Während ich immer noch mit Muße an meinem Quiltrock stichele,
sind mir beim Studieren zeitgenössischer Schriften ein paar interessante Zeilen für einen Nachtrag zu den Schnürleibstudien unter die Brillengläser gekommen.
Doch zuvor noch ein kurzer Blick auf das angestrebte Ideal der Zeit...und die Frage, mit welchen Mitteln man ihm nacheifern konnte!?
Diese Frage stellt sich damals wie heute.
While I'm still stitching with leisure on my quilted skirt,
I've found this interesting hint and addition to my short stays studies during my study of various period sources.
Before I'll share the find, I'd like to point to the ideal shape of the time...and the question, of how it was achieved!?
This question was asked back then and today still.
1804 Costume Parisien (Quelle/source: SceneinthePast)
Ich ahne wohl, wohin die Blicke wandern!
Manchmal hilft allerdings weder der beste Schnürleib, noch ein hölzerner Blankscheit...in diesem Falle liefert uns Johann Christian Hüttner in den Englischen Miscellen von 1804 die verblüffende Antwort, die ich einfach unkommentiert wiedergeben möchte:
I take a guess to where the glances go!
But in some cases neither the best pair of stays, nor a wooden busk could help...well the proper albeit astounding answer is delievered by Johann Christian Hüttner in the Englische Miscellen of 1804, which I like to share without further comment:
(For the English translation please scroll down)
Originaltext (Abschrift)
Es
ist bekannt, dass in London, wie in Paris, die geschmackvollen
Schauspielerinnen eine Art von Recht haben, neue Moden aufzubringen.
Sind ihre
Gedanken in dieser Rücksicht glücklich, so nehmen sie selbst die vornehmsten
Frauen an, weil bei einer Actrice der Neid sich nicht so einmischt, wie bei
Damen von gleichem Stande. Folgende Erfindung schreibt sich auch von einer
Schauspielerin her, deren Anzug gemeiniglich sehr bewundert wird.
Weil uns aber
die Sache selbst noch nicht zu Gesicht gekommen ist, so ist es ehrlicher, die
Beschreibung derselben aus einer Londoner Abendzeitung, dem Courier vom
10.Febr. d. J. (1804) zu entlehnen: "Eine bedenkliche Nachricht für gute
Sitten — wir halten uns verpflichtet, die Societät zur Unterdrückung des
Lasters und jede gesittete Person von einer beunruhigenden Sache zu
unterrichten, welche so eben unter dem schönen Geschlechte, besonders unter den
Frauen, die etwas völlig (füllig) sind, und deren Form nicht mehr die
jugendlichen Umrisse hat, eingeführt worden ist. Man wird dies für Spott auf
das schöne Geschlecht halten, aber es hat seine Richtigkeit, dass eine
Scheidung (divorce) gegenwärtig dem Herzen einer jeden vornehmen Frau, die fünf
und zwanzig Jahre zählt, am nächsten liegt, und das Ehestandsgericht wird nun
mehr als jemals zu tun bekommen. Diese Scheidung ist aus Stahl mit Federn
gemacht, und so dass sie in manchen Teilen elastisch, in andern fest ist. Man
trägt sie an der Mitte der Brust, und ihr Zweck ist, die Busen der Damen
getrennt zu erhalten, bei denen die Natur dies modische Amt nicht mehr
verrichten will, da eine Trennung in diesem interessanten Teile des Weibes nach
den neueren Begriffen von einer schönen Frau eben so wesentlich ist, wie rote
Ellbogen und die Abwesenheit der Röcke; daher heißt man diese neue Erfindung
eine Scheidung,
ein Ding, worauf zärtliche Ehemänner natürlich ein wachsames
Auge haben werden.
Es ist die Erfindung einer Schauspielerin."
Text (translation)
It’s an establishment in London
and Paris that
elegant actresses have kind of privilege to introduce new fashions.
If their
choices are thought to be aesthetic, even the most distinguished women pick
them up, because an actress is less of a source of envy, than another genteel
woman of rank.
The following invention was also introduced by an actress, who’s
commonly admired for her dresses.
But due to the fact that this latest fashion
has yet not been examined by us personally, we’d like to share a reliable description
from a London
paper, the Courier of 10th February 1804:
“A questionable and alarming message for morals
and manners – we’re obliged to inform the society against vice, and each person
of moral about a worrying novelty, which has been introduced to the fair sex,
especially the embonpoint or those not having a juvenile shape anymore. This
might be mistaken as mockery of the fair sex, but it’s the truth, that a
‘divorce’ currently is closest to the heart of each distinguished woman, who
counts twenty and five years, and that the matrimony court will get busier than
ever. This divorce is made of steel and springs, flexible in some part, firm in
others. It’s placed on the middle of the bust, in purpose to keep the breasts
apart for those woman, where nature isn’t able to fulfill it’s fashionable duty
anymore. The divorce of this body part is according to woman’s latest taste as
important as red elbows and the absence of skirts; that’s what is called a
‘divorce’,
something, that tender husbands will have a watchful eye on.
It’s
the invention of an actress.”