An anderer Stelle habe ich sicherlich schon mal erwähnt, dass ich nicht zu übermäßigen Huldigungen für Gold-, Silberschmiede und Juweliere neige. Reichlich mit Gold und Diamanten behangene oder bekrönte Damen sieht man in der Zeit der Frühromantik auch eher selten, Schmuck war stets schlicht und die Klugheit der Damen war oft ihre schönste Zier.
Dennoch wollte ich eine kleine Erinnerung an meine Muse am Nähtisch, mit der ich immerhin den Blog gegründet hatte. Die Arbeit an dem kleinen Schmuckstück tätigte ich bereits im Mai.
Übrigens finden sich einige satirische Blätter über Katzenfreundinnen um 1800. Ja, damals wie heute spottet man gerne über diese Damen! Aber dem Spott trotzen wir unbeeindruckt (seit Jahrhunderten!).
I've surely mentioned here and there, that I hardly ever get really excited when it comes to the works of gold or silversmiths and jewellers. Paintings or plates of shiny and glittering ladies from the early romanticism are a rare find, jewellery used to be simple and sober and the most beautiful adornment usually was a bright mind.
Nevertheless I felt the need for a memory of my muse at the sewing table, who founded this blog with me. I already assembled the little mourning jewellery back in May.
By the way, there are quite some satire copper prints about period cat lovers. Yes, back then and still today these ladies often are mocked! But we brave the mockery unimpressed (for centuries!)
1794, Old Tabbies are attending a favourite cat's funeral Museum No. 1861,0518.996 (Quelle/source: British Museum) |
Während meiner Arbeit bzw der begleitenden Recherche entdeckte ich allerdings interessante Begriffe, die mir bislang nicht geläufig waren.
Zum Thema Trauerschmuck selbst gibt es unzählige Beiträge im Internet zu finden und auch die Fertigung meiner Arbeit stellte keine Schwierigkeit dar, aber die Begriffe der Juweliere und in den Bijouterien waren eine Herausforderung. Trauerschmuck fand sich an Halsketten und Ringen, aber wie bezeichnete man damals die kleinen Gedenkbilder?
During my work and the research I also discovered some terms, which I wasn't quite familiar with.
There are plenty of articles on mourning jewellery on the internet and assembling my work wasn't a challenge, but the terms used by jewellers and in bijouteries were difficult to find. Mourning jewellery was made into chains and rings, but how were the little pieces of art called, which adorend them?
1802, Krünitz, öknomisch-technologische Encyklopädie, Band 86, Tafel 13 (Quelle/source: googlebooks) |
1802, Krünitz, öknomisch-technologische Encyklopädie, Band 86, Seite 514 (Quelle/source: googlebooks) |
Transkription:
[...]Bei den Goldarbeitern und Galanterie-Krämern ist Medaillon ein Anhängerschmuck, den besonders die Damen am Halse zu tragen pflegen, und der zur Einfassung eines Gemähldes, Schattenrisses, der Haare und dergleichen dient. Am gewöhnlichsten bestehen sie aus einer mehr oder weniger kostbaren Einfassung mit geschliffenen Gläsern. Doch hat der erfinderische Geist der Künstler und der Liebhaber dieses Schmuckes auf unzählige Veränderungen gedacht, wovon hier ein paar Beispiele folgen.
Fig. 5050 Ein großes ovales goldenes Medaillon, mit einer Perleneinfassung. Die Vorderseite erhält auf einem dunkelblau emaillierten mit einer feinen goldenen Zierkette umschlungenen Grunde eine große Haarlocke, welche mit kleineren Haarschleifen von anderer Farbe umbunden ist. Die Rückseite ist mit rautenförmig geflochtenen Haaren von zwei verschiedenen Faren bedeckt, hat eine Einfassung von gesponnenem Golddraht, und in der Mitte die aus kleinen Perlen zusammengesetzten Buchstaben EW welches die Namensbuchstaben der Kinder sind, denen die Haare auf dieser Seite angehören. Unter diesen Buchstaben ist auf dem Haargrunde etwas Laubwerk mit weißer Farbe gemalt, worauf kleine Rosen von Perlen befindlich sind. Gekostet hat es etwas über 80 Rthlr.[...]
Translation:
[...]Goldsmiths and jewellery merchants call the lockets mediallons, which are preferably worn by ladies around the neck, and which hold a painting, silhouette, hair and such. usually they are made of some kind of precious framing with glass. The artists have made up plenty of different varieties of this kind of jewellery, here's an example.
Fig.5050 A big oval golden medaillon, with a pearl border. The front, made of dark blue enamel emeblished with a tiny golden chain, shows a ringlet, which is adorned with tiny ribbons in different colours. The back shows a braided piece of two different hairs and is bordered by golden wire. In the middle we see pearls arranged to the letters EW, which are the names of the children. Below the letters leafs are painted with white, on top tiny roses made of pearls. It's price was a bit above 80 Rthlr[...]
Ein Medaillon also...und es gab verschiedene Arten es zu tragen. Am Halse mit einer Kette, war am häufigsten zu sehen...
It's called a medaillon...and there are different ways to wear it. With a chain around the neck was most common...
1799, Vladimir Borovikovsky, Maria Norova (Quelle/source: wikiart) |
...oder selten auch am Busen angeheftet.
...or less often pinned to the bossom.
1806, Jean Jaques Guillaume Bauzil-Koc, Maria Isabel de Borbon (Quelle/source: Museo del Prada) |
Ich wählte ein Medaillon an einem Florband aus schwarz gefärbter Seide. Das Medaillon ist silberfarben und wird mit einem Glascabuchon geschlossen.
Als Vorlage diente ein wunderschöner zeitgenössischer Trauerring mit der Darstellung einer Urne, der ich eine Katze zufügte.
I've chosen my medaillon to be worn with a black silk ribbon. The medaillon is silver coloured and closed with a glass cabouchon.
The inspiration was a beautiful period mourning ring with the depiction of an urn, to which I added a cat.
Das Medaillon misst 3.5 x 4.5 Zentimeter
The medaillon measures 3.5 x 4.5 Centimetre
Die Rückseite
The back
Mitsamt der Seidenschleife. Ringsum der Spruch des originalen Rings lautet "vivra dans mon coeur"
With the silk ribbon. The medaillon reads "vivra dans mon coeur"
Die Frage, die sich als nächtes stellte, war die nach einer Befestigung. Ich hatte bereits eine schlichte Nadel gewählt als mich Kerstin in Weimar mit einem wunderschönen Schmuckstück überraschte. Eine englische Brosche aus cut steel oder geschnittenem Stahl. Aber verwendete man um 1800 überhaupt das Wort Brosche? Meine Suche durch diverse Wörter- und Waarenbücher der Zeit blieb ergebnislos. Fündig wurde ich erst bei dem Begriff "Agraffe", der auch im Journal des Luxus und der Moden verwendet wird.
The next question was on the attachment. I already had decided on a plain needle when Kerstin surprised me with a beautiful English cut steel brooch in Weimar. But was the term brooch common in around 1800? My search in different dictionaries failed. Eventually I stumbled over the term "agraffe", which was also used in the Journal des Luxus und der Moden.
Die Maße der Agraffe sind 3 x 2 Zentimeter und somit passt sie wunderbar zum Medaillon.
The measurements of the agraffe are 3 x 2 Centimetres, which is a perfect match to the medaillon.
1802, GFA Schöner, Henriette Herz (Quelle/source: Stadtmuseum Berlin) |
Auf diese Weise kann ich meine kleine Muse weiter bei mir tragen.
This way I have a memory of my little muse with me.
Liebe Sabine, das ist Dir wieder einmal sehr stimmig gelungen- und obwohl der Anlaß ein trauriger ist, erfüllt es mich doch mit Freude, daß Dir das Werkeln UND Schreiben nun anscheinend wieder etwas leichter von der Hand (und dem Herzen?) geht.Wirklich schön zu lesen, die große Bandbreite Deiner Recherchen und die liebevolle Aufbereitung sind eine Bereicherung für mich (und mit Sicherheit auch für viele andere) Herzlichsten Dank dafür, Hannah
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für die lieben Worte. Juhu :) Ich freue mich sehr, dass Du aus den Aufsätzen so viele Anregungen schöpfen kannst - dafür lohnt es sich weiter zu forschen und zu schreiben...und das Nähtischchen wird künftig auch aus dem Dornröschenschlaf geholt!
LöschenMerci!
So beautiful. This made me cry. xx
AntwortenLöschenThank you so much for your kind words :) I did this the week after we've lost little Mila. I needed to focus on something beautiful to avoid going mad about her loss...now it's my most cherished piece in the wardrobe along with the powdered rose hat, which was our last garment we assembled together...I can see how it helped people back then to carry something small with them, that reminded them of their lost loved ones.
LöschenLiebe Sabine, willkommen zurück!
AntwortenLöschenSchmuckstücke in liebender Erinnerung sind meines Erachtens immer die schönsten und dieses hier ist Dir ganz zauberhaft gelungen!
Übrigens, gerade habe ich auf WordPress einen schmucken Jahresplaner entdeckt, der Dir in dieser Hinsicht vielleicht auch gefallen könnte: "Der literarische Katzenkalender 2018", hrsg. von Julia Bachstein, erschienen im Verlag Schöffling & Co. Des Weiteren empfehle ich "Thorbeckes historischer Modekalender 2018" - ein Weihnachtsgeschenk, auf das ich mich dieses Jahr schon riesig freue!
Herzlichste Grüße nach Menden
von Constanze
Liebe Constanze, danke für die herzlichen Grüße :) Die Abwesenheit hat länger gewährt als angedacht, aber manchmal muß so eine Auszeit einfach sein.
LöschenDer Katzenkalender ist mir als Katzenfreundin und Buchhändlerin natürlich schon seit Jahren vertraut, einfach wunderschön und jedes Jahr eine neue Freude!
Danke für den Tipp mit dem Modekalender, den Hinweis wissen sicherlich auch einige meiner Leser zu schätzen :)
2018! Das steht jetzt wirklich schon nah vor der Tür - unglaublich, wie dieses Jahr vorbeigeflogen ist...
Liebe Grüße, Sabine