Sonntag, 27. Juli 2014

Journal Journey into the Year 1811: Juli 'Journal des Luxus und der Moden'


Unser Sommer war in den letzten Tagen von großer Hitze geprägt. Oberste Priorität haben da ein kühles Plätzchen oder zumindest ein gewisses Maß an Schatten, um einen kühlen Kopf bei der Recherche zu bewahren.
Der Sommer des Jahres 1811 lässt ähnliches vermuten, denn im Journal des Luxus und der Moden dreht sich alles nur um Hüte!
Es wird bunt, es wird blumig und unter Federbüscheln werden wir auch eitle Pfauen einherschreiten sehen.
In the past days of this summer we truly suffered from a heat wave. First priority was to find a cool place or a minimum of shade, to be able to do some research.
The summer of 1811 indicates something similar, as the Journal des Luxus und der Moden was all about hats!
It will be colourful, fancy flowers galore and plumes, under which we will also spot gentlemen peacocks parading.

Journal des Luxus und der Moden 
Juli 1811
 (Herausgeber/Verleger Friedrich Justin Bertuch, Weimar)
1811, Juli, Journal des Luxus und der Moden
 XII. Erklärung der Kupfertafeln
Tafel 19. Diese junge Dame trägt einen Chemise-Kragen von Mull, gestickt und mit eingeschlagenen Falten. Zu diesem eleganten Neglié gehören jetzt Brodequins oder Halbstiefel von Saffian (1). 
Tafel 20. 1. Der zierliche Hut ist von Perkale, mit dazwischen gesetzten Streifen von Spitzengrund. Das Kleid ebenfalls von Perkal.
2. Die junge Dame trägt ein Canezou oder Spenzerleibchen von himmelblauer Levantine mit Franzen garniert. Der gelbe Strohhut ist durch unterlegten Atlas gezieret, so wie zarte Guirlanden inwendig am Schirm noch häufig getragen werden.
 ***Erklärungen/Anmerkungen***
(1) Saffian oder Maroquin ist ein sehr feines und weiches Ziegenleder, welches künstlich genarbt, einseitig gefärbt aber nicht lackiert wird
  XII. Explanation of the copper plates   
 Plate 19. The young lady is wearing a chemise collar of gauze, embroidered and with pleats.
This elegant negligee is completed by brodequins or half boots made of morocco leather (1).
Plate 20. 1. The delicate hat is made of percale with stripes of lace inbetween. The dress is also made of percale.
2. The young lady is wearing a canezou or spencer made of celestial Levantine, adorned with fringe. The yellow straw hat is embellished with satin, and with delicate festoons, which are still worn on the inside of the brim quite often. 

***Explanations/Annotations***
(1) morcco leather or maroquin is a very thin and soft kid leather, which is artificially shagreened, dyed on one side and not painted.
 X. Pariser Modeberichte
1801, Costume Parisien, Chapeau a la Russe (Quelle/source: Les coiffures a la mode)

Wenn man dem schönen Geschlechte Eitelkeit und mannichfaltigen Wechsel in den Moden vorwirft, so passt dieses ebenso gut auch auf die Männer. Wie reichhaltig ist z.B. jetzt nicht bloß das Capitel der Hüte. Eine flüchtig entworfene Liste davon wird dieses am besten erläutern.
Die Hüte a la Henri IV., vorn aufgeschlagen, und von weißen schwankenden Straußenfedern beschattet, zieren nur die ersten Häupter des Staats. – Zur gestickten Kleidung werden ferner dreieckige Hüte mit eingelegten weißen und schwarzen Federn getragen, erstere von hoffähigen Personen und den Staatsbeamten der ersten Classe, letztere von Fonctionairs der zweiten Classe. Männer, die nicht bei Hofe erscheinen oder bedeutende Staatsämter haben, tragen den einfach gestutzen französischen Hut mit einer Kette und Knopfe von feinsten Stahl.
Den Klapphut (le claque) und den russischen hohen Hut (siehe Abbildung oben) übergehen wir als hinlänglich bekannt.
Der Basile hut (chapeau a la basile) nach der bekannten Rolle im Barbier von Sevilla (1) so genannt, ist ganz rund mit breiten und niedergeschlagenem Rande. 
Unsere Vorfahren nannten es Schlapphüte (chapeau clabaud) oder a la Janseniste. Einige Geistliche tragen diese Art noch.
Männer, welche auf das Land gehen, wählen einen Strohhut, und die Liebhaber von Neuigkeiten, einen chapeau a la Montgolfier, ganz rund von Form.
Elegante Herren trugen noch vor kurzem gewölbte Hüte (chapeau cintré) oder in nachenform (a bateau) (2), die Seitenränder schmal und aufgekrampt, vorn und hinten heruntergekrempt.
Der Bostonsche Hut (chapeau a la bostonienne) gehört für die Anglomanen. Man erkennt ihn leicht daran, dass der obere Theil statt rund, oval ist.
Die ausgebreiteste Mode ist der Robinson=Hut (chapeau a la Robinson) (3), dessen Kopf sich verschmälert und einem Zuckerhut, den man oberhalb quer durchgeschnitten hat, gleicht.

 X. Parisian Fashion report
  If you accuse the fair sex of vanity and the varied change of fashions, this will also fit for the gentlemen. How comprehensive is for example not only the chapter about hats. A hasty assembled list of this will reveal the thesis.
The hats a la Henry IV., turned up at the front, and shaded by white wavering ostrich feathers, do adorn solely the first heads of the state. – Added to the richly embroidered garments, triangle (or tricorn?) hats with attached white and black feathers are worn, the first by those of the high rank at court and state officials of first rank, the latter of officers of the second rank. Gentlemen, who are not part of the court or aren’t high ranked officers, simply wear the low French hat with a chain and button of finest steel.
The claque hat and the high russian hat (see fashion plate above) do not need any further detailed information as they are commonly known.
 The basile hat (chapeau a la basile) named after a famous character in the play Barber of Seville (1), is entirely round with a wide turned down brim.
Our ancestors called them slouch hats (chapeau clabaud) or a la Janseniste. Some clergymen still wear this style today.
Gentlemen, who intend to visit the countryside, choose a straw hat, and the admirer of novilties a chapeau a la Montgolfier, entirely round in shape.
Elegant gentlemen recently have worn short domed hats (chapeau cintré) or those shaped like a boat (a bateau) (2), the side brims small and turned up or arched, while turned down in the front and back.
The bostonian hat (chapeau a la bostonienne) is suitable for the anglophile. It’s easily recognized by it’s crown, which is oval instead of circular.
The fashion most wide spread remains the Robinson hat (chapeau a la Robinson) (3), which is cone shaped like a sugar cone, cut horizontally half way up.
 
 Vom 10.Junius 
Ein Bandeau von Blumen, so wie am Hinterkopf ein Blumennetz, bildeten vorigen Sonntag den Kopfschmuck vieler Damen. Viele andere Kopfaufsätze waren durch die schönen, vorn herumlaufenden Haarkämme geziert, deren Platte oberhalb Monde oder Zacken hat, auf denen weiße Perlen, Korallen oder Stückchen Lapis Lazuli sitzen. Auf allen Hüten von Bast, so wie von Gros de Naples (eine Art starkes, seidenes Zeuch) zeigte sich die gewöhnliche Guirlande. In den Guirlanden a la jardiniere sah man vorzüglich Kornblumen (4). Zu den Guirlanden von einer Art Blumen wählte man vorzüglich Feldrosen (rosa arvensis, siehe Abbildung folgend).
10th of June
A bandeau of flowers, and a filet net of flowers at the back of the head, was seen as decoration last Sunday on ladies’ heads aplenty. Many other head decorations were embellished by circular combs embracing the head, ending in moons and jags on top, adorned with white pearls, corals or cut pieces of lapis lazuli. All hats made of bast, or of gros de naples (a kind of strong, silk fabric) was adorned by a simple festoon. The festoons a la jardinière were usually made of corn flowers (4). Other festoons favoured the choice of the field rose (rosa arvensis, see following picture).

Rose des champs - Rosa Arvensis 
(Quelle/source: botanical.com)

Vom 15. Junius
Der Bast (paille blanche), welcher gewöhnlich vierzehn Tage nach der bekannten Fahrt nach Longchamp (5) schon wieder in Mode ist, wird jetzt häufiger als vor zwei Monaten getragen.
Daraus folgt, dass die gelben Strohhüte und die Kapoten von Perkale und von Mousselingaze in kleiner Zahl gesehen werden. Ferner trägt man grüne Capoten; einige dieser Capoten sind mit Strohband eingefasst. Die vorherrschende Blume ist jetzt die Nelke. Alle Bänder werden noch ausgeschweift (festonnés) getragen. Eben so in Bogen müssen alle Besetzungen unten an den Roben, oben an den Ärmeln, canezous, und fichus-guimpes (6) sein, doch wäre die Garnitur unvollkommen, wenn nicht jede Zacke des Festons oder Bogens wieder durch Stickerei verziert wird.
15th of June
The bast (paille blanche), which is, usually worn a fortnight after the common journey to Longchamp (5), again in fashion, and is now sported more often then two months ago.
That leads to the fact that yellow straw hats and caoptes made of percale and muslin gauze are seen less often. But green caoptes are more widely spread; some of these capotes are bound with straw ribbon. The preferred flower is the carnation. All ribbons are scalloped (festonnés).
Also the hems of gowns, the sleeves, canezous and fichu-guimpes (6) have to be scalloped, but the decoration wouldn’t be complete without an embroidery in every pinked scallop and jag.

1803, Charles Vernet, Promenade de Longchamp 

***Erklärungen/Anmerkungen***
(1) Le Barbier de Seville ist ein Schauspiel in vier Akten von Beaumarchais, das im Februar 1775 uraufgeführt wurde. Erst 1816 kam es als Oper durch Gioachino Rossini auf die Bühnen. 1818 wurde es erstmals in London aufgeführt.
(2) Chapeau a la bateau oder a la barque siehe Journal Journey into the Year 1811 Juni
(3) Chapeau a la Robinson siehe Journal Journey into the Year 1811 Februar  
(4) Eine Anleitung zur Herstellung von Kornblumen als Hutschmuck findet sich hier 
(5) Im Juni fanden in Longchamp in Paris die berühmten Pferderennen statt, allerdings wurde die heute bekannte Pferderennbahn erst in den 1850er Jahren angelegt
(siehe Abbildung oben) 
(6) fichu -guimpes auch als 'fichu' oder 'Schultertuch' gebräuchlich
***Explanations/Annotations***
(1) Le barbier de Seville is a play in four acts by Beaumarchais, which was first on stage in February 1775. In 1816 the famous opera by Gioachine Rossini came onto stage. In 1818 it was premiered in London.
(2) Chapeau a la bateau oder a la barque see Journal Journey into the Year 1811 Juni
(3) Chapeau a la Robinson see Journal Journey into the Year 1811 Februar  
(4) A tutorial for hat's cornflowers can be found here 
(5) In june horseraces took place in Longchamp Paris, however the famous Hippodrome wasn't built until the 1850s
(6) fichu-guimpes, more commonly referred to as 'fichu' or kerchief 

Ob sich in Paris und London auch alles um Hüte dreht? Ob wir Damen mit reich bestückten Blumenhüten nebst ihren eitlen Pfauen flanieren sehen?
Wonder if it's all about hats in Paris and London, too? Wether we'll see ladies in their decorated fancy flower hats promenade next to regency peacock gentlemen?

An dieser Stelle gebe ich ab an Alessandra für die neusten Moden aus Paris vom/
And now I like to direct you to Alessandra for the latest fashions of Paris from
und an Maggie für einen Überblick aus London/and to Maggie for an overview from London via
  "Ackermann's Repository",
sowie an Natalie für die Neuigkeiten vom Londoner Hof/and to Natalie for news from London's court
  "LaBelle Assemblée"


Montag, 21. Juli 2014

Hoch die (Schokoladen-) Tassen!

Schon im vergangenen März fiel in dem Beitrag "Morgenstund' hat Gold Wein im Mund" über das Frühstücksgetränk Sapajeau der Hinweis auf einen Seelentröster aus der Zeit der Olmeken:
Schokolade!
Findige Leser haben zwischenzeitlich sicherlich auch schon folgenden kleinen Banner auf meiner Seite entdeckt, der zum Historical Food Fortnightly Projekt führt.

Und wie es sich trifft, passt die Milch - Choccolate nach Francois Le Goullon wunderbar zu aktuellen Thema Nr.4 'Foreign Foods' also 'Fremde Köstlichkeiten'.
Die Schokolade gelangte im 17.Jahrhundert nach Europa und setzte sich in Deutschland nur zögerlich und eher als Medizin durch, bis sie ab Mitte des 18.Jahrhunderts allmählich als Genussmittel in Mode kam und ihre Bitterkeit durch ausgeklügelte Zubereitung als Getränk verlor.
Gegen 1800 war ihr Siegeszug kaum noch zu bremsen (ein Glück!), denn der schmackhafte, flüssige Seelentröster hatte brilliante Fürsprecher.
Alexander von Humboldt (1769-1859) lobte: "Kein zweites Mal hat die Natur eine solche Fülle der wertvollsten Nährstoffe auf einem so kleinen Raum zusammengedrängt wie gerade bei der Kakaobohne."
Auch Goethe war bekennender Freund der süßen Verführung und bestellte regelmäßig seine Rationen Schokolade bei der Firma Riquet in Leipzig.
Hierbei handelt es sich immer um Schokolade, die als Zusatz für Getränke im Gebrauch war, Milchschokolade kam in Deutschland erst 1839 in den Handel und auf Esschokolade mußte man nochmal etwa zehn weitere Jahre (1848) warten (Quelle: Magazin für Schokolade und Kakao)
 In last March's blogpost "Morgenstund' hat Gold Wein im Mund" about the breakfast beverage Sapajeau, I've given a short hint on a feel-good nourishment reaching back to the times of the Olmecs:
Chocolate!
Some of my readers might also have detected the banner of the Historical Food Fortnightly on my sidebar and finally with challenge No.4 'Foreign Foods' I'd like to share Francois le Goullon's recipe.
Chocolate came to Europe in the 17th century, but only gradually spread in Germany, mainly as a pharmaceutical ingredient, until it finally became a luxury food from mid 18th century and lost it's bitter taste with delightful beverage recipes.
Around 1800 it's triumphal procession was hardly stoppable (hurray!), because the tasty, liquid source of happiness had brilliant advocates.
Alexander von Humboldt (1769-1859) praised: "Not a second time nature has developed such abundance of valuable nutrients on such small space as in a cacao bean."
Goethe was also an avid admirer of this sweet persuasion and regularly ordered his chocolate at Riquets in Leipzig.
However we do talk about chocolate as an ingredient to beverages only, because it wasn't before 1839 until milk chocolate was sold in Germany, and it took nearly a further decade (1848) until chocolate bars solely as sweets were available. (Source: Magazin für Schokolade und Kakao)

Aber nun zurück ins beschauliche Weimar und an die Töpfe des Hofkonditors Francois Le Goullon.
In seinem Buch 'Der elegante Theetisch', das 1800 in Weimar verlegt wurde, teilt er unter dem Kapitel 'Frühstücksgetränke' das unvergleichliche Rezept.
Eingangs weist er allerdings darauf hin, dass die folgenden Getränke,
"...nur bei Dejeuners, oder besonderen Gelegenheiten, als nach Schlittenfahrten und dergleichen..."
serviert werden sollten.
An dieser Stelle erscheint der Juli und dazu noch die zurückliegende Woche mit beinah 40°C als wenig geeignet, ignorieren wir die Erwähnung der Schlittenfahrt geflissentlich und kommen zum eigentlichen Rezept!
But now let's return to the quaint city of Weimar and to the kettles of the court's confectioner Francois Le Goullon.
In his 1800 publication 'Der elegante Theetisch', which was published in Weimar, we'll find the amazing recipe in the chapter about breakfast beverages.
First he begins with the mention, that these beverages are solely served
"...for Dejeuners, or on special occassions, like after a sleigh ride or similar..."
Well, it might occur slightly inappropriate in July and while facing close to 40°C outside, but we shall agree to ignore the mention of a sleigh ride and head on to the recipe!

1800, Francois Le Goullon, der elegante Theetisch 
(Quelle/source: googlebooks)

Für die Milch Choccolate benötigt man:
3 Nösel (1 Nösel entspricht 500ml oder 1 Pfund) Milch
6 Eidotter
12 Loth (1 Loth entspricht etwa 15gr) geriebene Schokolade
1-2 Loth Zucker

The milk chocolate requiers the following ingredients:
1.5 litre milk
6 egg yolks
approx 180 gr grated chocolate
15 - 30 gr sugar


Ich habe das Rezept gedrittelt, was etwa drei reichliche Tassen des samtigen Getränks ergibt.
Bei der Milch handelt es sich um Demetermilch, die einen hohen Fettgehalt hat und lediglich pasteurisiert wird.
In der Zeit um 1800 hätte man zu Rohrzucker gegriffen, leider hatte ich nur noch einen Rest weißen Zucker im Vorratsschrank (wir süßen üblicherweise mit Agavensirup)
Und natürlich gehören beim Dritteln nur zwei Bioeier ins Bild...aus dem Eiklar kann man übrigens im Handumdrehn noch Baiser zu der Trinkschokolade zaubern.
Die Schokolade ist eine dunkle Sorte mit 70% Kakaogehalt. Was für uns heute überaus erschwinglich ist, bedeutet im Jahre 1776 noch eine beträchtliche Ausgabe. Ein Nösel/Pfund kostete bei der Firma Joseph Fry & Sons, England etwa 35 p, was dem wöchentlich Gehalt eines Landarbeiters entsprach. (Quelle: Magazin für Schokolade und Kakao)
 I have taken only a third of the ingredients, which serves three big cups of the tasty beverage.
The milk is organic milk, high in fat and only pasteurized.
Around 1800 the sugar would have been brown sugar (unprocessed cane sugar), but unfortunately I only had a small amount of white sugar in my cupboard as we usually use agave sirup for sweetening.
And of course a third means only two eggs, instead of the depicted three...the egg white makes tasty meringues, which can be served with the chocolate. 
The chocolate is a dark chocolate with 70% cacao. What's quite an unexpensive purchase for us today, meant a huge amount back in 1776. One pound of chocolate from Joseph Fry & Sons, England was 35p, which was the equivalent of a rural workers weekly income. (source: Magazin für Schokolade und Kakao)

Geriebene Schokolade - grated chocolate

Die Milch mit Fettaugen - the rich and fat milk

Zunächst wird die Milch erwärmt, ehe eine halbe Tasse abgeschöpft und mit den zwei Eigelb schaumig aufgeschlagen wird.
Die restliche Milch wird zum Kochen gebracht, dabei ist es wichtig genau den Augenblick abzupassen, in dem die Milch beginnt zu steigen.
First the milk is heated, please skim half a cup of the warm milk and whisk with the two egg yolk until really frothy.
The rest of the milk is heated until it starts to rise.

 Milch und Eigelb werden schaumig geschlagen - milk and egg yolks are beaten

Steigt die Milch, werden die Schokolade und der Zucker hinzugegeben und gekocht, bis die Milch wieder steigt, in diesem Moment kommt die schaumige Eiermilch hinzu und es wird weiter aufgeschlagen bis die Milch ein drittes Mal steigt...
If the milk starts to rise add the chocolate and sugar and then heat further til it starts to rise again, before you add the whisked milk and eggs mix. Continue to beat thoroughly until it rises for a third time...

...und dann wird serviert! Vorsicht, die Schokolade ist sehr heiß!
Aber vor allem ist sie schaumig, samtig, reichhaltig, nicht zu süß und unschlagbar köstlich!
...and then serve! Caution, it's very hot!
And it's frothy, velvety, rich, not too sweet and amazingly yummy!

Übrigens findet sich bei einem der Teilnehmer des Historical Food Forthnightly ein weiterer Beitrag zu einem köstlichen Schokoladengetränk, wie es im 17. Jahrhundert serviert wurde:
By the way, there's anaother amazing recipe from one of the members of Historical Food Forthnightly in this challenge with a spicy chocolate beverage right from the 17th century:

Donnerstag, 3. Juli 2014

Kannste knicken!

Sommer, Sonnenschein - das verlangt geradezu nach einem Parasol!
Eigentlich hatte ich sogar schon im vergangenen Jahr, nachdem ich meinen apfelgrünen Parasol restauriert hatte, auf einem lokalen Flohmarkt einen kleinen Puppenschirm erstanden, mit der Absicht in baldmöglich in einen geeigneten Sonnenschirm umzuwandeln...
...aber wie das so ist: das Schirmchen kam in einen Karton...der Karton auf den Schrank...darauf noch ein Karton...und geriet schließlich in Vergessenheit.
Doch mit dem letzten - etwas verspäteten - Frühjahrsputz im Nähzimmer kam der Karton samt Schirmchen vor vierzehn Tagen wieder zum Vorschein...
...und rasch auf die Werkbank.
Summer, sunshine - that simply calls for a parasol!
Actually I've bought a small doll's umbrella on a local fleamarket past summer after finishing the restauration of my apple green parasol. And I was determined to transform said doll's umbrella into a parasol...
...but as usual: the umbrella went into a box...the box onto a closet...buried under antoher box...and finally went off into oblivion.
But with my latest - albeit slightly belatet - spring clean in my sewing room a fortnight ago said box and umbrella made another appearance...
...and ended up on the work bench.

Aber der unscheinbare schwarze Puppenschirm sollte nicht einfach nur einen neuen Bezug erhalten, sondern er sollte ein echter 'Knicker' werden.
Bevor ich auf die Details der Verwandlung eingehe, zuvor noch ein kurzer Überblick über die verschiedenen Arten der kleinen Sonnenschirmchen, die um 1800 in Mode waren.
Zunächst wäre da der Sonnenschirm gänzlich ohne Knickmechanismus, 
also ein Stocksonnenschirm.
But the wee little doll's umbrella wasn't meant to just get a new canopy, instead it should be converted into a folding parasol.
Before I'm going to share the details of the developement, I'd like to give an overview of the different types of parasols, which were in fashion around 1800.
First there was a type of parasol with no folding mechanism at all,
like a walking-stick-parasol.

1813, Costume Parisien Cornette de Tulle, Robe de Perkale
(Quelle/source: SceneinthePast)

Nebenbei bemerkt: es wäre zu schade, nur dem Schirm Aufmerksamkeit zu schenken, denn das komplette Ensemble ist einfach bezaubernd.
Nicht wahr? Und nachdem wir den Augenschmaus genossen haben, geht es weiter zum nächsten Schirm, dem üblichen Knicker, dessen Stab mittig einen Gelenk hat, um ihn bequem zusammenzulegen.
Please do not only pay attention to the parasol, but also take notice of the amazing ensemble.
Beautiful, isn't it? After we have enjoyed this beautiful dress and cap, we'll move to the next style in parasols, the folding type, with a hinge at the cane, hence the parasol can easily be folded.

Diese beiden Examplare sind wohl am häufigsten in Gebrauch gewesen, allerdings gibt es auch noch zwei ungewöhnliche Arten.
Auf einigen Modekupfern sieht man Schirmchen, die eher an Fächer erinnern. 
Ihr Schirm ist entweder abgewinkelt mit einer Hülse auf einen Stock aufgesetzt...
Those two examples are the most common, but there are also two more unusual types.
On some fashion plates we see parasols, which remind us of fans.
The canopy is fastened in a brass jacket and set in an angle on a cane...
1808, Costume Parisien, Fichu a l'Iris
(Quelle/source: SceneinthePast)

...oder es ist in der Tat eher ein Fächer! 
(Im Gegensatz zu den Modekupfern, habe ich leider nur ein Original aus dem späteren 19. Jahrhundert gefunden, aber dort erkennt man den Mechanismus sehr gut)
...or it's really more of a fan! 
(In contrary to the many fashion plates, I've unfortunately only found a later piece of these in the museum's collections, but it explains the mechanism quite well)
Parasol late 19th century, accession no. 2009.300.1287
(Quelle/source: Metropolitan Museum, NY)

Und zu guter Letzt' gab es noch Exemplare, deren Gelenk direkt unterhalb der Federraste sitzt.
And finally we have those parasols, where the folding mechanism sits right below the top spring.
1802, Monthly Museum
(Quelle/source: SceneinthePast)

Und für eben jenen Sonnenschirm habe ich mich entschieden.
Zunächst galt es den Puppenschirm seinem Spielzeugdasein zu entreissen und ihn in die Einzelteile zu zerlegen.
And this is the type of parasol I decided on.
The first step was to free the doll's parasol from it's toy status and to demount it into single pieces.
Der schwarze Polyesterbezug diente lediglich dazu Maß zu nehmen, ehe er ein letztes Mal seine Flügel aufschwang und gen Schirmhimmel aufbrach...
Behalten habe ich das Gestell, den Stab mit der Federraste und die Ösen.
Der Stab wurde etwa zwei Fingerbreit unter der Federraste abgesägt (dort, wo einmal das Gelenk sitzen sollte) und ein zweiter Stab wurde leicht konisch zugeschliffen. Der zusätzliche Stab sollte etwa 25 - 30 Zentimeter messen.
Der Herr des Hauses, mit Metallarbeiten bestens vertraut, fertigte ein neues Gelenk aus Messing.
The black polyester canopy helped to take measure for the new canopy, before it opened it's wings a last time and soared to doll's umbrella heaven...
I kept the frame, the cane with the top spring and the tips.
The cane was shortened two fingers below the top spring (where the folding mechanism later is placed) and a second stick was sanded slightly conical to match the cane. The additional cane should measure approx. 25 - 30 centimeter.
My dear husband, experienced in metall work, crafted a new brass piece for the folding mechanism.

Die neue Verbindung der beiden Stäbe.
The new connection of both parts of the cane.
Da dieser Schirm nicht komplett zusammengeknickt werden soll, sondern nur abgeknickt, hat er im Gegensatz zu meinem anderen Schirm nur eine einzige abgerundete Kante.
As this parasol isn't meant to be completely folded, but slightly bend, it only has one rounded edge in comparison to my other parasol.

Nachdem der Mechanismus eingebaut war, bekamen der Stab und die Ösen einen neuen Anstrich im Farbton 'elfenbein' und passend dazu einen Griff in Ebenholz.
After the joint was set in, the cane and the tips received a new paint in ivory colour and a matching knob in ebony.

Im nächsten Schritt wurde das Gestell wieder auf dem Stab fixiert. Ist der Schirm geschlossen, liegt die Knickstelle oberhalb des Schiebers, sodass der Schirm im geschlossenen Zustand nicht abknicken kann.
Then the frame was attached back to the cane. While closed, the joint sits above the runner, which prevents the parasol from bending.

Nach den Holz-und Metallarbeiten ging es zurück an den Nähtisch, um den Bezug vorzubereiten.
Ich habe mich, wie im Modekupfer gezeigt, für hellblaue Seide entschieden.
Als erstes werden die beiden gegenüberliegenden Kanten des Stoffstücks (etwa 65 cm x 35 cm) sehr fein eingeschlagen und festgenäht.
After the wood- and metallwork was done, I returned to the sewing table to prepare the canopy.
I decided on a light blue silk, like shown in the fashion plate.
First I folded the two facing hems of the fabric (approc 65 cm x 35 cm) twice and stitched them down with tiny running stitches.

Dann werden die einzelnen Teile des Bezug mittels der Schablone übetragen. Um ein Ausfransen der Seide zu verhindern, habe ich die Linien mit Knochenleim nachgezogen.
After that the single pieces of the canopy are marked with the pattern. To prevent the silk from fraying I added bone glue to the pencil lines.

Der Bezug wurde per Hand mit Seidenfaden in Vorstichen zusammengenäht. Leider hatte ich nur noch ein kleines Reststück und mußte den Stoff entlang dem Schuß und nicht der Kette verarbeiten, sodass er trotz aller Mühen ein wenig faltig erscheint.
The canopy is handsewn with silk thread in running stitches. Unfortunately I only had this small fabric remnant and had to cut the pieces following the weft and not the warp, hence the canopy looks a bit puckering, no matter what.
 Von innen...
From the inside...

 ...und von außen. Die Spitze des Schirms besteht aus einer Seidenrosette und einem umfunktionierten Kunststoffhaken, der ebenfalls einen Anstrich mit Farbe erhalten hat.
Dazu seine Troddel aus Seide.
...and the outside. The  end of the parasol has a silk cap and a converted plastic hook with ivory paint.
Decorated with a silk tassel.

Die Ösen und Nähte.
The tips and the seams.

Ingesamt mißt der Schirm etwa 60 Zentimeter. Der aufgespannte Bezug hat einen Durchmesser von 40 Zentimtern.
The parasol measures 60 centimetre in lenght. The diametre of the canopy is 40 centimters wide.

Ein Vergleich der beiden Schirme.
A comparison of both parasols.

Der echte Knicker!
The real bend!

 Details der Naht und der Verarbeitung innen.
Details of the seam and the workmanship inside.

Der Sommer kann kommen!
I'm well prepared for summer!