Montag, 23. Februar 2015

Mr Darcy meets Eline Vere...and we've met them!

Am vergangenen Wochenende waren nicht nur liebe Freunde zu Gast im Sauerland, sondern sie warteten auch mit der großartigen Idee auf, in die benachbarten Niederlande zu fahren, um die Ausstellung
im Gemeentehuis Museum in Den Haag zu besuchen.
Ein fabelhaftes Wochenende!
Die ausgestellte Sammlung schlägt den Bogen der Moden vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts, zusätzlich wurden noch einige Filmkostüme präsentiert.
Zum Teil sind die Kleider sehr gut ausgestellt und es besteht die Möglichkeit sie von allen Seiten zu bestaunen. In einigen Räumen sind sie allerdings auch schlecht präsentiert, sodass man sie nur von einem Winkel aus betrachten kann. Oder sie sind hinter Glas aufgebaut und es ist schier unmöglich gute Fotos für eine Dokumentation zu bekommen.
Die Stücke sind alle unglaublich interessant und bieten den Einblick in interessante Verarbeitungstechniken, wobei einem ständig das Gefühl in den Fingern juckt, einen Rock zu lüften, um das 'Innenleben' betrachten zu können. Ja, so nah kommt man manchen Exponaten.
Bei allem Lob über die gelungene Auswahl der Stücke, gibt es einen Nachteil, der uns wirklich nachdenklich gemacht hat: die Frisuren!
Das sind fürchterlich wilde Bad-Hair-Day Köpfe, die nichts mit den zeitgenössischen Frisuren gemein haben. Sie verwirren nicht nur unkundige Besucher und geben vollkommen irreführende Eindrücke, sondern haben in einem Fall sogar dazu geführt, dass eine Haube falsch präsentiert wurde.
This past weekend, we've not only welcomed dear friends in the Sauerland, but they also surprised us with the great idea to pay a visit to the Netherlands to see the exhibition
in the Gemeentehuis in The Hague.
An amazing weekend!
The collection on display presents the fashion from the early days of the 19th century to the beginning of the 20th century, with the addition of a few movie costumes.
Partially the dresses are displayed very well with the possibility to admire them from different angles, but in some rooms they're represented only from one angle. Or they've been put behind glass, which made it difficult to get decent photos.
The choosen pieces are highly interesting and reveal amazing details and techniques, and cause this slight sensation in the fingers to touch the skirts and take a look how they might be made up from the inside. Yes, that's really how close you get to some pieces.
Despite all my happiness about the choice of garments, there was one huge point, which made us cringe: the hair dos!
Really bad-hair-day galore, which have nothing in common with period hair style. They not only confuse untrained visitors and give absolutely wrong impressions, in one case it led to a misplaced cap.

Dennoch, eine Ausstellung, die man sich auf keinen Fall entgehenlassen sollte, denn der begleitende Katalog zur Ausstellung gibt die großartigen Kleider nur burchstückhaft wider.
Nevertheless, an exhibition, which is a must see, because the catalogue to the exhibition gives only a vague impression of all the gorgeous dresses.

von links nach rechts/from left to right
Japon Zijde ca. 1816-1820 (Invent. 0780997), 
Japon Zijde/Katoen ca. 1810 (Invent. 02401607), 
Japon Zijde ca. 1820 (Invent.1037624), 
Japon Zijde ca. 1810 (Invent. 1026360)

Detail Invent. 1037624

Detail des Ärmelaufschlags mit Puffen Invent. 0780997
Detail of the cuffs with poufs Invent. 0780997

Bestickte Haube mit Puffen
embroidered lace cap with poufs

von links nach rechts/from left to right
Japon Katoen ca. 1825-30 (Invent.0394068)
Japon Katoen ca.1816-1820 (Invent. 0722319)
Japon Katoen 1805 (Invent. 0394364)
Japon met Spencer ca.1810 Katoen (Invent. 1050446)

Detail der Paspel am Spenzer Invent. 1050446
Detail of the piping of spencer Invent.1050446

von links nach rechts/from left to right
Japon Katoen ca. 1825 (Invent. 0394111)
Japon Katoen ca.1810-1815 (Invent. 0783434)
Japon Zijde ca. 1800-1810 (Invent. 0241536)
Japon Zijde ca. 1815 (Invent. 0394055)

 Detail des roten Seidenkleids, Ärmel (Invent. 0241536)
Detail of the red silk dress, upper sleeve cap (Invent. 0241536)

Ärmelaufschlag des Seidenkleids
Cuff of the silk dress

Ein sehr ungewöhnliches Seidenkleid mit herrlichen Details (Invent. 0783434)
A most unusual cotton dress with beautiful details (Invent. 0783434)

 Die Seide an dieser Redingote von 1810-1815 war von unglaublicher Qualität (Invent. 0241469)
The silk of this redingote from 1810-1815 was of gorgeous quality (invent. 0241469)

Die Seide schien das Licht regelrecht zu absorbieren und schimmerte immer wieder anders.
The silk seems to almost absorb the light and reflect new shades with every step.

Dieser Raum war durch eine Glasscheibe nicht zugänglich und die Kleider weiter hinten im Raum damit nur schwerlich im Detail zu erfassen.
This room was closed by a window pane, which made it impossible to see the dresses in the background in detail.

von lins nach rechts/from left to right:
Avondjapon (mogelijk trouwjapon) Zijde/Katoen ca. 1810 (Invent. 0394110)
Avondjapon Zijde ca.1807 - 1810 (Ivent. 0241402)
Galajapon Zijde met Silver ca. 1810 (Invent. 0722347)

Die kleine Rüsche am Ärmel von diesem Kleid (Invent. 0394110) bestand aus einem umgeschlagenen Stoffstreifen, sodass die Kante nicht ausfransen kann. Die Baumwolle ist von einer äußerst feinen, jedoch dichtgewebten Qualität.
The small ruffle on the sleeve of this dress (Invent. 0394110) is made of a folded strip of cotton, hence it couldn't fray. The cotton is of superfine, yet closely woven quality.

Detail des Galakleides (Invent. 0722347). Der Rücken wird geschnürt, jedoch ist dieser Teil unglaublich winzig und die Kordel ist sehr fein.
Das besondere Augenmerk meiner Leser möchte ich bei diesem Stück auf den Zuschnitt lenken. Die einzelnen Schnittteile zeigen, dass hier ein sparsamer Zuschnitt mehr gewichtet wird, als dem Muster zu folgen. Die kleinen Streifen weisen in alle möglichen Richtungen.
Detail of the Gala dress (Invent. 0722347). The back is laced, but it's an incredibly tiny pattern pice and the cording was superfine.
I'd like to point out the cut of the pattern pieces to my readers. The pieces of the back and side reveal, that a thrifty cut of the yardage is more important than matching patterns. The little stripes show in various directions.

Ein weiteres, sehr interessantes Detail an diesem Kleid ist die Schleppe. Der Rand wird nicht nach innen untergeschlagen und vernäht, sondern etwa 2 cm nach außen, sodass die Kante die linke Seite des Stoffes zeigt. 
Die Silberlahnarbeit ist nicht direkt in den Stoff gearbeitet, sondern auf eine Trägerspitze aufgelegt, die nur an einigen Stellen aufgenäht wurde (und kann bei Bedarf abgenommen werden). Das erlaubt, den Rockteil des Kleides zu reinigen.
Another highly interesting detail of this trained dress. The edge of the train wasn't folded to the inside and stitchted down, but it was folded to the outside at a little less than 1 inch wide, hence the edge showed the left side of the silk fabric. 
The silver embroidery isn't stitched on top of the silk, but is worked on fine lace, which is attached to the train with a few stitches (easy to unpick). This allows that the train/skirt can be cleaned.

Montag, 16. Februar 2015

Der denkwürdige Tag, an dem die Katze aus dem Sack gelassen wird, um zu verkünden, dass ein Haus zum Leben erwacht.

Dieser Tag ist heute!
Heute habe ich nämlich das Vergnügen, den Schleier eifriger Vorbereitungen erstmals ein wenig zu lüften und über eine Veranstaltung zu berichten, die in diesem Juni stattfindet.
Waterloo?
Nein! Nicht nur große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, sondern auch Häuser, kleine Häuser.
Sehr kleine Häuser.
Ein ebensolches steht in Menden im Sauerland und schmiegt sich mit seinen drei Wänden seit dem Jahre 1709 an die Stadtmauer, weshalb es den Namen "Schmarotzerhaus" trägt.
Vor ein paar Jahren gründete der Mendener Peter Hoppe die Mendener Stiftung für Denkmal und Kultur, um das kleine Haus an der Stadtmauer 5 vor dem endgültigen Verfall zu retten. 
Das zweigeschossige Wohnhaus wurde von Grund auf saniert und ist mittlerweile Teil des Mendener Museums und zeigt das Leben in diesem Haus um 1900.
Am 13.Juni 2015 
allerdings drehen wir die Uhren nochmal etwa hundert Jahre weiter zurück in das Jahr 1814, denn dann zieht für einen Tag die
in die Räumlichkeiten.
Die winzigen Räume, mit einer Deckenhöhe von nichtmal zwei Metern, werden von einer handvoll Damen von 11 bis 16 Uhr in eine muntere Modehandlung verwandelt.
Und während in heiterer Geschäftigkeit die Kundinnen im unteren Stockwerk mit der neusten Mode bekanntgemacht werden, sitzen im oberen Stockwerk eine Vorlagenmalerin, fleißige Stickerinnen und Näherinnen bei der Arbeit.
Ein Lehrmädchen fehlt ebensowenig, wie eine Hauswirtin, die für Ordnung sorgt.
The memorable day, when the cat was let out of the bag to tell, that a house wakes up to a new life.
This day is today!
Today I have the pleasure to eventually lift the veil of preparations for the first time and tell about an event, which will happen in June.
Waterloo?
No! Not only huge events forecast their shadows, but also houses, small houses.
Very small houses.
One such house is to be found in Menden in the Sauerland and it nestles with it's three outer walls to the medieval town wall ever since 1709, this is why it is called "Schmarotzerhaus" (cadgerhouse).
A few years ago the Menden citizen Peter Hoppe founded the trust Mendener Stiftung für Denkmal und Kultur, aiming to save the small house at Stadtmauer No.5 from decay.
The two storey house was reconstructed and is now a dependance of the local Museum in Menden and displays life around 1900.
However on June 13th 2015
we will turn back time another hundred years to 1814, because then the
(Milliner & Dressmaker Shop)
will move in for one day.
The tiny rooms, with a ceiling less than 2 metres high (or low), will be transported into a vivid milliner shop from 11 am to 4 pm by a couple of lovely re-enactors.
And while there's cheerful bustle around the latest fashion in the shop on the ground floor,
the first floor will be inhabited by a fashion plate painter, seamstresses and embroideresses, who are working busily.
An apprentice will also be there as well as a strict landlady, who will take care of ensuring good manners.

Das Schmarotzerhaus an der Stadtmauer 5 in Menden wird zu Mme Bettingers Putz & Modenhandlung
The Schmarotzerhaus will become Mme Bettinger's Milliner and Dressmaker Shop

1807, Le Bon Genre, Atelier de Modistes (Quelle/source: Dames a La Mode)


 Der Eingang mit dem Herd, das Reich der Hauswirtin
The entrance with the stove, where the landlady reigns

  Vom Eingang geht's im Juni in den Ladenbereich
In June the entrance leads two stairs up into the shop

1802, The milliner's shop 
(Quelle/source: via pinterest)

Auf halber Treppe von der Schuhmacherwerkstatt hinunter
On half staircase down from the shoemaker's workshop to the entrance

Auf dem Weg ins Obergeschoss
On the way to the first floor

Enge, steile Treppen
narrow and steep stairs

Dieses Zimmer wird sich die aus der Ferne angereiste berühmte Vorlagenmalerin mit dem Lehrmädchen und der Hauswirtin teilen - früher rückte man zusammen!
This room will be shared by the famous and far travelled fashion plate painter, the apprentice and the land lady - people back then were used to cramped confines!

In den beiden Räumen rechts werden die Näherinnen und Stickerinnen zu finden sein
The two small rooms on the right will be inhabited by the seamstresses and embroideresses

Und wieder treppab zurück in den Laden, der ganzjährig eine Schneiderwerkstatt um 1900 beherbergt, aber...
And downstairs back to the shop, which actually is a tailors workshop as seen around 1900, but...

April 1809, Journal für Fabriken, Manufakturen, Handlung, Kunst und Mode  (Leipzig) Tab III (Quelle/source: via googlebooks)

...am 13.Juni dann hoffentlich die Herzen der Damen um 1814 höher schlagen lässt.
...on June 13th hopefully pleases the taste of ladies of the year 1814.

In den folgenden Wochen werde ich noch ein bisschen mehr über dieses bezaubernde Projekt berichten, ein Besuch im Schmarotzerhaus ist aber ganzjährig möglich.
Es hat jeden ersten Samstag im Monat von 11 Uhr bis 12 Uhr für Interessierte geöffnet.
Weitere Fotos finden sich hier: Galerie Schmarotzerhaus
In the upcoming weeks I'll share more about this project, but you can visit the Schmarotzerhaus throughout the year.
It opens it's doors each month's first Saturday from 11 am to 12 am.
More photos are provided here: Galerie Schmarotzerhaus

Montag, 9. Februar 2015

Zur Zierde nimmt sie Schnüre aus hellgrünem Taffet

 Ich habe mit den vergangenen Beiträgen hoffentlich bewiesen, dass ein neues Kleid nicht immer eine Bestellung im Warenlager des Stoffhändlers voraussetzt.
Oftmals wurde Vorhandenes nach der Mode und dem neusten Geschmack verändert.
An meiner 1812 Robe de Marcelline (die ich allerdings nicht, wie es der Name Marcelline andeutet, in Seide, sondern in Baumwolle gefertigt hatte) gefiel mir besonders der üppige Rüschenbesatz (lt. Journal des Luxus und der Moden auch 'en falbala' genannt), während das Oberteil nicht wirklich  meinem Geschmack entsprach - kurzum fiel es der Schere zum Opfer, um mit der Mode zu gehen.
I have hopefully verified with my past blog entries that a new dress doesn't inevitably mean an order for new yardage of fabric.
Often times garments would just have been altered to match fashion and the latest taste and craze.
I was especially fond of my 1812 Robe de Marcelline's (which I hadn't stitched, as the term 'Marcelline' might indicate in silk, but in cotton) ruffled hem (also called 'en falbala' according to the Journal des Luxus und der Moden), while I never truly appreciated the style of the bodice - to cut a long story short, I pulled out my scissors to follow fashion.
Das frühlingsgrüne Oberteil vor der Umwandlung
The spring green bodice before the change

Das Vorderteil wurde entfernt, indem die Seitennaht und die Naht zum Träger/Ärmel geöffnet und der Saum zum Rockteil abgetrennt wurde.
The front was cut off by opening the seams at the sides, shoulder straps/sleeves and skirt.

Und schon wurde das neue Futter eingenäht, ehe...
And the new lining was sewn in, before...

...das neue Vorderteil mit den hellgrünen Paspeln aufgesetzt wurde.
...the new front with the green piping was stitched on top.

Die Paspeln oder auch Schnüre bestehen aus hellgrünem Taft. Die Farbe weicht wieder einige Nuancen vom Ton des Kleides ab.
The piping is made of spring green taffeta. The colour is slightly off the shade of the dress.

Die Innenansicht
Inside view

Dadurch, dass das Futter antlang der Brust ausgespart wurde, drapiert sich der Stoff (der im Querverlauf geschnitten wurde) außen besser.
As there's no lining around the bosom, the fabric (which was cut on the bias) drapes very well.

Auf Taillienhöhe wurde innen ein Band eingenäht, welches im Rücken verknotet wird und das Vorderteil daran hindert zu rutschen.
On waist level I've sewn in a band, which is knotted in the back, and thus helps the front to stay in place.

Die Verbindung von Vorderteil zum Schulterstück von außen...
The connection of the front to the shoulder iece from the outside...

...und von innen.
...and the inside.

 Und so trägt sich das neue Kleid, komplettiert durch die passende neue Haube nach Fa. Leopold, Berlin.
And this is how it looks when worn, completed with the matching new cap after Fa. Leopold, Berlin.

Mit verschiedenen Grüntönen bereit, dem Frühling zu begegnen.
With different shades of green, I'm ready to greet spring.

Und die Haube, die vom Herrn des Hauses den treffenden Beinamen 'Eisbergsalat' erhalten hat,
im Profil.
And the cap, which was given the appropriate name 'iceberg lettuce' by the husband, presented side-faced.


Montag, 2. Februar 2015

I'm singing in the rain...

Ich eröffne sicherlich keine bahnbrechenden Neuigkeiten, wenn ich verkünde, dass es vor gut 200 Jahren nicht nur Sonnentage gab, sondern auch grauen Himmel und Regen.
Folglich sah man auf den Straßen nicht nur die kleinen Parasols der Damen in munteren Farben gegen die Sonnenstrahlen gestemmt, sondern man stattete sich auch mit Regenschirmen aus - vornehm französisch: parapluie.
Kennzeichnend für diese Regenschirme, die zumeist von Herren genutzt wurden (als Dame blieb man wohl bei Regenwetter eher in der Stube), war ihre enorme Größe, ihr Gewicht und dass sie nicht in tristem Schwarz daherkamen, sondern sehr farbig waren. Die bevorzugten Farben dieser Herrenschirme waren Grün, Rot und Blau, wobei der äußere Rand mit einer gestreiften Borte abgesetzt war.
Der Bezug bestand aus Seide oder Baumwolle.
I certainly do not break breathtaking news, when I announce, that there haven't been just sunny days 200 years ago, but also grey skies and rain.
Hence the streets were not only filled by ladies' lovely little parasols, which colourfully did their duty to protect against the sunbeams, but occassionally umbrellas were seen as well - nobly called: parapluie.
These umbrellas, which were usually used by gentlemen (probably ladies stayed at home during rain), are distinguished by their size, weight and the fact, that they weren't seen in dull black, but were quite colourful. Popular colours have been green, red and blue, most commonly with a small striped edge.
The canopy was made of silk or cotton.

1806/07 Christoffer Suhr, Der Ausruf in Hamburg, 
Der Regenschirmverkäufer (Tafel 62)

Regenschirme wurden aber nicht nur verkauft, sondern auch von den Regenschirmmachern stets ausgebessert.
Das Dach eines Schirms besteht zumeist aus einer ungeraden Anzahl von Segmenten, im Gegensatz zu heutigen Schirmen.
Eine kleine Auswahl an Herrenschirmen befindet sich unter der Rubrik "Schuhe, Hüte und Putz".
Umbrellas were not only sold, but also often mended by the workers of a parasolerie.
The canopy of these umbrellas usually counts an uneven number of segments, contrary to modern umbrellas.
A small collection can be found on the board "Schuhe, Hüte und Putz".

around 1800, James Ward, Studies of figures with children

Die Studie aus der Feder James Wards zeigt uns einen dieser Schirme ausnahmsweise in den Händen einer Frau. Das Bild gibt die Größe des Schirms sehr gut wieder und verrät vielleicht auch einiges über das Gewicht. An dieser Stelle sei bemerkt, dass der Schirmhändler nicht zu beneiden ist, den das Dutzend Schirme, welches er mit sich herumschleppt, wiegt beinah 25 Pfund.
The study from James Ward depicts ther rare sight of a woman holding an umbrella. The picture tells a lot about the size of the umbrella and maybe gives a good hint on the weight as well.
I may reveal, that the poor umbrella seller isn't to be envied, because that dozen of parapluies weighs nearly 25 pounds.

 Der Schirm hat eine Länge von 95 Zentimetern.
The umbrella measures 95 centimeter in lenght.

Das Gewicht von etwa 2 Pfund rührt von der Verwendung von Fischbein (Baleen) her, aus dem die neun Rippern gefertigt sind. Die Rippen sind an der Spitze mit Messingkappen versehen.
The weight of nearly 2 pounds derives from the use of baleen for the nine ribs. The tips are made of brass.

Der Stock ist ebenfalls aus Messing gefertigt und umschließt einen Holzkern. Ich bin mir nicht sicher, ob der Griff ein Original ist, da er eine Naht hat und maschinell gefertigt zu sein scheint.
The tube is also made of brass and encloses a wooden tube. I'm not certain whether the handle is original as it has a seam and seems to be machine made.

Die Schirmspitze. Der Oberstoff ist eingerissen und zeigt den baumwollenen Unterstoff, der innen in der Spitze des Daches über das Gestänge gelegt wurde.
The end of the umbrella. The silk is torn and reveals a glimpse on the cotton piece, which is added to protect the silk from the ribs at top inside.

Möglicherweise wurde diese Stelle bereits ausgebessert und mit Handstichen angenäht.
Probably the top piece of the canopy was changed and sewn on with hand stitches.

Weitere Ausbesserungen wurden an den Spitzen vorgenommen, wo der Stoff am ehesten einreisst.
Der Schirm ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, ein genaues Jahr oder eine Dekade lässt sich nur schwer bestimmen. 
More mending at the tips, where the silk easily got torn.
The umbrella was made in the first half of the 19th century, a precise year or decade is difficult to determine.

Die Bordüre des Seidenstoffes mit der durch Handstiche verstärkten Kante.
The border of the silk and hand stitches along the edge.

Die neun Teile des Bezug wurden von Hand mit Rückstichen vernäht. Der Seidenstoff ähnelt einem festeren Seiden Habotai Stoff. Erstaunlicherweise franst er kaum aus.
The nine pieces of the canopy were sewn by hand with backstitch. The silk is similar to silk habotai. Amazingly it hardly frays.

Der Spitzenköcher, ebenfalls aus Messing. In nächster Zeit werde ich die Stellen an der Spitze behutsam ausbessern, glücklicherweise hat der Stoff ansonsten keine Löcher oder Schadstellen und kann somit erhalten werden.
The tip cup, also made of brass. Soon I'm going to carefully mend the torn silk along the tips, luckily the canopy has no further holes or damages and can be preserved as it is.

...I'm singing in the rain...
 
Edit: Was sechs Jahre später aus dem Schirm geworden ist, kann man hier nachlesen: