...oder: wie das Kleid möglicherweise tatsächlich zu diesem Zeitpunkt ausgesehen haben mag.
In meinen vorherigen Beiträgen zu dem Kleidungsstück, habe ich bereits angedeutet, dass ich mich für eine andere Ärmelform als beim Original des Kyoto Costume Institutes entschieden habe, da ich in den Modekupfern der Zeit keinerlei Hinweis auf andersfarbige und üppig weite Ärmel (außer weißen, hauchzarten Mousselinüberärmeln) gefunden habe.
Aber nun endlich der wohlverdiente Blick auf das Kleid!
...or: how the dress possibly might have looked like in that year.
I already tried to explain in my previous posts, that I'd chose another style of sleeves than those of the original in the Kyoto Costume Institute collection, as I couldn't find any hint in the fashion plates about huge sleeves in a totally different colour scheme (except the thin white muslin oversleeves).
But now on to the dress!
Für das gesamte (natürlich komplett handgenähte) Kleid habe ich 4.50 m Seidentaft benötigt, sowie etwa 1.5 m grünen Baumwollsatin und etwa 1.5 Baumwolle (mit Tee gefärbt) für das Futter.
The whole dress (which certainly is completely hand sewn) called for 5 yards of silk taffeta, and 1.6 yard of cotton satin and the same amount of tea-dyed cotton for lining.
Der Gürtel ist aus einer Lage Baumwollsatin (versteift mit Rosshaareinlage) und einem aufgenähten Streifen dunkelgrünem Baumwollbrokat mit Eichenlaubmuster.
The belt is made from a layer of cotton satin (stiffened with horsehair canvas) on which I mounted a strip of dark green cotton brokade with an oakleaf ornament.
Zur Konstruktion der Ärmel ist hinzuzufügen, dass ich mich für eine mittlere Weite entschieden habe, wie sie um 1825/26 in Mode waren. In einigen europäischen Ländern hielten sich die schmaleren Ärmel länger als in anderen, was ein Vergleich verschiedener Modekupfer darlegt.
I have to add to the construction of the sleeves, that I went for a semi wide sleeve puff, how it was fashionable in 1825/26. In some European countries the narrower sleeves lasted longer than in others, which is clearly documented with the different fashion plates from various magazines.
Das endgültige Schnittmuster/ the final pattern
Der zusammengenähte Ärmel. Um einigermaßen Stand zu gewährleisten wurden die Ärmel noch mit Baumwollstoff gefüttert.
The constructed sleeve. To provide the sleeve with a stand it is lined with cotton.
Bei der Wahl des Ärmelaufschlags hielt ich mich daran, das Muster des Kleides wieder aufzugreifen. Ich setzte grüne Paspeln ein und einen breiteren Streifen Satin wie am Rockteil. Die Ärmelaufschläge für Tageskleider waren seinerzeit zumeist eher schmaler gehalten.
My choice of the cuffs was influenced by the pattern of the dress. I added green piping and a Rouleaux of satin like I've done on the skirt. The cuffs of day dresses usually were quite small.
Das ganze Kleid von Innen. Leider ist der Rocksaum etwas kurz geraten, da der Rock des Originalkleids vom KCI auf der Puppe recht kurz wirkt. Der Rock wurde auch in der Tat mit der Zeit kürzer, aber um 1826 war er noch länger. Leider machte ich die Feststellung erst nachdem der Rock zugeschnitten war.
Der übergeschlagene Saum diente im gekräuselten Rückteil zudem als eine Art "Pokissen", um dem Kleid mehr Stand zu verleihen.
Im Bild erkennbar sind die Nähte und das eingesetzte Taillenband.
The inside view of the dress. Unfortunatley the skirt seam is pretty short, due to the pictures of the original KCI dress. The skirt was in fact becoming shorter during that decade, but in 1826 it still had to reach the ankle. Pitty, I've noticed that after the skirt was cut.
The folded and gathered seam served as a kind of bum pad in the the back.
Seen in the picture are the seams and the added waistband.
Die Rückseite. Das Kleid wird mit 8 Haken und Bügeln (anstelle von Ösen!) geschlossen - an dieser Stelle nochmal vielen Dank an Natalie, die mir ein paar dieser Verschlüsse zugesandt hat!
The back view. The dress is closed with 8 hooks and loops - a heartfelt thank you to Natalie, who sent me these wonderful closures!
Die versäuberten Ärmel. Häufig lasse ich die Ärmel unversäubert, aber da Seide dazu neigt, stark auszufransen, habe ich mich für das Vernähen entschieden.
The finished sleeve caps. Usually I leave the sleeve seams unfinished, but as silk tends to fray too much I decided to finish the ends.
Ein Bild ohne Gürtel. Hier wird deutlich, wie wichtig das Accessoire gewesen ist. Der Gürtel betont nochmal die schmale Taille - die, nebenbei bemerkt, natürlich kaum so schmal ist, wie es uns die Modekupfer weismachen wollen (Da hat sich in den Jahrhunderten nicht viel geändert, was?)
A photo without the belt. It clearly shows how important this accessoire was. The belt emphazises the small waist - which is, I may remark, never as tiny as the fashion plates would love to make us believe back then (Not much has changed in this regard throughout the centuries, eh?)
Zu einem kompletten 1826 Ensemble gehört selbstverständlich auch eine passende "verrückte" Frisur. Als Vorbild dienten mir Johanna Henriette Engelen und diverse Modekupfer aus dem Jahr 1826. Die Frisur ist mir auch recht gut geglückt, allerdings stellte sich im künstlichen Licht des gestrigen Abends heraus, dass einzelne Locken nicht erkennbar sind, schlimmer noch, es wirkte wie eine große dunkle Einheit.
Was tut man da?! Einfach zu einer verrückten großen und gerüschten Haube greifen, wie sie in den 1820ern in Mode kam.
(Ich bitte die schlechten Lichtverhältnisse im Bild und die mindere Qualität der Aufnahmen zu entschuldigen)
A complete 1826 ensemble calls also for a kind of "silly" hair. I was inspired by Johanna Henriette Engelen and various fashion plates from 1826. The hair turned out wonderfully, but due to the artificial light yesterday evening, not a single curl could bee seen, even worse the hair seemed to look like a giant dark, rather comical mass.
What to do?! I grabbed a huge and frilly silly cap instead, how it was fashionable throughout the 1820s.
(My apologies for the poor light and overall quality of the photos)
Zu dem Kleid trage ich ein Unterkleid, ein langes 1820er Korsett und einen Unterrock, weiße Strümpfe und flache schwarze Schuhe.
Ich weiß, im Anbetracht der vorherrschenden guten Sitten um 1826 hätte ich ein wenig ernster dreinblicken sollen, aber dieses Kleid bringt mich einfach immer zum Lachen.
Under this dress I'm wearing a shirt, a long 1820s corset, a petticoat, white stockings and black, flat slippers.
I know, according to the good manners of 1826, I should have put on a more decent face, but this dress simply makes me giggle.