Zeitig im vergangenen Jahr (oder war es noch das Jahr davor?), stieß ich am Bildschirm in einer Auktion an ein merkwürdiges, kleines Möbel,
das namentlich als Wäschekorb angepriesen wurde.
Early past year (or was it already prior to that?), I stumbled upon a strange, small furniture at an online auction, which was offered as a laundry box.
Irgendwelche Vermutungen???
Als fleißige Museumsgängerin mit einem Hang zu kuriosen Alltagsgegenständen, wusste ich natürlich unmittelbar, dass ich meine Schmutzwäsche nicht in diesem Möbel aufbewahren mochte
...und ich wusste auch, dass ich das Stück unbedingt haben wollte!
Fortuna war der gleichen Meinung und seither wartete es in unserem Hause auf eine Restaurierung.
Seit letzter Woche endlich hat das Warten ein Ende
und das Möbel seinen Platz in unserem Haushalt -
genauer gesagt hier:
Any clues yet???
As a keen musuems visitor and quite a strong leaning to curious objects for daily use, I immediately knew that I wouldn't want to keep my laundry in there
...and I also knew I had to have the furniture!
Luckily Fortuna was on my side and ever since it awaited restoration.
Last week it finally was finished
and the piece has a place in our household -
precisely here:
Ja...ja! Ich weiß! Es gibt Dinge, über die redet man eigentlich nicht!
Eigentlich...
Rechts, die heute typische Badkeramik. Links, die nicht weniger formschöne Reisetoilette aus Holz aus dem 1. Quartal des 19ten Jahrhundert.
Well...oh well! I know, right! There are things actually not to talk about!
Actually...
On the right, today's typical ceramics. On the left, the not less shapely portable/travel loo/toilet made of wood from the 1st quarter of the 19th century.
Die sogenannte Reisetoilette (manchmal reiste sie trotz des Namens allerdings nur innerhalb des Hauses von einem Zimmer ins nächste, ohne etwas von der großen weiten Welt zu sehen)
besteht aus Nadelholz und ist mit Nußbaum furniert. Eine doppelte Bandamarketerie läuft zu beiden Seiten über den Deckel und die gesamte Vorder - und Rückseite.
Ähnliche Exemplare finden sich im Herrenhaus des Textilmuseums Cromford bei Ratingen und zuletzt in einer Auktion des Dorotheums.
The so-called travel loo (which actually served more of being a portable toilet moving from one room to another rather than being on journeys) is made of pinewood with a (wal)nut tree veneer. A douled band of inlay runs from the front across the lid and down the backside of the furniture.
Similar examples are at the Manor of the Textile Museum Cromford in Ratingen and recently in an auction at the Dorotheum.
Die Originale dienten uns als Anschauungsmaterial, um das fehlende Innenleben wieder zu rekonsturieren.
The originals helped us to get an idea of the missing interior to restore.
Hinter dem Holzdeckel befindet sich ein emaillierter Eimer.
Behind the wooden lid is an enameled bucket.
Es ist stets eine kleine Ablage neben dem Sitz, wohl für die nötigen Hygieneartikel wie ein Tuch oder Papier?! Oder ein Duftbouquet?
There's always a small compartment left next to the seat, probably for sanitary articles like a piece of cotton cloth or paper?! Or a fragrance sachet?
Und noch ein Blick auf die schöne Marketerie auf der wundervollen und höchst dekorativen Außenseite.
Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass das Möbel in der Vergangeheit wohl mal als Sitzmöbel 'missbraucht' wurde. Leider ist der Deckel unter dem Gewicht geborsten und die Marketiere wurde damals notdürftig geflickt.
Wie man's nimmt: Spuren der Vergangenheit. In allem steckt Geschichte.
And a view of the lovely inlay work on the beautiful and highly decorative outside.
On close examination it's unfortunately evident, that someone once has 'misused' this furniture to sit on it. The lid was broken and the inlay was back then mended with simply adding two strips of veneer.
See it this way: traces of the past. There's history in everything.
What a fun item to own! It is an interesting piece of history, and quite decorative.
AntwortenLöschenWie großartig!
AntwortenLöschenHier im Schifffahrstmuseum Flensburg gab es mal eine tolle Ausstellung:
Die Not mit der Notduft.
Auch da konnte man eine Reisetoilette bewundern!
Glückwunsch zu diesem besonderen Möbel!
Das klingt nach einer interessanten Ausstellung. Selbst die 'Alltagsgegenstände' damals wirkten sehr kunstvoll und dekorativ. Spucknäpfe z.B. erinnern zur damaligen Zeit auch eher an Kunstgegenstände ;)
LöschenWäschekorb....*g* Die Reisetoilette ist wirklich ein besonderes Möbel. Irgendwie cool (<- in Ermangelung eines besseren Wortes)
AntwortenLöschenDas ist einfach genial :-). Ich kenne ja nur die herkömmlichen Nachttöpfe, aber so ein prunkvolles Möbelstück---herrlich.
AntwortenLöschenGenial! Auf was du so alles stößt beim stöbern! Ich glaube mir wäre sie nicht so ins Auge gefallen! Einwunderbares Stück für euer Bad!
AntwortenLöschenHa! That's super amusing. I've never seen one before. It's beautiful outside and inside. What a fun piece to have in your house, especially if visitors are comfortable enough to mention it! :)
AntwortenLöschenBest,
Quinn
Ich habe so eine Reisestoilette vor ein paar Jahren in einem Haus in Schottland gesehen. Natürlich wird sie nicht mehr benutzt. Und das Haus war eingerichtet im Still des 1800 Jahrhundert. Sie stand quasi zwischen zwei Zimmern in einer schmalen Kammer, also eine art Toiletteraum. Und weil ich neugierig war schaute ich in die "Truhe" und war gar nicht überrascht das stille Örtchen gefunden zu haben. Es war war auch so ein schönes Modell wie Du es hast.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sandra
Ja, häufig übersieht man sie, wenn sie irgendwo geschlossen stehen, weil sie so dekorativ sind und man kaum auf ihr 'Innenleben' schließt! Welches Herrenhaus in Schottland war es denn?
LöschenEs war in Edinburgh. Ich muss meine Schwester mal fragen, ob sie noch weiß wie das Museum hieß. Ich weiß nur noch das es sehr nach an unserem Hotel lag. Wir waren auch auch schon 2009 dort.
LöschenAuch dieses "stille Örtchen" ist mit Poesie gesegnet - wundervoll!
AntwortenLöschenGruß Constanze
Vielen Dank für die Kommentare zu diesem 'unausprechlichen' Stück :)
AntwortenLöschenMany thanks for the comments on this 'unmentionable' piece :)
I helped a friend from the reenactment community clear out and consolidate one of her (several) storage rental units, and she had one of these lurking in the back. She called it a "closed stool" (gross), and recalled a particularly awful Halloween party where she served several roasted sausages floating in beer in the pan (grosser).
AntwortenLöschenKennst du den Band zur (Wander)Ausstellung "Das stille Örtchen"?
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