In den Jahren zwischen 1811 und 1813 begegnet man immer wieder einer etwas ungewöhnlichen Hutform, einem runden Chapeau oder Casque, der ein wenig an einen Helm erinnert, und obwohl er noch einen Rückgriff auf die Antike darstellt und im Ursprung dem Militär entlehnt ist, wirkt es eher, als würde er ein Fenster in eine ferne Zukunft öffnen.
Als Stoff wählte der Hutmacher bevorzugt Velour, Satin oder Seidenreps (auch: Seidenrips).
Der Farbauswahl waren keine Grenzen gesetzt, obwohl man bei sommerlichen Modellen weiß oder blasse Töne bevorzugte.
In the years between 1811 and 1813 a quite peculiar hat shape was seen everywhere, a chapeau with a rounded crown or a casque, which has a resemblance with a helmet, and although meant as a reminiscence to the classical antiquity and a distinctive origin in the military influence, it appears as if the hat gives a glimpse of a distant future.
Milliners used to favour velvet, satin or silk reps (sometimes: silk rips) for their hats.
The colour chart knew no limits, but summerly styles would prefer white or lighter shades.
1811, Costume Parisien, Plate 1121 (Quelle/source: SceneinthePast)
1813, Costume Parisien, Plate 1282 (Quelle/source: SceneinthePast)
1813, Costume Parisien, Plate 1287 (Quelle/source: SceneinthePast)
1813, Costume Parisien, Plate 1295 (Quelle/source: SceneinthePast)
Während die Modelle vor 1811 teilweise noch eine weiche Krone haben, waren spätere Modelle zumeist fest geformt aus Stroh oder Filz.
Die Hüte sieht man undekoriert oder mit Ferdern und im Sommer auch mit Blumenbouquets.
While the models prior to 1811 often had a soft crown, the later ones almost always were made of a stiff crown using straw or felt.
The hats were sported without decoration or with a feather plume or in summer with a flower bouquet.
Für meinen Hut wählte ich roten Seidenrips, der im Querverlauf zugeschnitten wurde, um die runde Filzkrone zu bespannen.
For my chapeau I've chosen a red silk rips, which was cut on bias, to be able to cover the round felt crown.
1813, Chapeau de Reps
Auf der Vorderseite erhielt der Hut eine Bespannung im Querverlauf, die Rückseite wurde fächerartig mit gepaspelten Bändern gestaltet und mündet oben in einem kleinen Schirm.
The front of the hat was covered with bias cut fabric, while the back was layered with piped bands, which lead into a peak on the top.
Es kamen fünf silberne Schnallen und eine größere silberne Schnalle vorn zum Einsatz.
I've used five small buckles and one big silver clasp on the front.
Durch das Kinnband drückt sich die Krempe beim Tragen zusammen und umrundet das Gesicht in der gewünschten Form.
With the help of the chin strap the brim is pressed against the cheeks to get the desirered look.
In den Seidenrips sind kleine Punkte eingewebt.
There are small dots woven into the silk rips.
Die Schnallen dienen nicht nur der Zierde, sondern damit lässt sich auch das Kinnband regulieren.
The buckles are not only for embelishment, but also serve to adjust the chin strap.
Der kleine Schirm
The little peak
Die große Zierschnalle vorn
The big silver clasp in front
Ein Blick in das Innere. Der Hut ist mit weißem Baumwollstoff (leinwandbindig) gefüttert
A view to the inside. The hat is lined with white cotton (plain weave)
Die gespaspelten Bänder, die fächerförming die Rückseite umschließen.
The piped bands, which embrace the hat's back.
Ich finde, der Hut passt auch noch sehr gut in das Jahr 1815, um meiner Robe de Quadrillée einen zusätzlichen Hingucker zu verschaffen! Es wäre doch wirklich bedauerlich, diese Mode nur eine Saison lang auf dem Kopf zu tragen ;)
I think, the hat wonderfully fits into the year 1815, to spice up my Robe de Quadrillée! Because it would be pity to wear this cool headwear for just one single season ;)
Wow, starkes Rot, toller Hut! Mehr kann ich dazu gar nicht sagen ;-)
AntwortenLöschenLG Hannah
Dankeschön!
LöschenThank you for the post! Recently I discovered those chapeaus for myself and fell totally in love with them. As I don't especially like plain bonnets and really appreciate military connections in 1800-1815 fashion, this style seems simply perfect for me. Don't you think those dark models from 1282 plate have something to do with lanciers' chapska and dragoons' casque? Omg, so exciting! And so fabulous! :D
AntwortenLöschenThanks a lot! Yes, these later styles are very much inspired by the military styles, whereas the earlier casque styles probably derive from the helmets of the classic antiquity. Personally I think the style in black looks the most appealing, but in the other colours it feels more feminine and fashionable.
LöschenOh, diesen Seidenstoff kenne ich, da suche ich immer noch Nachschub :)
AntwortenLöschenDie Hutform erinnert mich an eine Jockey-Mütze. Ich weiß nicht ob ich mich an so eine Form gewöhnen kann. Ist der Hut aus Buckram?
Dankeschön :) Die Hutkrone ist aus geformtem Filz. Um den Stoff im Querverlauf aufzuspannen muß man schon ein bisschen Druck ausüben, ich glaube eine Steifleinenkonstruktion würde da schnell einknicken. Möglicherweise wurde Steifleinen aber bei den 'weicheren' Modellen um 1811 verwendet.
LöschenUnd ich möchte noch hinzufügen, dass ich bei der Fertigung oftmals Stücke in Angriff nehme, die ich selbst auch eher als eher nicht nach meinem Geschmack empfinde (abgesehen davon bin ich leider nicht mit einem klassischen 'Hutgesicht' gesegnet), aber gerade das hilft mir sehr dabei die Mode und Menschen zu verstehen und die Zeit nicht aus meinem modernen Blickwinkel zu betrachten, sondern das Schönheitsideal von damals zu durchleuchten.
Von den Casques oder runden Chapeaus sind nicht so viele Originale erhalten, aber auf den Modekupfern sieht man sie sehr häufig, da habe ich mir die Frage gestellt, waren sie auch damals nicht so beliebt oder wurde diese Hutform bei der geschichtlichen Einordnung oftmals falsch bewertet? Ich finde nämlich, dass diese Hüte sehr modern aussehen und auf den ersten Blick nicht den typischen Eindruck der Mode der Hochromantik widerspiegeln.
Und so bringt jedes neue Stück immer wieder viele Fragen mit sich :)
Lovely post!
AntwortenLöschenThank you very much :)
LöschenUnd nochmals: Hut ab, liebe Sabine! Du scheinst den Kopfputz ja förmlich aus dem Nähzauberärmel zu schütteln, da komme ich ja gar nicht mehr mit dem Staunen hinterher...wunderschön, wie immer!
AntwortenLöschenGruß Constanze
Herzlichen Dank!
LöschenDie Modekupfer der Hutmoden sind aber auch zu verführerisch...ich habe noch einige Modelle auf meiner Wunschliste!
Vielleicht gibt es also bald noch einen weiteren Reigen an Hüten...aber für den Anfang ist unsere Putz & Modenhandlung erstmal bestens ausgestattet, um verschiedenen Modelle zu zeigen und zu erklären.
Ein ganz außergewöhnlicher Hut und sehr interessant - obwohl ich mich für die runden Formen nicht so sehr begeistern kann wie für die anderen. Aber der Hut hat was definitiv was. Bei dem bin ich sehr gespannt, wie er getragen aussieht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Emily
Vielen lieben Dank :)
LöschenBei den vier vorgestellten Hüten wollte ich möglichst viele verschiedene Stilrichtungen um 1814 darstellen, vor allem auch jene Modelle, die heute eher nicht mehr so häufig (oder gar nciht) zu sehen sind.
Allerdings fiel mir die Auswahl sehr schwer, denn beginnt man erstmal damit die Modekupfer genauer unter die Lupe zu nehmen, eröffnen sich einem Hutmoden, dass man beinah juchzen möchte - und irgendwie sind es alle wert einmal nachgearbeitet zu werden :)
Für die Putz & Modenhandlung brauchst Du natürlich unterschiedliche Modelle. Für uns Leser ist das prima - so können wir hier eine gewisse Bandbreite an Modellen bestaunen. Weiter so! Du kannst gerne noch die eine oder andere Hutform aus ihrem Schattendasein holen... ;-)
LöschenBrilliant! Have you done a sheer bonnet, yet? I am trying to figure how one does that and minimize the visible structure. Or, does it matter if the 'bones' of the bonnet are visible? Beautiful silk and color. What is 'rip'? Is that a twill or grosgrain silk? Thank you.
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