Montag, 9. Februar 2015

Zur Zierde nimmt sie Schnüre aus hellgrünem Taffet

 Ich habe mit den vergangenen Beiträgen hoffentlich bewiesen, dass ein neues Kleid nicht immer eine Bestellung im Warenlager des Stoffhändlers voraussetzt.
Oftmals wurde Vorhandenes nach der Mode und dem neusten Geschmack verändert.
An meiner 1812 Robe de Marcelline (die ich allerdings nicht, wie es der Name Marcelline andeutet, in Seide, sondern in Baumwolle gefertigt hatte) gefiel mir besonders der üppige Rüschenbesatz (lt. Journal des Luxus und der Moden auch 'en falbala' genannt), während das Oberteil nicht wirklich  meinem Geschmack entsprach - kurzum fiel es der Schere zum Opfer, um mit der Mode zu gehen.
I have hopefully verified with my past blog entries that a new dress doesn't inevitably mean an order for new yardage of fabric.
Often times garments would just have been altered to match fashion and the latest taste and craze.
I was especially fond of my 1812 Robe de Marcelline's (which I hadn't stitched, as the term 'Marcelline' might indicate in silk, but in cotton) ruffled hem (also called 'en falbala' according to the Journal des Luxus und der Moden), while I never truly appreciated the style of the bodice - to cut a long story short, I pulled out my scissors to follow fashion.
Das frühlingsgrüne Oberteil vor der Umwandlung
The spring green bodice before the change

Das Vorderteil wurde entfernt, indem die Seitennaht und die Naht zum Träger/Ärmel geöffnet und der Saum zum Rockteil abgetrennt wurde.
The front was cut off by opening the seams at the sides, shoulder straps/sleeves and skirt.

Und schon wurde das neue Futter eingenäht, ehe...
And the new lining was sewn in, before...

...das neue Vorderteil mit den hellgrünen Paspeln aufgesetzt wurde.
...the new front with the green piping was stitched on top.

Die Paspeln oder auch Schnüre bestehen aus hellgrünem Taft. Die Farbe weicht wieder einige Nuancen vom Ton des Kleides ab.
The piping is made of spring green taffeta. The colour is slightly off the shade of the dress.

Die Innenansicht
Inside view

Dadurch, dass das Futter antlang der Brust ausgespart wurde, drapiert sich der Stoff (der im Querverlauf geschnitten wurde) außen besser.
As there's no lining around the bosom, the fabric (which was cut on the bias) drapes very well.

Auf Taillienhöhe wurde innen ein Band eingenäht, welches im Rücken verknotet wird und das Vorderteil daran hindert zu rutschen.
On waist level I've sewn in a band, which is knotted in the back, and thus helps the front to stay in place.

Die Verbindung von Vorderteil zum Schulterstück von außen...
The connection of the front to the shoulder iece from the outside...

...und von innen.
...and the inside.

 Und so trägt sich das neue Kleid, komplettiert durch die passende neue Haube nach Fa. Leopold, Berlin.
And this is how it looks when worn, completed with the matching new cap after Fa. Leopold, Berlin.

Mit verschiedenen Grüntönen bereit, dem Frühling zu begegnen.
With different shades of green, I'm ready to greet spring.

Und die Haube, die vom Herrn des Hauses den treffenden Beinamen 'Eisbergsalat' erhalten hat,
im Profil.
And the cap, which was given the appropriate name 'iceberg lettuce' by the husband, presented side-faced.


21 Kommentare:

  1. A bit of Spring (lettuce) you are! hehe The transformation of the gown bodice is gorgeous. I love the contrasting greens of the piping to gown fabric to cap. You are a study in shades and tints. :)

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    1. Thank you very much for your kind words :) Actually in the close-up the greens are all quite different and I felt hesitant mixing them, but in the whole they somehow fit together nicely.

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  2. The bodice is much prettier now :)

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  3. Die Umarbeitung des Kleides ist dir vortrefflich gelungen! Ein neuer Akzent gesetzt und schon sieht das Kleid anders aus! Wahnsinn was ein paar Veränderungen ausmachen!! Deine neue Haube steht dir super! Da kann es ja nun los gehen mit dem Schwimmwettbewerb! ;)

    Liebe Grüße,
    Kerstin

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    1. Hihihihi, ja die 'Synchronschwimmer-Haube', ich muß jedesmal lachen, wenn ich sie nur sehe. Es ist schon erstaunlich, was damals mitunter in Mode war!
      Vielen Dank für die lieben Worte zur Umarbeitung des grünen Kleides, ich hoffe, es nun öfter zu tragen :)

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  4. Frau Sabine, haben wir denn schon Frühling? Der Garderobe zu schließen, kann er nicht mehr weit sein!

    Ich mag Deine kleine Serie "Aus Alt mach Neu" sehr. Es ist sehr beeindruckend, wie sich die Kleidungsstücke wandeln lassen. Wobei mir in der Regel die alten Sachen schon genau so gut gefallen wie die neuen. Nur an die Haube muss ich mich immer noch gewöhnen... ;-)

    Liebe Grüße
    Emily

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    1. Vielen Dank für den Zuspruch für die Umgestaltung, die auch für mich Neuland war. Ich bin immer häufiger auf schriftliche Quellen gestoßen, in denen von Umarbeitungen und Änderungen die Rede war und in Weimar steht auch ein wunderbar umgearbeitetes Kleid im Stadtmuseum - Grund genug, um selbst mal 'aus Alt mach Neu' in Angriff zunehmen :)
      Und an die Haube muß ich mich auch erst gewöhnen...

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  5. herrlich! das ein karrierter salatkopf so klasse aussehen kann :D

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  6. It is so fun and beautiful! Did they really have this shade of green at that time?

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    1. Thank you very much! They've had many shades of green back then like pomona green and spring green. The cap however was originally only offered in pink, light blue and creme by Fa. Leopold in Berlin.
      I had this vibrant green still in my stash, unfortunately I couldn't treat it with tea to take the brightness out a bit.
      The colour of the dress however is closer to period tones, the Costume Parisien Fashion plate of the Robe de Marcelline was coloured in blue and a bright green.
      Here's a lovely collection of different colours used during that era: http://sarahs-history-place.blogspot.de/2011/09/colours-used-in-regency-and-georgian.html

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    2. And here's a lovely mid 18teens silk boot in a very bright green (the colour is slightly faded, but you get an idea): http://historicalfashion.tumblr.com/post/635118481/fuckyeahregency-yeoldefashion-womens-shoes

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  7. Grüße an den Herrn des Hauses! Mit dem Begriff "Eisbergsalat" hat er nun den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen. Was das Kleid betrifft, es sieht für meinen Geschmack nun viel hübscher und dekorativer aus. Was so ein paar kleine Änderungen alles bewirken können! Ich denke, ich muss jetzt auch mal an meinen Schrank und ein paar Erneuerungen vornehmen. Man merkt, es kommt bald der Frühling, da wird ja traditionell nicht nur der Wohnraum, sondern auch die Garderobe auf Vordermann gebracht. Leider hab ich (noch) nicht so viel Historisches, an dem ich "herumnähen" kann, aber das wird sich ändern...

    Herzliche Grüße

    Constanze

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    1. Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar :)
      Ja, heute wagt sich die Sonne heraus und Frühling liegt beinah schon in der Luft. Welch ein Genuss!

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  8. Gorgeous! Looks much better now, I love this kind of neckline! And the cap is so much fun!

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    1. Thanks a lot. I'm gradually getting used to weird caps...lol ;)

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  9. Dear Sabine,

    What an interesting new treatment the dress has, and it works so much better than the old one. Not all hard lines anymore, but curves to offset the fabric pattern. Neat!

    The lining treatment is interesting, too. I've not seen linings cut out in the bust like that, but then again, am an ignoramus in this particular set of years. Curious as to what led you in that direction?

    Very best, and happy spring :}

    Natalie

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    1. Excellent question!
      The construction of the bodice's inside is based on an original in a museum's collection in Basel, Switzerland. Every since I've seen it, I thought it to be very ingenious! I already took an attempt at this construction with my 1815 Merveilleuse Robe Quadrillée.

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  10. I finally have a chance to look at all your latest posts! This gown is great. I love the brightness and cheeriness. That cap is soooooo green! You can wear it though and it is a pretty confection on you. Piping, Sabine that is more 1815 on up, right? Less so in the 1800-1814 range, right? Cheers.

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    1. This is a very interesting question! To be honest, I can't pinpoint when piping appeared first. You can see this technique used on the green cap (fashion print of 1812). It's quite difficult to search for it, as the modern German term for piping "Paspel" doesn't found any mention in the Journal des Luxus und der Moden. Instead they've used 'Schnüre' or "Schnure", which is used for a wide range of ribbon made decoration. But it's true, the piping was much more used from 1815 onwards.

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