Montag, 27. November 2023

Oh, Madame hat ein neues Caraco...oder Pierrot?!

 Manchmal habe ich die Modeschöpfer in Verdacht, sich ein Vergnügen daraus gemacht zu haben, Begriffe immer wieder neu zu definieren und mit Zusätzen zu garnieren.
Das gilt selbstverständlich auch oder besonders für die frühen 1790er Jahre.
In den Journalen wird das enganliegende Schoßjäckchen zum Rock immer beliebter und damit einhergehenden hatten auch verschiedene Bezeichnungen des selbigen ihre Hochzeit.
Zu Beginn der 1790er Jahre war die Schoßjacke mit zurückgeschnittenen Seiten eines der Lieblingskinder der modischen Frauenzimmer.
1792, März, Journal des Luxus und der Moden, Friedrich Justin Bertuch, Tafel  7 (Quelle: thulb Uni Jena)

1792, März, Journal des Luxus und der Moden, Friedrich Justin Bertuch, Modenneuigkeiten (Quelle: thulb Uni Jena)

Transkription:
[...]Caracos und Pierrots sind jetzt allgemein. Alte und junge, dicke und magere, schöne und garstige Weiber und Mädchen tragen sie, und zwar sehr häufig ganz weiße von Atlas oder Linon, weil weiß jedermann, sowohl alte als junge Personen, gut kleidet, und sich mit allen Farben verträgt. Alles kommt dabey auf die Wahl der Farben zur Garnierung an, worinnen unsere Schönen ihren guten oder schlechten Geschmack zeigen können. Ich liefere Ihnen eines dergleichen vom neuesten Geschmacke, (Taf.7.) Pierrot und Rock sind von weißen Linon mit Festons von violet Atlas mit goldenen Spitzen besetzt, und mit rosa Schleifen aufgezogen, garnirt [...]

Während diese zurückgeschnittenen Schoßjäckchen im Journal des Luxus und der Moden nur hier und da als Pierrots tituliert werden, bedient sich das Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode hingegen bei fast allen Ausführungen des Februar 1793 des Begriffs und auch in weiteren Heften des Leipziger Journals tauchen sowohl Caraco als auch Pierrot sehr häufig und nicht immer mit eindeutiger Zuordnung auf.
Es bleibt für die Jahre zwischen 1790 und 1795 also eher  schwammig/schwierig eine gültige Beschreibungen zu liefern.
1793, Februar, Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, Tafel III (Quelle: googlebooks)

1793, Februar, Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, Tafel III Beschreibung (Quelle: googlebooks)

Transkription (Markierungen):
[...]Fig.1. ...Das Pierrot und Rock von Rosa Atlas...Das junge Frauenzimmer Fig.2...Pierrot und Rock von pace Atlas...Fig.3. ... Das Pierrot und Rock von himmelblauem Atlas[...]
 
Pierrot! Pierrot! Pierrot!
Dank der Mode der Schalls (oder Shawls) sehen wir leider nur an einem der Modelle ein Schößchen, alles andere bleibt unbekannt.

1793, Februar, Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, Tafel IV (Quelle: googlebooks)

Tafel IV sorgt dann ein paar Seiten weiter für noch mehr Verwirrung, denn nicht nur das Schoßjäckchen Nummer 3 wird als Pierrot bezeichnet, sondern auch das Frauenzimmer in der Mitte trägt ein solches - vom Fichu verdeckt: schößchenlos und beschleift:
1793, Februar, Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, Tafel III (Quelle: googlebooks)

Transkription (Markierungen):
[...] Fig.2. ...Das Pierrot von gris de fouris Atlas, an den Aermeln und hinten mit rosa Band garniert. Ein Gürtel von breitem rosa Bande. ...Fig.3. ...Ein Pierrot von schönem himmelblauen Cottun; die Muschen, die Bänder an den Aermeln, und die Besetzung des Pierrots, nakara. ...Der Rock wie das Pierrot, unten herum mit Doppelfalten von weißem Flore besetzt[...]

Und auch wenn es an der gültigen Begrifflichkeit mangelt, wollte ich ein Pierrot oder Caraco oder Caraco en Fourreau zu meiner Garderobe hinzufügen.
Ich wählte einen Stoff, der schon lange in meinem Stoffschrank schlummerte und den ich Ute von Schneiderherz' Großzügigkeit zu verdanken habe! Dankeschön!
Also ging es mit der großen Schere an die ehemalige Baumwollbettwäsche aus dem schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben.


Den Schnitt hatte mir Alessandra von Pavillon de la Paix in Weimar auf den Leib geschneidert, auch dafür ein herzliches Dankeschön!
Die Ärmel benötigten noch eine kleine Nachbesserung, aber sie passen wunderbar!

Probeärmel - sicher ist sicher!

Die breite Einfassung aus grünem Seidentaft.


Für die Ärmel wählte ich einen Verschluß mit Seidenbändern

Und dazu kam selbstverständlich noch ein Rock mit einer Falbel am Saum.




Zu dem Pierrot und dem Rock trage ich Westphälische Schnallenschuhe, Seidenstrümpfe, ein Leinenhemd, einen Unterrock, einen 1790er Schnürleib nach J.S.Bernhardt, ein Cul de Paris und einen Pariser Strohhut




Da der erste Versuch für diesen Anzug recht vielversprechend verlief und ich noch genügend Stoff zur Verfügung hatte, entschloss ich mich zu einem zweiten Schoßjäckchen.
Und auch wenn es diesmal keinerlei Ungereimtheiten in Sachen Pierrot oder Caraco gibt (es sei denn, man ist Leserin des Journals für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode), so könnte man dennoch die modischen Frauenzimmer von damals auf die Probe stellen:
Ist es ein Caraco en Chemise oder ein Caraco en Fourreau, bitte?

1794, Januar, Journal des Luxus und der Moden, Friedrich Justin Bertuch, Tafel 1 (Quelle: thulb Uni Jena)

1794, Januar, Journal des Luxus und der Moden, Friedrich Justin Bertuch, Modenneuigkeiten (Quelle: thulb Uni Jena)

Transkription:
[...] Die erste junge Dame (Taf.1.) trägt ein Caraco mit Rocke von dichtem weißen Mousseline, mit sehr feiner bedruckter Bordüre um den Rock, die Aermel- und Caraco Schöschen. Die Brust ist en chemise mit einem Bausche gemacht; ein Halstuch von geblümten feinen Linon;[...]

Für die Zier wählte ich diesmal statt grüner Seide ein tiefes Rot aus Seidentaft.
Und auch bei den Ärmeln erlaubte ich mir Freiheiten und konstruierte sie mit Knopfleiste, um das Seidenrot üppiger verwenden zu können. Hinzu kamen Zwirnknöpfe.
Zwei? Drei? Oder vier?
Es wurde schließlich die goldene Mitte!




Die Schnitteile blieben gleich, lediglich die Front wurde neu konstruiert.
Der gebauschte Chemisenteil wird von enganliegenden Seitenteilen gefasst.

Zum Caraco gab es einen schlichten weißen Rock, einen Morgen-Huth nach dem Journal des Luxus und der Moden und eine neue Perücke, wie sie für die Jahre 1793/94 in ihrer Lässigkeit einfach unverzichtbar ist.
frühe 1790er, Etienne Charles Le Guay (Quelle: Christies)

Das Oberhaar in eher verwegenen Locken, die nicht mehr so akzentuiert sind wie einige Jahre zuvor, im Nacken ein glatter Chignon, wie er in den Journalen immer noch bevorzugt wird...


...und in Grau, das immer noch in Mode ist!



Madame begutachtet neue Waaren.
Nicht zu sehen, aber dennoch an den Füßen: ein Paar schwarze engländische Lederschuhe.


 



Ob nun Caraco oder Pierrot - kleidsam ist es in jedem Fall!

Mittwoch, 19. Juli 2023

Sechs Koppchen mit französischen Widmungsinschriften

Der Thee-oder auch Kaffeetisch war um 1790 Sinnbild für eine gesellige bürgerliche Zusammenkunft, in welcher der alltägliche Klatsch ebenso gepflegt wurde, wie eine feinere Gesprächskultur über Literatur, Kunst, Philosophie hin zu Theater, Garten und Gärtnerei bis Mode.
Und was durfte in einer solch feingeistigen Runde nicht fehlen:
zartes Porzellan!
Eine gesellige Coffe-Runde in dem Kinderbuch Magazin häuslicher Scenen und Beschäftigungen aus der Trautnerischen Kunsthandlung, 1790er Jahre

Ein besonderes Stück porzellanene Tischkultur aus der Manufaktur Fürstenberg findet sich im LWL Museum für Kunst und Kultur in Münster. Wann immer ich es bei einem Besuch in der schönen westfälischen Stadt einrichten kann, führt mich mein Weg in die Ausstellungsräume mit dem weißen Gold....direkt vor die Vitrine mit den Stücken aus Fürstenberg.
 

Die fünf bunten Koppchen mit französischer Widmungsinschrift ziehen mich immer wieder in ihren Bann.
Faszinierend wie modern sie wirken, dabei hauchzart und von feinster Bemalung.
Aber das Bezauberndste an ihnen sind sicher die Charakterzüge, die in Gold den Koppchenrand zieren.
Man kann sich leichthin vorstellen, für welchen Wirbel und welches Amusement diese henkellosen Tassen am Theetisch gesorgt haben. Denn die Widmungen können sowohl in eine freundliche als auch augenzwinkernd in eine weniger erfreuliche Richtung gedeutet werden.
1989, Katalog, Weißes Gold aus Fürstenberg, Kulturgschichte im Spiegel des Porzellans 1747-1830

Neben den Exemplaren in Münster gibt es auch noch ein halbes Dutzend im Herzog Anton Ulrich Museum in Braunschweig. Leider ist mir keine ausführliche Bibliographie bekannt und mein spärliches Wissen habe ich allein über das wundervolle Buch Weißes Gold aus Fürstenberg, Kulturgschichte im Spiegel des Porzellans 1747-1830 (Seite 382 ff) gewonnen. Dort erfährt man auch, dass die Manufaktur KPM in Berlin urprünglich mit der Herstellung dieser "Temperamentskümmchen" (Christel Mosel, Scherer, 1909) begonnen und Fürstenberg die brilliante Idee aufgenommen hat .

Meine Freude an den Koppchen und die Gewissheit, wohl nie ein Original zu besitzen, führten mich schließlich auf Abwege vom Nähtisch hin zum Dilettieren mit Porzellan, Farbe und Pinsel.
Leider war es mir beim Porzellan vergönnt, die Form und Zartheit des Originals für diesen Zweck zu finden, also näherte ich mich entsprechend der Möglichkeiten an.
Ich fand weiße Koppchen in einer Höhe von 5,5 Zentimetern und mit einem Durchmesser von 7 Zentimetern, die auch sehr delikat wirken, aber längst nicht an die fantastische Qualität des Originals heranreichen - ja, ich gerate schon wieder ins Schwärmen!

Auch bei der Bemalung und Beschriftung blieb ich selbstverständlich weit hinter dem Original zurück, immerhin ist die Porzellanmalerei ein eigenes wunderschönes Handwerk und ein Lehrberuf mit intensiver Ausbildung.


Koppchen à la pétillante

Koppchen à la souple

Koppchen à la paisible

Koppchen à l'adorable

Koppchen à la riante

Koppchen à la délicate

Und da Theegesellschaften oftmals auch an fremden Tischen stattfinden, bekamen die Koppchen Reiseetuis.

Die kleinen Schachteln sind mit Buntpapier (außen) und Marmorpapier (innen) bekleidet, zudem befindet sich im Deckel ein seidener Stoßdämpfer und im Boden ein Ring aus bezogener Pappe, welcher das Koppchen fixiert.


Die kleinen henkellosen Tassen haben sich bereits bewährt, sie durften im Frühjahr ihren Einstand im Park von Schloss Tiefurt in Weimar bei einem Pique-Nique erleben...und haben diesen mit Bravur gemeistert.
Nicht anders als vor über zweihundert Jahren haben sie für einiges an Gesprächsstoff gesorgt!


Welches Koppchen würde man bei Tisch wählen? 
Welches würden die Tischnachbarn der Theegesellschaft einem anbieten?
Ein herrlicher Zeitvertreib!

Donnerstag, 13. Juli 2023

Eleganter Morgen-Huth

 Im Juli 1794 empfiehlt das Weimarer Journal des Luxus und der Moden seinen Leserinnen einen eleganten Morgen-Huth. Und wer könnte sich dieser Empfehlung mit dem verlockenden Versprechen von Eleganz entziehen? Nach eben jener Eigenschaft strebte wohl ein jedes bürgerliches Frauenzimmer, allein der Geldbeutel bestimmte oftmals die Ausführung.
 
Vorgestellt wurde der schöne und recht französisch anmutende Aufsatz in Wort und Bild:
1794, Juli, Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 9, Kupfertafel 19 (Quelle: thulb Jena)

1794, Juli, Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 9, Modenneuigkeiten, Seite 351 (Quelle:thulb Jena)


 Transkription:
[...]Ihre jüngere Schwester (Fig.2) will früh, im Morgen-Negligee, zu einer Freundin gehen. Die Haare sind noch gewickelt. Eine tiefe Morgenhaube wird aufgesetzt, und darauf ein eleganter Morgen-Huth. Dieser besteht aus einer bloßen feinen gelben Strohhut-Krämpe, ohne Kopf. Der Sack von weißen Flor, welcher den Kopf macht, liegt vorn auf der Stirn, wo sich die Krämpe ein wenig aufschlägt, etwa drei Finger breit, in kleinen Falten mit schmalen Spitzen besetzt. Um den Kopf ist zweymal grünes Band gebunden, welches ein Paar Schleifen macht, und davon die Enden unter dem Kinne leicht zusammengebunden sind. Der Leib wird in ein großes schwarzes seidnes Schaal mit buntgestickter Bordüre gewickelt, und so ist der Morgenanzug fertig.[...]
 
In dem kurzen Text erhalten wir einen wunderbaren Einblick in die Gepflogenheiten der Damen. Das noch nicht frisierte Haar wurde für den morgendlichen Besuch außer Haus kurzerhand unter einer Haube und einem Hut versteckt.
Es ist anzunehmen, dass es sich einige Leserinnen erlauben konnten, das praktische Morgenhütgen gleich in einer Handlung für Galanteriewaren zu erwerben oder bei der Modisten neu in Auftrag zu geben, aber möglicherweise haderte so manche von ihnen auch mit den Ausgaben für einen neuen - wie im Journaltext erwähnten - Strohhut aus teutscher Verfertigung. 
Vielleicht lag in der Truhe noch ein alter Strohhut, der in die Jahre gekommen war? 
1787, Oktober, Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang2, Modetafel 27 (Quelle:thulb Jena)

Ein Basthut mit gestochener Krempe aus den späten 1780er Jahren vielleicht? Längst waren die Bögen ausgefranst und die Krempe hatte hier und da einige Löcher bekommen...und modisch war der große Strohhut 1794 längst nicht mehr.
Vielleicht konnte die Modistin den Aufsatz umarbeiten und sogar das Gaze d'Italie, auch wälsches Dünntuch genannt (Quelle: Journal des Luxus und der Moden Oktober 1787, Modenneuigkeiten, Seite 350) wieder verwenden. Eine ökonomische Herangehensweise, welche so manche Hausfrau beherzigte.
Bezogene Seide wird unter anderem in Gottfried Christian Bohns Waarenlager von 1788 erwähnt:
1788, Gottfried Christian Bohns Waarenlager, Dritter Teil, Hamburg, 867 Strohhut (Quelle: googlebooks)

Transkription:
[...]Strohhut, eine Bedeckung des Hauptes von unterschiedlicher Gestalt, welche theils von den Mattenmachern, theils von dem Landvolke an verschiedenen Orten aus dem Strohe verfertigt wird, und wider die Sonne und den Regen dienet. Es gibt darunter einige, die so fein und sauber gearbeitet sind, daß auch das vornehmste Frauenzimmer solche des Sommers bey dem Spazierengehen aufzusetzen pflegt. Die schönsten und feinsten von denselben kommen aus Italien, und vornehmlich Florenz, welche man denn bei den Galanteriehändlern antrifft. Sie bleiben entweder so bloß, wie sie geflochten werden, oder werden auch mit Taffente und anderem seidenen Zeuge gefüttert und überzogen, auch mit allerhand Bändern, Schleifen, Blumensträußern, Federbüschen u.s.w. geschmücket.[...]

Unsere wirtschaftliche Dame des Hauses wählt also ihren alten Strohhut mitsamt dem Flortuch (Dünntuch), ein paar Seidenreste von einem Kleid und weist ihre geschickte Modistin an, ihr daraus ein Morgen-Hütgen zu verfertigen. Lediglich das Seidenband erwirbt sie neu.

1794, Juli, Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 9, Kupfertafel 19 (Quelle: thulb Jena)

Leider stand mir für die Nacharbeitung weder ein neuer, noch ein ausgedienter Strohhut zur Verfügung, hier mußte ich selbst eine ökonomische Herangehensweise an den Tag legen.
Ich fertigte die "Strohkrempe"  aus Stramin, von welchem ich noch reichlich Vorrat im Lager hatte.


Das Patron für die Krempe. Das eingesetzte Stück ist ein wenig breiter als der eigentliche Kreis, dies bewirkt, dass sich die Krempe natürlich aufstellt...
 

...und selbstständig die gewünschte Form annimmt.
 
Entlang des Randes und zur fehlenden Krone hin wurde Draht eingenäht, um später die Form zu halten.

 In meiner Nacharbeitung verzichtete ich auf die Spitze vorn und wählte stattdessen entlang des Sacks aus Flor noch eine Falbel aus gleichem Material.


Natürlich kommt kein Huth ohne Schachtel. Diese habe ich aus Holzpappe gefertigt und mit gedrucktem Buntpapier bezogen.


Der mit Seidentaft bezogene Strohhut mitsamt Florsack und Seidenbändern.

Bei dem Sack aus Gaze d'Italie, Flor oder Dünntuch handelt es sich um ein Stück kreisförmig ausgeschnittenen Stoffes, der entlang des Randes gerafft und in Form gebracht wird. Der Stoff ist hauchzart, durchsichtig, hat aber genügend Stand.


Der Morgen-Huth sitzt weit in die Stirn gezogen, so dass der Florsack besonders schön in die Höhe steigt. Diese Form des aufragenden, jedoch nicht allzu großen Aufsatzes, ist kennzeichnend für die erste Hälfte der 1790er Jahre, besonders ab 1792/93 als die sehr großen Hutmodelle der späten 1780er aus den Journalen verschwanden.



Die Rückseite ziert eine Schleife. 





Der Florsack kann durch wenige Handgriffe auch in eine noch höhere spitze Form gebracht werden, wie man es in französischen Modekupfern häufig sieht, aber diese leicht runde Form gefällt mir am besten.
Diesen Aufsatz wählte ich zur Nacharbeitung, da es sich um ein Stück handelt, das unserem heutigen Modegeschmack völlig widerspricht.
Selbst in den 1790er Jahren verebbte die Freude an dieser sehr französischen Form rasch wieder und ist bereits ab 1795 kaum noch präsent.
Das bedeutet im Umkehrschluß wohl, dass unsere Hausfrau schon wenige Monate später erneut bei ihrer Modistin vorstellig wurde...und für mich: es gibt noch viele spannende "Huth-Geschichten" zu erzählen!