Heute mußte einmal Charles Dickens 'Geschichte aus zwei Städten' (erschienen 1859) als Aufhänger für den Titel herhalten.
Allerdings wird der folgende Text nicht von Paris und London handeln, sondern sich um die Städte Paris und Frankfurt ranken.
Wir kehren zurück in den März des Jahres 1797, in dem in Paris das Magazin 'Journal des Dames' in Druck ging, ehe es im Mai desselben Jahres den Zusatz 'Journal des Dames et des Modes' erhielt.
Magazine dieser Art fanden während des 18. Jahrhunderts immer weitere Verbreitung, wie zum Beispiel auch das 'Journal des Luxus und der Moden' in Weimar (ab 1786) oder das englischsprachige Magazin 'Gallery of Fashion' (ab 1794).
Das französische Journal entwickelte sich sehr erfolgreich und nur ein Jahr später, ging in Frankfurt im Juli 1798 ein wöchentlich erscheinendes Journal mit dem selben Titel in Druck 'Journal des Dames' (und ab Dezember 1798 'Journal des Dames et des Modes')
In jener Zeit waren Copyright oder Quellenverweise ein Fremdwort und man bediente sich ungeniert nicht nur dem Titel des französischen Journals, sondern auch des Inhaltes samt der Modekupfer.
Die Texte der wöchentlichen Journale gingen in Frankfurt zumeist nur wenige Wochen später mit einigen Änderungen für die deutsche Leserschaft in Druck. Die französische Sprache wurde beibehalten, denn das Französisch galt in der gehobenen Bürgerschicht und unter den gebildeten Hausfrauen als vorausgesetzt.
For this post I thought Charles Dickens catching book title (published in 1859) as appropriate.
But the following text will not be about the cities of Paris and London, but of Paris and Frankfurt.
We travel back into the March of the year 1797, when the 'Journal des Dames' went into print in Paris, before it was re-named only few months later in May into 'Journal des Dames et des Modes'.
Such magazines have been in fashion since the 18th century and would spread quickly, just like the 'Journal des Luxus und der Moden' in Weimar (starting in 1786) or the English equivalent 'Gallery of Fashion' (starting 1794)
The french journal was a huge success and only one year later in Frankfurt a journal with the same title 'Journal des Dames' went into print (being re-named in December of the same year into 'Journal des Dames et des Modes').
Back then the term copyright or citing sources have been non-existent and the publishers blithley ignored it by not only using the french title for their publication, but also copying most of the content and fashion plates of the journal.
It took less than a few weeks until the original texts would have been published in the German issue with some slight alterations to please the German readers, however without a change of language.
It was published in french as the upper class and the spohisticated and accomplished housewives were familiar with the french language.
Lediglich bei den Modekupfern, den berühmten 'Costume Parisien' bemühte man sich um einen zweisprachigen Druck.
Aber das war nicht der einzige Unterschied. Die französischen Modekupfer sind durchgehend nummeriert von der Ausgabe der ersten Woche 1797 angefangen, während die deutschen Modekupfer für jedes Jahr mit den entsprechenden Wochen, also jeweils bis 52 nummeriert wurden.
Bei dem Kupferstecher, der für die deutschen Bilder verantwortlich war, handelt es sich um Friedrich Ludwig Neubauer (1767-1828).
Die Kupfer wurden nämlich nicht einfach nur übernommen, sondern neu gestochen und mitunter auch anders koloriert. Und hier liegt der Reiz im Vergleich der beiden Journale.
Solely the fashion plates, the famous 'Costume Parisien' were accompanied with a bilingual text in French and German.
But this wasn't the only difference. The french plates are continuously numbered starting with the very first weekly edition in 1797, while the German plates start with a numbering each year with 52 plates (one for each week).
The engraver, who was responsible for the German plates, was Friedrich Ludwig Neubauer (1767-1828).
The original plates were not just taken, but new plates have been especially engraved. And there lies an exciting comparison.
Die Frankfurter Herausgeber veränderten die 'Costume Parisien' dem deutschen Geschmack entsprechend und mitunter wurden sie, wie bereits erwähnt, auch unterschiedlich koloriert.
Die Figuren wurden anders angeordnet, bekamen eine andere Haltung oder Ansicht und sind doch auf den ersten Blick mit dem Pariser Original verwandt.
Ab und an wurden auch zwei französische Modekupfer zusammengefasst, sodass wir auf den Frankfurter Originalen zwei statt einer Dame (oder eines Herren) sehen. Dadurch wurde dann häufig aus Platzmangel auf einen Begleittext unter dem Titel verzichtet.
Glücklicherweise ist es mir gelungen, ein Blatt der Frankfurter Ausgabe von 1808 des 'Costume Parisiens' zu erstehen und das gibt die Gelegenheit die deutsche Ausgabe anschaulich mit dem französischen Original zu vergleichen.
The Frankfurt' publishers changed the 'costume parisien' prints according to the german taste in fashions and even the colour was changed, as I've mentioned before.
The Frankfurt' publishers changed the 'costume parisien' prints according to the german taste in fashions and even the colour was changed, as I've mentioned before.
The figures were also often placed in a different way, shown in a differnt posture or view, but still remain related to the Parisian originals on first glance.
Sometimes two french fashion plates have been united into one print with two ladies (or gentlemen).
Due to little space for an additional description, these plates came with no text at all.
Luckily I was able to purchase a 1808 Frankfurt 'costume Parisiens', which gives me the possibilty to compare the prints.
Wie der Gebrauch der Mehrzahl in 'Costume Parisiens' bereits andeutet, habe ich einen Modekupfer mit zwei abgebildeten Damen erstanden.
Like the plural form in 'Costume Parisiens' indicates, I own a fashion plate showing two ladies.
Mein Modekupfer 'Costume Parisiens' (40) von 1808 aus dem Frankfurter 'Journal des Dames et de Modes'
My original fashion plate 'Costume Parisien' (40) from 1808 of the Frankfurt edition of 'Journal des Dames et des Modes'
Und hier die Modekupfer der französischen Ausgabe, die nur wenige Wochen zuvor in Paris erschienen sind:
Wunderbar zu erkennen sind die veränderten Farben an den Schuhen und den Kopfbedeckungen. Zudem ist bei dem deutschen Modekupfer die Rocklänge besser ersichtlich.
You'll probably noticed the change of colours in the slippers and hats. Also the lenght of the skirt is much easier to pinpoint in the German print.
Wem dieser Vergleich Freude bereitet hat, findet eine Aufstellung einiger Frankfurter Originale unter diesem link. Bitte dort unter der Suchoption den Begriff 'Costume Parisien' einfügen und schon zeigen sich die Modekupfer.
Weitere Informationen über die beiden Zeitschriften und eine ausführliche Studie gibt es für alle Interessierten hier als .pdf und hier als gedruckte weitaus umfangreichere Publikation zu entdecken.
If you've enjoyed this short comparison, there's more to find out about the Frankfurt fashion prints, if you please follow this link. Please enter with 'Costume Parisien' at the search option for fashion plates galore.
Further information on both fashion journals and a detailed study you'll find here as pdf and here even more extensive as a published book. (Apologies! Unfortunately both sources are in German/French only)
An dieser Stelle noch ein Wort in eigener Sache. Der April wird hier im blog vorraussichtlich ein wenig ruhig verlaufen, da ich derzeit in tiefgreifende Studien über neu gewonnene zeitgenössische Erkenntnissen im Bezug auf 'stays' eingetaucht bin.
Ich hoffe, alsbald mit einer historisch belegten Nacharbeitung und einer wirklich spannenden Entdeckung aufwarten zu können. Bitte bleibt mir treu, liebe Leser!
I'd like to add a further note. In the upcoming April the blog might be a bit silent as I'm currently doing extensive research about 'stays'. I've found utmost exciting new sources and hope I'll be able to share a recreation and my studies soon. Please stay tuned, dear readers!
Tja, die haben eben "abgekupfert"! Sehr interessant! Für ein weitaus späteres Jahr (1872) ist mir ein solches Beispiel auch schon untergekommen.
AntwortenLöschenFür Deine "Stays"-Forschungen wünsch´ ich Dir viel Erfolg und freue mich schon auf Deinen Bericht!
LG
Emily
Oh ja, 'abgekupfert'! Vielen Dank für die Erinnerung an diesen Begriff, liebe Emily! Der passt prima und hätte auch eine klasse Überschrift gegeben - wobei...es ist nie zu spät für eine kleine Änderung/Korrektur ;)
LöschenIt's a lovely subject. I have a fashionplate printed in Basel (and coloured there as well), when is lovingly copied from CP as well :-)
AntwortenLöschenRe Stays: Happy research!
Liebe Sabine,
AntwortenLöschennatürlich (!) bleiben wir Dir treu, bei diesen Leckerbissen, die Du uns servierst. Ich liebe es, bei Dir zu lesen und zu gucken.
Ein schönes Osterfest wünscht Dir,
Deine Christiane
Danke für diesen sehr interessanten Beitrag, und sicherlich werde ich nun die Modekupfer etwas genauer unter die Lupe nehmen (ganz besonders meine drei eigenen!).
AntwortenLöschenFür deine Stays wünsche ich dir viel Muse, da wird sicherlich wieder viel Hindergundwissen gefragt sein! Ich bin schon jetzt gespannt auf ein mögliches Endergebnis!
Ein wunderbares Osterfest wünsch ich natürlich auch!
LG, Kerstin
Dear Sabine,
AntwortenLöschenHow neat to see the plates comparison. I think it's interesting that the copperplate (?) cutters were able to modify them. I suppose that a German plate cutter redrew the entire image.
Very best, and eek! So exciting about the research!
Hugs,
Natalie