Montag, 17. Dezember 2018

Fundstück Dezember - oder: Kleinstädtischer Jahresausklang...

(This post is unfortunately only available in German, as it is a recommendation for a German book with links to German websites)
Und wieder neigt sich das Jahr entschlossenen Schrittes seinem Ausklang.
Dem folgt in unserem Hause der Geist der Besinnlichkeit und des Müßiggangs. Während es vor dem Fenster allmählich kälter und frostig wird, ist die Werkstatt bereits ausgekehrt und in winterlicher Ruhe und in den Stuben stapeln sich Dramen und Komödien - selbstverständlich als Bücher!
Gibt es etwas Herrlicheres als sich in den letzten Tagen des Jahres mit Literarischem zu nähren?
Gemütlich bei einer Tasse Thee oder Kaffee, ein Tellerchen mit Lebkuchen, mit einer Katze zusammen hinter dem Fenster im Lieblingsfauteuil...
Hah! Da spielte mir am vergangenen Wochenende doch wirklich der Zufall in die Hände. Denn beim letzten Antikmarkt des Jahres entdeckte ich in der letzten Reihe meines Rundgangs ein wunderbares kleines Büchlein beim Antiquar.
Ein etwas stockfleckiger, aber dennoch gut erhaltener Kleinoktav mit 174 Seiten und einem schlichten Marmorblatt als Einband...Jahrgang 1803...das Licht der Welt erblickt im Hause Paul Gotthelf Kummer in Leipzig

Nun muß ich vorausschicken, dass mich der unerwartete Fund auch deshalb juchzen ließ, weil wir seit einigen Jahren bei unseren Aufenthalten in Weimar in Nachbarschaft des Hauses Kotzebue residieren und die Hauptdarstellerin in "Die deutschen Kleinstädter" den Namen Sabine trägt.
 Aber der Reihe nach! 
Also, August Friedrich Ferdinand von Kotzebue (geb. 03.Mai 1761 in Weimar und ermordet 23.März 1819 in Mannheim), ein umtriebiger und äußerst streitbarer Geist, brachte sein Lustspiel in vier Akten "Die deutschen Kleinstädter" am 22.März 1802 im Wiener Burgtheater - und nicht etwa in Weimar - zur Uraufführung. 
Ihm widerstrebten die Frühromantiker um die Gebrüder Schlegel...und Goethe, der sein Stück umschreiben wollte, um es auf die Weimarer Bühnenbretter zu bringen. 
Das endete wie erwartet in einem Zerwürfnis und Kotzebue verließ Weimar.
August Friedrich Ferdinand von Kotzebue, J.C.Heinsius, Landesbibliothek Weimar (Quelle: wikimedia)
Im folgenden Jahr erschien sein Werk nicht nur in gedruckter Form im Verlag Paul Gotthelf Kummer in Leipzig, sondern Goethe ließ es nach der Freigabe durch den Druck doch noch abgeändert in Weimar aufführen, allerdings findet sich dazu keinerlei Ankündigung im Journal des Luxus und der Moden.
Eine gute Zusamenfassung seines Lustspiels, welches die Amts-und Titelsucht und menschliche Schwächen humorvoll verspottet, findet sich auf den Seiten von TourLiteratur.
Und vielleicht mag sich der ein oder andere mit dieser Empfehlung (übrigens auch als Reclamheftchen erhältlich!) die kommenden Tage vertreiben...oder mit einer Biographie über den Schriftsteller...oder weiterer spannender Literatur der Zeit...oder Sekundärliteratur über die Zeit um 1800...einfach abtauchen und genießen!
Kaffee und Thee nicht vergessen!

Ich wünsche jedenfalls frohe Feiertage, einen entspannten Jahresausklang und alles Gute, Glück und Gesundheit für das kommende Jahr...und da ist dann auch wieder emsiger Betrieb in der Werkstatt - versprochen!

I wish my readers happy holidays, cosy and relaxed days as the calendar gets thinner, and best wishes, good luck and health for the new year...and then I'll be back in the workshop - promised!

4 Kommentare:

  1. Eine wunderbare Trouvaille zum Jahresende!

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    1. Jaaaaaa - ich war ganz aus dem Häuschen! So lang such ich schon danach und, wie so oft im Leben, als ich gar nicht mehr danach Ausschau gehalten hab, fiel's mir plötzlich in die Hände!

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  2. Das ist wohl Kotzebues berühmtestes Stück und schön, dass Du die gleiche Ausgabe wie ich hast.
    Wobei ich für Damen beinahe Die Stricknadeln und Blinde Liebe noch spannender finde. Letzteres dürfte ich auch in ner frühen Ausgabe (1807) haben.
    Sehr stilvoll wie immer von Dir präsentiert und dann noch mit meinem Lieblingsporträt von ihm.

    Bravo, Madame!

    Mr. B.

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    1. Herzlichen Dank für den freundlichen Kommentar. Wir unterhielten uns ja einst über die große Fülle an Stücken aus Kotzebues Feder und ich freue mich angesichts der Vielfalt über die beiden Empfehlungen. Ich hoffe, dass vielleicht Weimar in naher Zukunft sein Augenmerk mal in einer kleinen Ausstellung auf den Schriftsteller richten wird.

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