Donnerstag, 27. April 2017

Der kleine Luxus für unterwegs: Das Reise-Coffe-Ameublement

Zu später Stunde kehrte Mad. Bettinger von ihrem stets unterhaltsamen Mittwochs-Salon heim. Noch recht beschwingt von der heiteren Atmosphäre, gönnte sie sich einen Blick in die Auslage eines Händlers und entdeckte eine Novität, die sie am folgenden Morgen wieder in die Kunstwaarenhandlung führen sollte.
In the late hours Mme Bettinger returned home from her delightful Wednesday Salon. Still excited from the jolly atmosphere, she treated herself with a peek into the shop window of a merchant on her way home and spotted a novelty, which lured her back to the shop on the very next morning.
Was hatte Mad. Bettinger entdeckt, dass sie sich beinah nach dem late night shopping des 21.Jahrhunderts sehnte? 
Eine kleine handwerkliche Kostbarkeit, die widerum einen noch größeren Schatz zu schützen pflegte.
What was it, that caught Mme Bettinger's attention almost to a degree that she dreamt of 21st century late night shopping? 
A small preciosity of craftmanship, which used to protect an even more valuable treasure.

Futteral, Paris 1797-1809 (Quelle/source: Koller)
Futteral für ein Reisegedeck, Paris 1770er, Invent 1974.221.a.-f. (Quelle/source: HMB Historisches Museum Basel)
Gutes Porzellan und Gegenstände für den Haushalt waren kostbar, dennoch wollte man auch auf Reisen oft nicht auf den gewohnten Komfort verzichten. Eigens gefertigte und maßgeschneiderte Futterale für das Reisenecessaire waren die Lösung und sie waren nicht minder schön gearbeitet als der Inhalt.
Porcelain and tableware have been precious, still many weren't willing to do without their usual comfort on journeys. Custom made cases for the travelling goods proofed to be a great solution and these weren't less beautifully made than their content.
Kaum verwunderlich, dass sich Mad. B. für die kleinen Schachteln für eine Coffe/Thee Tasse samt Untertasse prompt begeistern konnte, auch wenn die Aussicht auf Reisen sie nicht immer zu Begeisterungsstürmen hinreisst.
No wonder Mme B. was delighted by the small cases for coffee/tea cups and saucers, even though journeys often aren't her cup of tea.

Für die Schachteln habe ich vier verschiedene Stärken an Holzpappe, Schmuck- oder Vorsatzpapier, Seide und einen alten ausgedienten Lederblouson aus den 1980er Jahren, sowie Messinghenkel und Überfallen verwendet. Dazu kamen Unmengen an Leim und noch mehr Geduld.
For the cases I used four different qualities of wooden pasteboard, book end papers, silk and an old worn and torn leather blouson from the 1980s, furthermore a brass handle and closures. I also needed loads of glue and even more patience.
 
Die Schachteln haben einen Durchmesser von etwa 16 Zentimetern und eine Höhe von weniger als 12 Zentimetern.
The cases measure approx. 16 Zentimetres in diametre and are less than 12 centimetres high.
Die kleinen Messinghenkel stammen aus der Möbelwerkstatt.
The tiny brass handles are taken from the carpentry.
Haken halten die Überfallen geschlossen.
Hooks keep the closures shut.
Die Untertasse liegt geschützt in einem Bodenfutteral. Das Maß ist so berechnet, dass es für verschiedene Untertassenformen passend ist.
The saucer is sitting safe in a padded ring. The measurement is taken to fit for several different saucer shapes.
In die Untertasse wird eine weitere Lage gestellt, in welcher die Tasse einen sicheren Hort findet.
A further interior piece is placed on the saucer to give a safe nest for the cup.
Auch an verschiedene Tassenmaße habe ich gedacht, sodass sowohl die hohe Tasse der Manufaktur Nast, als auch die eher kleine gedrungene Tasse der Manufaktur Fürstenberg hineinpassen.
I also adjusted it to work for different cup measurements. The high cup from the manufacture Nast fits as well as the small and wide Fürstenberg cup.
Durch Filz unter der Seide ist das Porzellan gut geschützt.
With felt hidden under the silk the porcelain is kept safe.
Gleich verpackt für kommende (Studien-)Reisen und Pique-Niques ist...jetzt muß nur noch Reisewetter kommen.
Wrapped up for upcoming travels and pique-niques...now when will spring finally arrive?

11 Kommentare:

  1. Einfach fantastisch, was Du aus Pappe, Papier, Seide, Leder und so viel Geduld zauberst!
    Ich bin so gespannt, das Kasterl einmal in Echt zu sehen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Merci :) Die Anfertigung war eine sehr schöne Abwechslung und ich hoffe, wir sehen uns in Kürze auf eine Tasse Thee oder Coffe!

      Löschen
  2. Ich bin einfach nur begeistert, was deine magischen Hände alles zustande bringen!
    Ebenso bewundernswert ist deine Geduld!
    Wunderschön!!!

    Liebe Grüße, Kerstin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen lieben Dank!
      Ich hoffe, die letzte Sendung von Mme S. ist sicher bei Dir eingetroffen ;)

      Löschen
    2. Das ist sie! Die Postkutsche hatte diesmal ein wenig Zeitverlust, da gewisse Wettergegebenheiten die Pferde nur schlecht voran kommen ließen. Aber alles ist heil geblieben!
      Ich bin überwältigt, vielen Dank nochmal!

      Löschen
  3. Wie schön! Unglaublich, daß Dir nie die Ideen ausgehen (oder ständig genügend Anregungen über den Weg laufen). Eine wunderbare Umsetzung, jetzt fehlt nur noch ein Diener, der Dir die ganze stilvolle Ausstattung hinterher trägt ;-) Auf jeden Fall ist das Ensemble ein äußerst gelungener Augenschmaus, der in mir ein wenig die Erinnerung an meinen kindlichen Eifer beim Auseinandernehmen von Matrioschkas oder Schachtelsets weckt, immer in Erwartung einer weiteren Kostbarkeit oder verborgener Schätze... LG Hannah

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dankeschön!
      Wenn man sich durch die unglaubliche Vielfalt der Journale und Briefe/Tagebücher arbeitet trifft man immer wieder auf längst vergessene, wunderbare Dinge und es ist immer wieder eine Freude sie zu erforschen :) Papparbeiten sind eine tolle Ergänzung zur Arbeit am Nähtisch!

      Löschen
  4. Verblüffend! Absolut erstaunlich, was für Gegenstände Du in der Lage bist zu fertigen. Und wieder einmal vielen Dank für die Hintergrundinformationen.

    Wäre mal interessant zu wissen, was in 200 Jahren über heutige, für uns völlig normale Alltagsgegenstände geschrieben wird. Bestimmt werden unsere Nachfahren oftmals auch erstaunt sein, was wir für Utensilien wir benutzen. "Dieses quaderförmige Teil nannte man "Fernbedinung". Sie wurde zur Bedienung elektrischer Geräte benutzt. Unglaublich, aber damals wussten die Menschen noch nicht mit Telekinese umzugehen." ;-)

    Liebe Grüße
    Emily

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Herzlichen Dank!
      Wie Du sicherlich an meinem Fernbleiben aus dem Forum bemerkt hast, war ich in den letzten Wochen - neben Gartenarbeit - vollkommen in diese Arbeit versunken. Es war wirklich ein Vergnügen und eine unergessliche Lehrstunde.
      Und mit dem Blick in die Zukunft hast Du recht, z.B. ist ja schon die Kassette ziemlich in Vergessenheit geraten...rückblickend auf damals finde ich, dass die Verbreitung der Journale ein wahrer Glücksfall sind, ich staune oft nicht schlecht, was sich da alles findet!

      Löschen
  5. Was du nicht alles machst, liebe Sabine! Das ist wieder mal bewundernswert perfekt gearbeitet, da könntest Du doch glatt in Serienproduktion gehen.
    Diese Reiseköfferchen mit allerlei Nützlichkeiten bestaune ich ja immer wieder gerne in diversen Museen und ich finde, Deine zauberhafte Kreation hier könnte man als zusätzliches Schauobjekt gut und gerne neben jedes Original in die Vitrine stellen.

    Herzliche Grüße auch hier nochmals an Dich
    von Constanze

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Herzlichen Dank für die lieben Worte.
      Die Arbeit an den Futteralen war tatsächliche eine schöne und willkommene Abwechslung von der doch monotonen Haltung beim Nähen (behauptet zumindest mein Rücken).

      Löschen