An diesem Wochenende hat der Herbst endgültig Einzug gehalten. Auf die doch schon recht kühle Morgenluft folgte ein goldener Tag...und der Blick auf die reiche Ernte der Obstbäume.
Gelegenheit, die längst vergangene Zeit zu schmecken.
Nun hat nicht jeder das Glück einen Obst- und Gemüsegärtlein sein Eigen zu nennen, aber zu meiner Überraschung finden sich mittlerweile auch in dem ein oder anderen Supermarkt, direkt neben den genormten Obstsorten, wohltuende Rückblicke in die Vergangenheit.
Von meinem letzten Wochenendeinkauf brachte ich die Köstliche von Charneau mit heim.
Eine Birnensorte, die um 1800 in einer kleinen Stadt in Lüttich von M. Legipont gezüchtet wurde und seither nichts von ihrer Köstlichkeit eingebüßt hat.
This weekend autumn finally took over the reign. A bright golden day followed the crisp morning...and revealed the rich harvest of fruit trees in it's mellow light.
A good occasion to taste the past.
Well, not everyone is lucky to own a proper vegeatbale and fruit garden, but to my surprise even some of the supermarkets eventually offer small (and nontheless tasty) glimpses of the past right next to the standardized fruits.
This weekend I brought home the Merveille de Charneau from the grocery store.
A pear, which was bred around 1800 in a small town in Liège for the first time by M. Legipont, and ever since hasn't lost it's deliciousness.
Köstliche von Charneu (Quelle/source: BUND-Lemgo Obstsorten)
Die Birnensorte wird in vielen Schriften des 19. Jahrhunderts erwähnt und ist unter vielen Namen bekannt,
so zum Beispiel (neben einer Variation der Schreibweisen) auch als Legipont, Fondante de Charneux, Grashoffs Leckerbissen und Bürgermeisterbirne.
The pear is mentioned in a lot of horticultural volumes and is known in a variety of names.
Sicherlich hat sie (und all die anderen Sorten) damals ihren Weg auf so manchen Tisch gefunden, um den Herbst und frühen Winter zu versüßen. Sie ist etwa sechs bis acht Wochen lagerbar und lässt sich auch wunderbar einkochen.
Back then the fruit probably has found it's way onto many table, to sweeten the short days of Autumn and early winter. It can be stored for about six to eight weeks and is suitable to be boiled down.
Und selbstverständlich schmeckt sie köstlich. Süß, doch mit ein wenig ausgewogener Säure.
And certainly it's very tasty. With a sugary flavour, but not too sweet.
Das Fruchtfleisch ist mittelfest und saftig, aber nicht allzu tropfend.
The fruit flesh is tender, buttery and melting, but not too juicy.
Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste um die Eignung der Birnen, Äpfel und anderer Früchte als Geschenk im Herbst. Es ist überliefert, dass er seinem Briefwechsel mit Charlotte von Stein gerne Köstlichkeiten aus seinem Garten beilegte.
Even Johann Wolfgang von Goethe knew about the suitablity of pears, apples and other fruits as a autumnal gift. It is well documented that he often added flowers and fruits from his garden during the letter exchange with Charlotte von Stein.
Goethes Garten im Ilmpark in Weimar.
Goethe's garden in the Ilmpark in Weimar.
In einem Brief vom 13.März 1777 erklärt Goethe:
»Verzeihen Sie dass ich schon wieder allerley Zeug schicke. Sie sehen daraus dass ich von der ältern Kirche bin, da man sich den Göttern ohne Gaben nicht zu nähern traute.«
Mehr darüber zu lesen gibt es auf dem blog der Klassikstiftung Weimar.
In a letter from 13th March 1777 Goethe did write:
»Please excuse that I sent lots of things. You probably learn from this, that I’m from a more ancient church, where it was forbidden to approach the gods without goods. «
Auch heutzutage eine schöne Tradition, die gepflegt werden sollte:
Der Genuss von Obst und Gemüse dem Jahreskreis entsprechend...und Briefe schreiben!
A loveley tradition, which will hopefully held high today:
The consumption of fruits and vegeatble according to the seasons...and writing letters!
What a lovely post. So ripe for the autumnal season! I will look out for this treat, but I doubt I will find it here in the US. However, I will check our history's horticultural records to see what varieties are known during the late 18th century and into the early 19th. Our smaller, non-corporate farmers across the nation are reviving heirloom varieties and selling locally. Such a good thing. The grace has been bred out of the standard fruits sold and shipped everywhere, here. I only eat seasonal. It is the best thing and healthy. Thanks for sharing?
AntwortenLöschenThank you kindly for your comment. I'm glad that over here the still existing heritage varieties and eating seasonal gradually gain more and more attention.
LöschenAnd it's also fun to experience this period with all senses.
Jetzt gelüstet´s mich nach Birnen... könnte jetzt nicht jemand vorbei kommen und mir welche schenken?
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Emily
Ich könnt' es halten wie Goethe und Dir ein paar zusenden, als 'Birnen Andencken' :)
LöschenFreut mich sehr, dass Dir der Bericht Appetit gemacht hat!!!
Was für eine Wunderbare Recherche! Und es ist doch auch gut zu sehen, das wieder "normales" Obst Einzug in unsere Supermärkte hält! Was wollen wir denn mit wohlgeformten Obst, wenn es keinen Geschmack hat? Die krummen und schiefen, die sind doch meist die leckeren!
AntwortenLöschenVielen Dank für diesen Beitrag, der uns hier auch ein Stück kulinarisches anno 1800 wieder ins Gedächtnis ruft!
Liebe Grüße,
Kerstin
Vielen lieben Dank. Ich freue mich sehr, dass Dir der Beitrag 'geschmeckt' hat :)
LöschenUnd es ist wirklich toll, dass zunehmend alte Sorten wiederentdeckt werden...und Obst aus dem eigenen Garten!
Wie immer wunderbar in Szene gesetzt, liebe Sabine! Ich bin mir sicher, aus solch schmucken Holzschalen, umrahmt von diesem wundervollen Mobiliar, munden erlesene alte Fruchtsorten ganz besonders vorzüglich und sind in wahrstem Sinne des Wortes ein Gedicht! Apropos Gedicht, im Zusammenhang mit den Birnen fällt mir stets sogleich "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,..." ein. Ja, ich konnte das mal richtig gut auswendig, gerade hab ich mich wieder daran erinnert.
AntwortenLöschenHerzliche Abendgrüße
von Constanze