Sonntag, 16. Februar 2014

Journal Journey into the Year 1811: Februar 'Journal des Luxus und der Moden'

Im Januar ging es zum ersten Mal auf die Reise in das Jahr 1811, 
um den Moden in Paris, London, Weimar und London nachzuspüren.
Der Januar lässt sich zusammenfassend beschreiben als geprägt von Feierlichkeiten auf dem Kontinent (Kassel), Trauer in England, Dandys in Garrick/Carrick Oberröcken, sowie Felbel und Plüsch bei den Damen.
Farblich war der erste Monat des Jahres von Pasteltönen bestimmt...und von verschiedenen Nuancen in Rot wie Ponceau, Puce, Amaranth und Scharlach.
Dabei ignorierte die Damenwelt gänzlich eine Warnung aus dem Jahre 1805, die in
dem Buch "On education" von G.Nicholson Erwähnung fand:
January was the first month of our journey into the year 1811,
to explore the fashions of Paris, London, Weimar and London.
January can be summarized as being marked by festivities on the continent (Cassel), mourning in England, dandies in garrick/carrick great coats and silk plush in ladies' fashion.
Referring to colour the month was defined by pastels...and various shades of red, like ponceau, puce, amaranth and scarlet.
The ladies of fashion totally ignored a warning given in a book in 1805 by G.Nicholson called "On Education":

1805, G.Nicholson, On Education (Quelle/source: googlebooks)

Was erwartet uns wohl im Februar?
What will await us in February?

Journal des Luxus und der Moden 
Februar 1811
(Herausgeber/Verleger Friedrich Justin Bertuch, Weimar)
1811, Februar, Journal des Luxus und der Moden


IX. Erklärung der Kupfertafeln

Tafel 4: Diese junge Dame trägt über dem Kleid von Kaschmir einen Spencer von Lila-Levantine mit Zobel besetzt,
welcher auf dem Rücken zugeknöpft wird.
Der Hut von orangefarbigem Sammt ist mit gleichfarbigem seidenen Plüsch garniert.
Vorn fallen drei oder mehrere Federn a la Cendrillon herab.
Tafel5: Eine Dame im Winter-Anzug, welcher aus Sammt oder Levantine mit Hermelin besetzt, besteht. - Aus München eingesendet.
IX. Description of the copper plates
Plate 4: This young lady is wearing a dress made of cashmere, on top a spencer of violet Levantine, trimmed with sable, it’s buttoned on the back. 
The hat made of orange-coloured velvet is decorated with silk plush (pluche de soie) in the same colour.
To the front three or more feathers drop a la Cendrillon.
Plate 5: A lady in a winter dress, which is made of velvet or levantine, trimmed with ermine. - Sent in from Munich
***
Der Zusatz 'a la Cendrillon' entstammt aller Wahrscheinlichkeit nach von der gleichnamigen Oper, die 1810 gleich in zwei verschiedenen Aufführungen dargeboten wurde.
Das Märchen mit dem Namen "Cendrillon ou la petite pantoufle de verre"
(zu deutsch: als Aschenputtel bekannt)
aus der Feder Charles Perrault von 1697
wurde sowohl von Daniel Steibelt (1765 - 1823) in St.Petersburg uraufgeführt, als auch von
Nicolo Isouard (1775 - 1818) mit noch mehr Erfolg auf die großen Bühnen Europas gebracht.
The addition 'a la Cendrillon' probably derives from the famous opera, which was on the stages in 1810 in two different peformances.
The fairy tale named "Cendrillon ou la petite pantoufle de verre"
(in english: known as Cinderella)
published by the story teller Charles Perrault in 1697
was brought to the stage of Saint Petersburg by Daniel Steibelt (1765 - 1823,
as well as by Nicolo Isouard (1775 - 1818), who performed it with even greater sucess on stages across Europe. 


  
Journal des Luxus und der Moden Februar 1811
http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00086256 
IX. Moden

1.
Ueber Bernhardt's neue Theorie der Bekleidungskunst

In diesem Text, den ich nicht wortwörtlich widergeben, sondern lediglich zusammenfassen möchte, geht der Herausgeber des Journals auf den soeben erschienenen ersten Band von J.S. Bernhardts
geplanter zweibändiger Ausgabe
"Anleitung den menschlichen Körper, besonders den weiblichen, nach seinen
verschiedenen Abweichungen nach Grundlagen zu kleiden und zu
verschönern".
Selbiges Buch wurde bereits in der Januarausgabe des
Journal des Dames et des Modes erwähnt.
In dem Buch sind genaue Anleitungen zu finden, wie man Maß nimmt und danach Schnitte fertigt.
Die Lektüre wendet sich vor allem an Anfänger und die Schneiderin daheim.
Einigen meiner Leser wird der Name J.S. Bernhardt im Zusammenhang mit den
'Schnürleibstudien - Short stays studies'
ein Begriff sein.
Für den interessierten Leser: in dem Link zu dem Blogeintrag ist auch ein Verweis auf die Onlineausgabe des Originals
zu finden.

IX. Fashions
1.
Bernhardt's theory on the art of fashion

In this text, which I won't copy here, but summarize, the publisher of the Journal, refers to the recently published first volume of J.S. Bernhardt's planned two volume book
"Manual to measure and beautifully dress the human body, especially that of ladies, according to different measurements and essentials".
The book was also mentioned in the January issue of
The volume explains in detail how to take measure and  assemble paper patterns.
It was written for beginners and seamstresses at home.
Some of my dear readers might remember J.S.Bernhardt from the
Readers interested to learn more about it, may please follow the link.

Journal des Luxus und der Moden Februar 1811
IX. Moden
2.
Pariser Moden
(aus französischen Blättern)

Paris, 05. Januar 1811

Um Voltaire’s Vers:
Le superflu, chose tres- nécessaire (1
wahr zu finden, musste man im Januar die Boutiquen von Paris, wo man vorzüglich in der Rue de Vivienne, im Palais Royal, so wie im Durchgang zu den Panoramen (Passage de Panoramas (2)) tausende solcher angenehmen Überflüssigkeiten ausgestellt findet.
Man häuft jetzt übereinander mit Pelz verbrämte Redingoten, par dessus (3) genannt, Schalls-Fichus (4) und Pelz-Pelerinen, weniger aus Geschmack, als um sich gegen die Kälte zu schützen; bloß der Kopfputz ist geschmackvoll; dieser besteht aus einer Capote von weißem oder Rosa Atlas, weißem oder rosafarbenem Plüsch (5), mit einer großen Schleife verziert, und am Rand mit Tulle besetzt (siehe Journal des Dames et des Modes Januar: tulle production). Weder Grün noch Blauwerden häufig mehr getragen, doch scheint Grau wieder in Gunst zu kommen.

IX. Fashions
2.
Parisian Fashions
 (from french journals)

Paris, 5th January 1811

To proof true Voltaires saying
Le superflu, chose tres-necessaire (1
a visit in January to the shops of Paris, preferably rue Vivienne, Palais Royal, and the commercial passage to the panoramas (Passage de Panoramas (2)), revealed a thousand of these redundancies on display.
It’s fashionable to layer different fur trimmed redingotes, called par de dessus (3), Schall-fichus (4) and fur capes, not because of good taste, but to protect the body from the freeze; merely the headwear is tasteful; these are capotes made of white or blush pink atlas (satin), white or blush pink plush (5), adorned with a big bow tie, and the brim embellished with tulle (see: Journal des dames et des Modes, January, tulle production). Neither green nor blue are worn often, but grey seems to come in favour again.


1802, Passage de Panoramas (Quelle/source: wikicommons)

10. Januar 1811
Die Männer, wie unsere Damen, haben ein elegantes Negligé (6), welches sie auf der Promenade, im Theater oder des Abends in vertrauten Kreisen bei Freunden tragen. 
Das Negligé der Damen ändert sich fast jeden Tag. Doch das der Herrn als beständiger nur mit den vier Jahreszeiten. 
Das Negligé der Männer besteht für den Winter in einem Hut a la Robinson (folgendes Bild), in einem oder zwei, über einander geschlagenen Gilets (7), mit Metallknöpfen und mit rothen, blauen, braunen oder grünen Querstreifen, in langen Beinkleidern von hellem Casimir (8), und kleinen Stolpen-Stiefeln (= Stulpen-Stiefel) mit großen Absätzen.
Wir sagten neulich, dass die graue Farbe sich wieder zu heben scheine, und diese Vermuthung hat sich bestätigt; die grauen Capoten vorzüglich mit Einfassungen von rosafarbenem Plüsch, sind sehr häufig. Eine Farbe, von der wir noch nicht sprachen, die aber elegante Damen jetzt zu Hüten tragen, ist Orange. Die weiße Farbe ist noch herrschend. 
Nächst dem Weiß, Rosa. Die Casquets (9), welche anfangs nur ein Kopfputz aus Caprize (10) waren, haben sich so vervielfältigt,
dass die Modehändlerinnen gerathen sind, sich durch Veränderungen einen bleibenden Absatz zu sichern.

10th January 1811
The gentlemen, like our ladies, sport an elegant negligee (6), which they wear on promenades, at the theatre, or in the evening in the company of friends. The negligee of the ladies changes almost daily, that of the gentleman a bit more consistent only with the seasons. 
The gentleman’s negligee this winter consists of a hat a la Robinson (see: picture below) , one or two layered gilets (7) with metal buttons and with red, blue, brown or green horizontal stripes, long pantaloons made of light coloured cashmere (8) and low cuffed boots with large heels.
We recently said, that the grey colour is about to gain favour again, and this speculation has proofed true; grey capotes, beautifully with trims of blush pink plush, are now common. A colour, of which we haven’t talked yet, but which elegant ladies sport for their headwear, is orange. Still white is leading though. Next to white, is light pink. The casquets (9), which formely have just been of caprice (10), have spread, hence the fashion milliners will add little changes to ensure further good sales of this style.
1814, Incroyables, Chapeau Robinson (Quelle/source: V&A, London)

 ***Erklärungen/Anmerkungen***
(1) ‚Das Überflüssige ist eine sehr notwendige Sache’, Voltaire, 1736 Versepistel ‚Le Mondain’
(2) erbaut 1799 im Ile Arrondisment, südlich des Monmatre Boulevard, eine der ersten Einkaufspassagen Europas
(3) übersetzt als ‚oben drüber’
(4) lange Schals
(5) Seidenplüsch, pluche de soie
(6) informelle bzw. legere Kleidung
(7) Weste
(8) Kaschmir, Wollstoff aus dem Haar der Tibetziege
(9) Hüte die rund wie ein Helm geformt sind
(10) vom frz. Caprice = Laune, also: aus einer Laune heraus
  ***Explanation/Annotation***
(1) ‚The redundance is a necessary thing’ Voltaire, 1736, satire ‚Le Mondain’
(2) built in 1799 in the Ile Arrondisment, south of Monmatre Boulevard, one of the first commercial passages in Europe
(3) translated as ‚on top’
(4) long shawls
(5) silk plush, pluche de soie
(6) informal or casual Kleidung
(7) waistcoat
(8) wool fabric made of the hair of tibetian goats
(9) hats which are shaped like a helmet
(10) from french Caprice = mood/caprice 

Der kalte Februar in Weimar kommt sehr französisch daher, aber wie schaut es in den anderen Metropolen aus?
The cold February in Weimar seems quite french, but how has it been in the other metropolises?
 
An dieser Stelle gebe ich ab an Alessandra für die neusten Moden aus Paris vom/
And now I like to direct you to Alessandra for the latest fashions of Paris from
und an Maggie für einen Überblick aus London/and to Maggie for an overview from London via
  "Ackermann's Repository",
sowie an Natalie für die Neuigkeiten vom Londoner Hof/and to Natalie for news from London's court
  "LaBelle Assemblée"

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