockets made from fabric pieces, I tried to gather further proof in the width of the web...I made a few more finds, but unlike the fine embroidered pockets of the 18th centuries, the pockets made from fabric scraps are unfortunately quite rare, due to the fact that garments from the "working class" usually have been made to wear & tear.

frühes 19. Jahrhundert Tasche/ early 19th century Bag (Pocket) Met Museum NY

Dank Mme du Jard hatte mich zu jenem Zeitpunkt gerade das English Paper Piecing Quilten gepackt, also wagte ich mich mit dieser Technik gleich mal an eine Tasche, obwohl zeitgenössische Stücke tatsächlich eher aus quadratischen Stoffstücken bestanden...
Mme du Jard most recently introduced me to the highly addictive English Paper piecing quilting, thus I decided to try this technique at least on one of the pockets, although most extant pockets were usually made of square fabric scraps...
Die Taschen bestehen aus bunten Baumwollreststücken bzw ungefärbter Baumwolle (Rückseite). Sie messen etwa 20cm x 40cm. Das Schrägband ist ebenfalls aus Resten gefertigt. Vernäht wurde alles per Hand mit Leinenfaden. Die beiden Taschen sind mit einem groben Leinenband verbunden.
The pockets are made from colourful cotton fabric scraps and unbleached cotton (backside). The measurements are approx. 20cm x 40cm. The edges are bound with scraps, cut on the bias. The entire piece is handsewn with linen thread. Both pockets are connected with linen waistband.
Die Rückseite
Back view
Zur Zeit arbeite ich noch an weiteren Details für ein komplettes Ensemble, wie z.B. einer Leinenschürze und einer schlichten Spencerjacke aus grobem Leinen...und natürlich warte ich auf besseres Wetter...
I currently work on further additions like a linen apron and a plain linen spencer jacket to complete the "working" dress look...and I do wait for the weather to improve...

 Ein kleiner, aber nicht unbedeutender  Nachtrag: Wie es der Zufall so will, beschäftigt sich Lauren auf American Duchess derzeit mit bestickten Taschen und sie hat diesbezüglich eine hervorragende Quelle aufgetan...hier entlang, bitte: Patchworktaschen!
 A short, but interesting supplement: As it happened Lauren over at American Duchess currently discusses about embroidered pockets and she provided us with an excellent link, please follow here: 
patchwork pockets!