So schnell zieht ein Jahr ins Land.
Tatsächlich!
Heute brechen wir zum zwölften und damit zum letzten Mal auf zu unserem Journal Journey into the Year 1811.
Monat um Monat haben wir ein kleines Fenster in die Welt vor zweihundert Jahren aufgestoßen und mit dieser letzten Reise bleibt die Hoffnung, dass dieser Blick in die Vergangenheit bestehen bleibt:
genährt von der Neugierde, Dinge aus erster Hand zu efahren.
Unsere Texte waren immer nur Ausschnitte einer lebendigen Welt.
Wir haben das große Glück, dass diese Quellen nicht nur überdauert haben, sondern auch für uns alle zugänglich gemacht wurden.
Vergessen wir sie nicht. Nutzen wir sie! Lernen wir mehr!
The year passed so quickly.
Really!
Today it's the last time we leave for the Journal Journey into the Year 1811.
Month after month we've opened a small window to the world two hundred years ago and with this last journey we hope, that this glimpse into the past will continue:
nourished by the curiousity to learn things first hand.
Our texts have always been just minor excerpts of a vivid past.
We have the huge luck that this sources not only have survived, but that they are made available for all of us.
Let us not forget them. Let's use them! Let's learn!
William Hazlitt 1778-1830 (Quelle/source: izquotes)
Journal des Luxus und der Moden
Dezember 1811
(Herausgeber/Verleger Friedrich Justin Bertuch, Weimar)
1811, Dezember, Journal des Luxus und der Moden
(Quelle/source: Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB))
IX.
Erklärung der Kupfertafeln
Tafel.34 Fig. 1. Demi parure. Ein weißes Kleid mit einer jetzt sehr beliebten Ceinture (Gürtel), wo das Schloß zwei Sphinxe oder Löwenköpfe, bildet.- Der Hut ist von ungerissenem Sammet mit weißem Bande und Federn garnirt.
Fig. 2. Voller Anzug. Das Kleid ist von gros de noble. Der Kragen von gestickten Petinet-Banden, mit Zäckchen von schmalen Bändchen und Glanzblonden garnirt. Der Fond des Aufsatzes ist von Petinet und Silber gestickt, umwunden mit Mull; vorn ein geschlungenes Bouquet von kleinen Röschen. Zu diesem Anzuge kann auch obige Ceinture sehr gut getragen werden.
Die Moden dieser Tafel sind aus der Modehandlung der Madame Oels in Weimar.
IX. Explanation of the copper plates
Plate 34 Fig.1. Half dress. A white dress with a currently very popular ceinture (belt), where the buckle is made of two sphinxs facing or two lion heads. The hat is made of uncut velvet, adorned with white ribbon and feathers.
Fig.2. Full dress. The dress is made of gros de noble. The collar is made of embroidered petinet trims, decorated with tiny van dykes or blondes. The headgear itself is made of petinet embroidered with silver, covered with gauze, a bouquet of little roses at the front. The ceinture mentioned above would match the dress beautifully.
1811, Journal des Luxus und der Moden Tafel 34, Dezember
(Quelle/source: thulb Uni Jena)
Tafel.35 Diese Tafel liefert die neusten Pariser Auffsätze, wo aber bei den Hutformen der Reiz der Neuheit auf Kosten einer entstellenden ungraciösen Form erkauft wird.
1) Hüte von Virginie und Reps
2) Toquets von Perkale und Tulle
3) Toquet von gesticktem Mousselin
4) Toquet von Perkale und Tulle
Plate 35 This plate shows the latest Parisian headgear, but the appeal of novelty within the shape of hat was bought on an entirely inelegant look.
1) hats of virginie and reps
2) toquets of percale and tulle
3) toquet of embroidered muslin
4) toquet of percale and mull
1811, Journal des Luxus und der Moden Tafel 35, Dezember
(Quelle/source: thulb Uni Jena)
VIII. Moden
Modenbericht aus Cassel im November 1811
Die Winterbekleidungen sind eben aus Paris gekommen. Das neueste sind Oberröcke (Kleider) und Spencer von der nämlichen Farbe darüber, alles sehr reich mit Felbel (Peluche de Soie, Kunstplüsch aus Seide) besetzt, sogar unten herum zwei bis dreimal. Die Wuth der Garnirungen ist aufs äußerste gestiegen, die Crepkleider werden oft mit fünffachem Falbeln (ringsumlaufende Verzierungen am Rock) besetzt.
Ja sogar bei den Ballkleidern reicht eine Blumenbesatzung nicht mehr hin; es müssen wenigstens drei übereinander seyn. Auf dem letzten Hoffeste trug eine der Palastdamen ein Kleid von weißer Tulle ganz dicht mit Schmelz übersäet und unten mit drei Besetzungen dicker Rosenzweige garnirt. Die Kleid, das mit weißem Atlas gefüttert war, soll 25 Pfund gewogen haben; man hätte glauben sollen die Leichtigkeit des Tanzes leide darunter, doch schien nur mehr à plomb dadurch gewonnen. -Die Haarbänder über der Stirn dauern noch – oder die Stirn wird ganz frei getragen und nur an den Schläfen eine dicke Locke. – Hüte zum déshabillé werden häufig von einem schmalgestreiften Seidenzeug getragen, mit Schleifen vom nämlichen Zeug, das, in einiger Entfernung, auf ein Haar aussieht wie der ostindische Gingham.
Die Schleifen sind alle auf die rechte Seite gewandert. Dahin haben sich auch die Federn verfügt; ziemlich große Hüte von gros de Naples, haben solche Federbouquets, gewöhnlich zu 5 Federn, die von der Farbe des Huts mit weiß vermischt, an der rechten Seite des Hand hohen Hutkopfes befestigt sind, und nicht mehr wie sonst demüthig niederfallen, sondern etwas emporstehen.
Zu Kleidern wird häufig ein in zwei Farben gewürfeltes Seidenzeug getragen, das dem Kurzsichtigen fast wie jenes Leinenzeug vorkommt, welches man in weniger luxuriösen Zeiten wohl zu Stuhlüberzügen brauchte. Die Kleider haben jetzt statt des viereckigen Brustausschnittes ein von der Schulter schräg herablaufendes Stück, welches die Reize zu beiden Seiten etwas anständiger verhüllt und etwas zu errathen übrig lässt.
Die Kleider haben übrigens an Weite wieder zugenommen, welches aber nur von der Rückseite bemerklich wird, indem alle dicke Falten sich dort versammeln.
Zu Kleidern wird häufig ein in zwei Farben gewürfeltes Seidenzeug getragen, das dem Kurzsichtigen fast wie jenes Leinenzeug vorkommt, welches man in weniger luxuriösen Zeiten wohl zu Stuhlüberzügen brauchte. Die Kleider haben jetzt statt des viereckigen Brustausschnittes ein von der Schulter schräg herablaufendes Stück, welches die Reize zu beiden Seiten etwas anständiger verhüllt und etwas zu errathen übrig lässt.
Die Kleider haben übrigens an Weite wieder zugenommen, welches aber nur von der Rückseite bemerklich wird, indem alle dicke Falten sich dort versammeln.
VIII. Fashions
Fashion news from Cassel for November 1811
The winter garments just arrivd from Paris. The latest fashion are spencers worn with dresses of the same colour, everything is richly embellished with peluche de soie (silk plush), the skirts two or three times. The popularity of decoration has increased tremendously, dresses of crepe are decorated with up to five rows.
Even in ball gowns a single simple flower decoration isn’t sufficient anymore, the new fashion calls at least for three rows. On the last royal ball one of the court ladies was wearing a dress made of white tulle embroidered with flattened wire ribbons, and with three rows of splendid rose twigs at the skirt. The gown, which was lined with satin, was said to weigh 25 pounds; it was expected that the fact had an impact on the ease of dancing, but on the contrary it solely put more à plomb (weight) on the pleasure. –Hair ribbons across the forehead are still fashionable – or the forehead isn’t covered at all with only one big curl on each temple. -Hats matching the déshabillé are often made of thin striped silk, with bows of the same fabric, which, from a distance, looks very much like East Indian gingham.
The bows wandered to the right side. Same place where now all feathers have gone to; quite big hats of gros de naples have such feather bouquets, usually made of five feathers, with a colour matching the hat colour and white, are attached on the right side of the high hat (which is one hand high). They do not fall down, but stand erect.
Dresses are now often made of a two tone chequered silk, which seems to the eye as if it’s the linen fabric, which was used for covering chairs in less elegant times. The dresses switched from a square neck to one, where the fronts fall down from the shoulders in triangles and meet in front, it covers the front decently, yet leaves much to imagination.
Actually the dresses have gained width again regarding the skirts, but it’s only to be noticed from the back, where the pleats gather.
An dieser Stelle gebe
ich zum letzten Mal ab an Alessandra für die neusten Moden aus
Paris vom/
und an Maggie für einen Überblick
aus London/and to Maggie for an overview from London via
"Ackermann's Repository",
sowie an Natalie für die Neuigkeiten
vom Londoner Hof/and to Natalie for news from London's court"Ackermann's Repository",
"LaBelle Assemblée"
Vielen Dank für die stets interessierte Begleitung und die anregenden Kommentare.
Ich wünsche meinen Lesern weiterhin viel Vergnügen beim Lesen der unzähligen Journale und beim Eintauchen in die lebendige Vergangeheit der gar nicht so angestaubten Seiten.
Und ich hoffe, einige von ihnen werden mich mit eben jener Begeisterung bei meinem neuen Abenteuer begleiten...es handelt auch von Modekupfern!
Thank you kindly for your interested company and for the exciting comments.
I would love to know my readers enjoy reading the various journals and delving into the past of the not really dusty pages.
And I hope, some of you will accompany me with the same enthusiasm into my new adventure...fashion plates included!
Vielen Dank für die informativen Einblicke ins Jahr 1811. Auf die Entwicklung und die Ergebnisse des neuen Projektes bin ich sehr gespannt :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Emily
Vielen Dank für's Lesen.
LöschenDas Projekt ist mir wirklich ans Herz gewachsen (durch die Aufenthalte in Weimar, der Wiege des Journals, umso mehr), sodass ich wohl auch zukünftig den ein oder anderen Text aus der Fülle der hinterlassenen Journale aufgreifen werde, und hoffentlich noch so manches Kleidungsstück daraus entsteht.
So schnell ist das Jahr vergangen! Man möchte es fast nicht glauben! Vielen Dank für das unterhaltsame Projekt! Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht deine Beiträge dazu zu lesen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Kerstin
Vielen Lieben Dank für's Lesen.
LöschenDas Journal Journey into the Year 1811 Projekt war für mich persönlich eine wunderbare Bereicherung und hat mich und hoffentlich auch die Leser näher an die Zeit herangerückt :)
Interessant, welch großes Augenmerk man damals dem Kopfputz angedeihen ließ, wenn man bedenkt, dass dieser heutzutage fast von der Bildfläche verschwunden ist - sehr schade. Mit jedem Deiner wohl formulierten Beiträge werden wir um etwas reicher, liebe Sabine!
AntwortenLöschenAn dieser Stelle möchte ich mich auch für all die anderen hervorragenden Handreichungen in Sachen historische Moden einmal recht herzlich bei Dir bedanken. Ich lese sie immer sehr gerne und freue mich schon auf Neuigkeiten im kommenden Jahr...
Bis dahin hab eine gute Zeit. Dir und Deinen Lieben wünsche ich - auch im Namen von Wolfregen - ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches Jahr 2015!
Liebe Grüße
von Constanze
Vielen lieben Dank für die herzlichen Zeilen.
LöschenDie Beiträge waren ja stets nur ein kleiner Einblick in die Modewelt, die Journale beinhalten noch eine Fülle von Informationen aus allen Bereichen des Lebens. Es wird also auch künftig noch genügend zu entdecken geben :)
Vielen Dank auch für die guten Wünsche für das Neue Jahr, die ich gerne erwidern möchte, Dir und Wolfregen alles Gute, Glück und Gesundheit für 2015!!!
Sabine, thank you to you, Maggie, Alessandra and the rest of your team of researchers and their consistent and enjoyable posts. I really did appreciate the effort that you all went through to make this information available world wide. Thank you for feeding my Early 19th century soul and spirit. I heart you all.
AntwortenLöschenThank you very much for your kind comment, Angela. I'm really happy you've enjoyed our journey into the year 1811.
LöschenThe wealth and depth of information in these journals really helped me to shed some more light into daily life and I have gathered many more articles, which I will post in the future (...and I'm still reading more Volumes of the Journal des Luxus und der Moden).
So, the journey will go on :)