Das verregnete Sauerland?!
Das klingt erstmal unglaublich, ist aber wahr!
Da das KCI 1826 mein erstes Seidenkleid wird, habe ich mich ein wenig ausführlicher mit dem wunderschönen Gewebe beschäftigt und bin dann auf Umwegen auf folgenden Artikel gestoßen:
"...Am Anfang des 19. Jahrhunderts steht das nur kurze Zwischenspiel einer Textilindustrie, die der Iserlohner Adolph Friedrich Basse eingeführt hatte...Basse hatte nun seit 1789/90 die Seidenweberei (in Menden) eingeführt. 1801 waren 45 Webstühle mit 80 Arbeitern in Betrieb, doch bald nach 1820 hörte die Seidenweberei auf, da sie mit den Elberfelder Betrieben nicht konkurrieren konnte..."
(Quelle: "Menden - eine Stadt in ihrem Raum", 1973)
Weiteren Berichten zufolge ist es auch wahrscheinlich, dass die Mendener (ähnlich wie Iserlohn) Maulbeerbäume pflanzte, um die Seidenraupenzucht vor Ort zu gewährleisten.
Silkworms in the Sauerland?
In such a rainy area of Germany?
Sounds unbelievable, but it's true!
As the KCI 1826 will be my very first silk dress, I was eager to learn more about this beautiful fabric and I suddenly came across this interesting article:
"...at the beginning of the 19th century there was a minor intermezzo of the textile industry, which Adolph Friedrich Basse has introduced to the area...Basse has settled silk weaving in 1789/90 (in Menden). In 1801 there was an account of 45 weaving looms with 80 weavers, but soon after 1820 the silk weaving stopped as Menden couldn't compete with the Elberfeld' silk weavers..."
(Source: "Menden - eine Stadt in ihrem Raum", 1973)
Further sources reveal that Menden (like Iserlohn) was likely to have Mulberry trees to guarantee the silkworm breeding in this area.
Nach dem kleinen Ausflug in die Vergangeheit meiner Heimatstadt, geht es nun aber wieder zurück an den Nähtisch. Mittlerweile ist das Rockteil komplett fertig.
Für den Schnitt habe ich folgende Bücher zur Hilfe genommen: "Costume in Detail", "The Lady's Stratagem" und "The Cut of Women's Clothes 1600-1900"
Wichtig war ein Schnitt, der aus sechs Teilen besteht. Also einem Vorderteil, einem Rückteil und jeweils zwei Seitenteilen.
After this short visit into my hometown's past, I'll now return back to the sewing table. Meanwhile the skirt is completely done.
For the pattern I used the following books: "Costume in Detail", "The Lady's Stratagem" und "The Cut of Women's Clothes 1600-1900"
I came up with a skirt pattern containing of six pieces. A front piece, a back piece and two side pieces each.
Beim Zusammennähen habe ich mich an die Empfehlungen aus dem Lady's Stratagem gehalten. Die geraden Kanten wurden mit einem Kombinationsstich aus Vorstich und Rückstich vernäht, die mit schrägem Stoffverlauf mit Rückstichen.
Bei Seidenstoffen, die zum Ausfransen neigen, ergeht der Rat, dass die Nähte gefaltet und dann mit Überwendlichstich versäubert werden (bis auf die Webkanten, die nach Möglichkeit genutzt werden sollten).
I closely followed the sewing instructions in the "Lady's Stratagem". It's advised that the straight seams be put together with a combination stitch (backstich and running stitch), and those cut on the bias are sewn with backstitch only.
As silk fabrics tend to fray it's recommened to fold the finished seams and overcast them (instead: consider to use the selvedges wherever possible)
Nachdem die Rockteile verbunden und versäubert sind, wird der Saum etwa 4 cm umgenäht und wattiert.
Zum Wattieren empfiehlt das "Lady's Stratagem" Baumwolle, während in dem Buch "Nineteenth Century Fashion in Detail" Wolle Erwähnung findet. Ich habe beide Varianten ausprobiert. Für den Saum habe ich Baumwollwatte verwendet.
After the skirt pieces are sewn together and finished, the hem is turned under about 4 cm and then stuffed with either cotton wadding (as mentioned in "Lady's Stratagem") or wool padding (mentioned in "19th century fashion in detail"). I've tried both variations. The hem is padded with cotton.
Im nächsten Schritt wird ein Streifen Baumwollsatin von vier Fingern breite (also etwa 8cm) im Schrägverlauf des Stoffes geschnitten und an jeder Seite etwa 2 cm umgebügelt. Das ergibt das erste Rouleaux. Angebracht wird es ausschließlich mit Vorstichen (die eine hohe Flexiblität erlauben) unmittelbar über der wattierten Kante.
In the next step a piece of cotton satin fabric is cut on the bias about four fingers wide (approx 8cm), both edges are folded and ironed about 2 cm. This will be the first rouleaux. It is attached with running stitches (which allow a better flexibilty) exactly above the padded hem.
Vorderansicht
front view
Die Rückansicht. Erkennbar ist hier der Stich, mit dem der eingeschlagene Saum angenäht wurde, sowie der Vorstich des Rouleaux.
The back view. You can recognize the stitch, which attaches the folded hem and the running stitch of the rouleaux.
Zurück zum Rouleau, das im nächsten Schritt gefüllt wird.
Diesmal habe ich mich für Schafswolle entschieden. Die kann man glücklicherweise in gleichmäßigen Strängen erwerben. Benötigt habe ich nur etwa 50 gr.
Ein Blick auf das originale Kleid zeigt, dass die Rouleauxs in dem Fall nur wenig Füllung benötigen.
Back to the Rouleau, which is then stuffed or wadded.
This time I took the wool. I've bought it in a DIY shop and luckily it is offered in long and pretty even strands. I neede less than 50gr.
The original dress reveals that only little wadding was needed in this particular case.
Links die Baumwollwatte, rechts die Schafwolle.
On the left the cotton, on the right wool.
Die Stränge werden eingeschlagen und dann wird die Kante angenäht. Ich habe einen Saumstich verwendet, der nicht sichtbar ist, allerdings nicht wie der Staffierstich gesetzt, sondern lediglich mit Vorstichen, bei denen jeweils ein paar Fäden der verdeckten Kante festgenäht werden.
Ich hoffe, das folgende Bild erklärt es besser und an dieser Stelle sei mir meine Unkenntnis bezüglich der Terminologie vergeben.
The wool is put inside the turned edge and then sewn on the skirt. I used a seam stitch, which is not visible on top. It works with running stitches where a tiny bit of the edge of the rouleaux is fetched with the needle/thread.
I hope that the following picture explains this. My apologies for not knwong the poper term.
Die Verzierungen an diesem Kleid sind reichlich. Im Folgenden wird die gepaspelte Karoborte angenäht.
Hierzu eignet sich am besten der Punktstich, denn der ist entlang der Paspel so gut wie unsichtbar.
There are plenty of application on this dress. Next is the piped diamond-shaped border.
I've attached it with point stitches, which are hardly visible along the piped edge.
Und dann - nach einer gefühlten Ewigkeit - kamen auch endlich die gepaspelten Blätter zum Einsatz.
Sie wurden ebenfalls mit Punktstichen angenäht.
And finally the piped leaves have been added to the hem. These have been sewn on with the point stitch, too.
Ein weiterer Blick auf die linke Seite:
Another peek onto the left side:
Zum Schluß fehlte nur noch das zweite Rouleau aus Baumwollsatin. Diesmal war das Band etwa zwei Zentimeter schmaler. Und hinzu kamen vierzehn kleine wattierte Stoffstücke, die jeweils in der Mitte eines jeden Karos gesetzt wurde. Diese Stücke sind kleine vernähte Teile, die an das obere Band geheftet wurden, bevor ich es mit Vorstichen aufgenäht habe.
Danach wurden die Stoffteilchen mit Watte gefüllt und mitsamt dem Rouleaux angenäht.
The second rouleau was still to come. This time the bias-cut piece was about 2 cm smaller than before. As in the original dress the rouleaux was emblished with fourteen tiny wadded pieces following the pattern of the diamonds. These pieces are small tubes, which are pinned to the upper edge of the rouleaux before sewn it onto the diamond border with running stitches.
Und hat sich die Mühe gelohnt?!
Ich denke schon - jedenfalls ist mir beim Anblick des Rockteils immer zum Juchzen zumute...;)
Was it worth all the labour?!
Well, I think so - at least I always feel like squeeing any time I look at the skirt...;)
Dear Sabine,
AntwortenLöschenI about broke into song: this dress is already a wonder, and the details and the way the fabrics play off one another are just marvelous. Congratulations! I wonder, since Menden had a silk industry (what a find!) if perhaps the museum there would like a presentation made about it, featuring your dress, of course!
Congratulations again,
Natalie
Ich bin ABSOLUT begeistert, da gehen einem ja die Augen über! Wirklich toll und mit so einer Präzision, dass es links wie rechts gut aussieht! Ich kann mir vorstellen, wie happy du bist. :D
AntwortenLöschenLG Kathrin
Du legst ja ein Tempo vor, unglaublich. Dein Fleiß zahlt sich jedenfalls aus, das Rockteil sieht schon mal fantastisch aus!
AntwortenLöschenDie Detailles sind wirklich richtig schön geworden (: Und vorallem so genau und ordentlich. Ich bin mir sicher, dass dieses Kleid wundervoll aussehen wird (:
AntwortenLöschenDeine Wahnsinnsfleißarbeit ist traumhaft schön geworden!!!
AntwortenLöschenIch bestaune voller Begeisterung Deine wunderschöne Arbeit.
Liebe Grüße, Gisela
Na und ob sich deine Mühe gelohnt hat!! Ich kann den vorangegangenen Rednern nur beipflichten! Es ist unglaublich, was du mit einer handelsüblichen Nadel, Nähgarn und Stoff zauberst! Ich freu mich schon auf das Endergebnis!
AntwortenLöschenLG, Saahre
Was ich noch sagen wollte: Ich liebe ja ganz besonders die Ärmel und Ärmelabschlüsse sowie die Details an den Schultern bei dem Original. Daher freue ich mich sehr auf deine Recreation.
AntwortenLöschenGestern hat der Herr des Hauses meine Stoffwahl bezüglich der Ärmel nochmal komplett über den Haufen geworfen, vorbei ist es mit dem Taubenblau aus meinem Stoffvorrat...aber Ersatz ist schon auf dem Weg!
LöschenAußerdem wäre es lobenswert, wenn sich das KCI nicht immer äußerst zurückhaltend verhalten würde, was Rückansichten betrifft...seufz ;)
Sabine
Oh goodness! This is so lovely! Of course it was worth the work! Your stitches are very neat and tiny and your attention to detail is amazing. Plus, you have included valuable research into the methods used for the padded hems of 1820s dresses... I am toying with the idea of making an 1820s dress later this year. Again, I have to say, beautiful!
AntwortenLöschenYes please, consider the 1820s. Unfortunately costumers seem to often neglect them as some dresses have the air of being grotesque to the modern eye...but isn't it interesting to understand fashion with the eyes of the women back then. They regarded their gowns as beuatiful:)
LöschenSabine
That is incredible! You are amazing!
AntwortenLöschenDankeschön für die ermutigenden Kommentare - nun kommt die nächste Hürde: das Oberteil. Herrje! Und dabei ist - zumindest was die Rückansicht betrifft - ein wenig Vorstellungskraft gefragt.
AntwortenLöschenMany thanks for the encouraging comments!!! Next will be the bodice, which backview is totally up to imagination, yet.
Sabine
Es un trabajo de reproducción maravilloso!! El parecido con el original, es realmente asombroso!! Enhorabuena!!
AntwortenLöschenIt is a marvellous reproduction work! The resemblance to the original, is really amazing! Congratulations!
It's looking great!!!
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