Das leidige Problem von uns Fehlsichtigen und einer entsprechenden Kur begleitet mich nun schon seit Jahren. In einem Beitrag aus den Anfangstagen dieses Blogs habe ich mich bereits ein wenig mit Sehhilfen auseinandergesetzt, um dann schließlich als Kurzsichtige bei Kontaktlinsen zu landen. Ich hatte bis dahin immer vermutet, dass mir die Linsen Schwierigkeiten bereiten würden, aber die Vermutung stellte sich glücklicherweise als haltlos heraus.
Aber wir werden alle älter und mit den Linsen korregierte ich zwar meine Kurzsichtigkeit, allerdings verschwammen zunehmend die Buchstaben vor meinen Augen. Bei einem Buch hilft noch der langgestreckte Arm, aber leider entgingen mir auf Reisen in die Vergangenheit auch manche Details von Pretiosen in Vitrinen.
Ich blieb den Linsen treu und ließ beim örtlichen Optiker meine Brille als Lesebrille umarbeiten, was dazu führte, dass ich sie immer aus dem Retiküle kramen musste, wenn ich mir etwas näher anschauen mochte. Zudem muß ich gestehen, dass mich auch ein wenig die Eitelkeit gepackt hat, denn die Brille ist alles andere als kleidsam.
The exasperating problem of ametropia and it's cure is my constant companion for years. In an article from the early days of this blog, I already wrote about eyewear, while I eventually have chosen contact lenses. I always assumed that I would have difficulties wearing them and avoided them in my daily life, but luckily these assumptions have been proven false.
Well, we all get older and though the lenses helped me cure my myopia, letters gradually started to blur before my eyes. With a book there's always the option to read it with stretched arms, but it was annoying to not be able to see museum' pieces up close on display.
I still kept my lenses and went to the optician to have my glasses turned into reading specs, which led to the fact that I always had to search in my reticule, when I intended to look at something more closely. I also have to admit that vanity stroke, because the specs were less than appealing.
Reproduktion von Jas Townsends |
Ich studierte also das Journal des Luxus und der Moden und stieß im Jahr 1788 auf einen modebewussten Herren, der eine Lorgnette in den Händen trug (um die Welt aus allen Perspektiven betrachten zu können!). Dank dieses Pariser Elegants nahm ein amüsanter, aber nicht wissenschaftlicher Ausflug in die Welt der Optik ihren Anfang.
Nun war es so, dass man Elegants, Stutzer, Gecken, Incroyables und welche illustren Titel sie noch trugen, doch immer mit viel Spott betrachtete und man von der Mode der Augengläser nicht viel hielt, solange bei dem Träger keine myopische Notwendigkeit vorlag.
Eine Modetorheit - mal wieder!
I started to study the Journal des Luxus und der Moden and finally met a fashionable gentleman, who carried a lorgnette with him (to see the world from all perspectives). Thanks to this Parisian Elegants, I took a pleasant, but not academic journey into the world of optics.
It was evident that elegants, fops, peacocks, incroyables and so forth, were always centre of mockery and hence the new fashion was regarded as ridiculous as long as there wasn't a myopic reason.
A fashion folly - again!
1784, 30.Oktober, Das Wienerblättchen, Der Fremde und der Fiakre (Quelle/source: googlebooks) |
Transkription:
Ich möchte die Straße sehen,
Wo Menschen-Rezensenten stehen,
Wo alle Modenfabrikaten,
Und alle Stutzer und Pendanten,
Den ganzen lieben Tag logieren,
Und wo sie lavaterisieren,
Und durch Lorgnetten kritisieren
Translation:
I'd like to see the street,
where people-reviewers meet,
Were all fashion manufacturer,
all fops and pedants,
stay all day long
and talk
and critisize through their lornettes
Die Satireblätter über die Herren mit Lorgnetten sind weitverbreitet und es gibt viele Schauspiele, in denen sie spöttisch zum Thema werden.
Bei der Damenwelt braucht es noch ein bisschen Zeit ehe die Mode auch dort Fuß fasst...oder sollte ich besser sagen, ins Auge fällt.
Das Journal des Dames et des Modes veröffentlicht erstmal 1797/98 einige Modekupfer mit den Augengläsern. Zehn Jahre nachdem der modesbewusste Pariser Elegant im Journal des Luxus und der Moden mit Lorgnetten auftauchte, stellte man sich in Weimar, was die Damen und Modekupfer angeht, weiterhin sprichwörtlich blind.
The satire prints were full of gentlemen with lorgnettes and there were also quite a number of plays, where the wearer of lorgnettes were mocked.
The fashionable ladies were more hesitant to adapt this fashion.
The Journal des Dames et des Modes first printed some fashion plates with lorgnettes in 1797/98. Roughly ten years after the Parisian Elegant with his lorgnette was published in the Journal des Luxus und der Moden, the Weimarian publisher kept silent about ladies wearing them, no fashion plate showed this french fashion.
An7 (1798), Journal des Dames et des Modes, Costume Parisien No.157 (Quelle/source: via pinterest) |
An7 (1798), Journal des Dames et des Modes, Costume Parisien No.118 (Quelle/source: via pinterest) |
1798, Journal des Dames et des Modes Frankfurter Ausgabe, Costume Parisien No.28 (Quelle/source: via pinterest) |
Lorgnette bedeutet ursprünglich Fernglas, daher kommt es - wie man in den Kupfern erkennt - in verschiedenen Ausführungen daher und zudem wird es bald nicht nur zur Korrektur der Kurzsichtigkeit genutzt, sondern auch um das schwache Auge beim Lesen zu unterstützen.
Die Damen nehmen der Mode den Spott und verbeiten die Lorgnette als hilfreiches und zugleich modisches Accessoire.
Lorgnette originally meant spy glass, this has led - as seen in the prints above - that different styles were available. They also started to be manufactured as reading aid.
The fashionable ladies took away the mockery, instead it became a helpful and stylish accessory.
ca.1790er Enri-Nicolas Van Gorp, Femme a la lorgnette, Musée des Beaux-Arts de Rouen (Quelle/source: wikimedia commons) |
1804, Vladimir Borovikovsky, Графиня Любовь Ильинична Кушелёва/La Comtesse Lyubov' Il'inichna Kushelova (Quelle/source: wikimedia commons) |
1804, Vladimir Borovikovsky, Графиня Любовь Ильинична Кушелёва/La Comtesse Lyubov' Il'inichna Kushelova, Deatil (Quelle/source: wikimedia commons) |
Und was die Damen um 1800 zur Mode erhoben haben, sollte auch die Lösung für meine Fehlsichtigkeit werden.
If it's the fashionable ladies delight around the year 1800, it sure is also the solution for my ametropia.
Das kleine Fernglas misst insgesamt 7 x 3.5 Zentimeter. Das Glas selbst ist nur 3.2 x 2.5 Zentimeter.
Der Goldton deutet auf Messing.
The little spy glass measures 7 x 3.5 Centimetre. The glass itself is only 3.2 x 2.5 Centimetres.
The golden shade indicates brass.
Wie man erkennt, leistet es immer noch gute Dienste und so wird mein Werther auch wieder lesbar.
As you can see, it still works well and I can finally read my Werther again.
Die Lorgnette ist sehr fein gearbeitet, der Rand der Einfassung ist facettiert, ebenso wie der Ring.
The lorgnette is worked en detail, the edge of the glass and the ring are nicely faceted.
Wiedermal ein hübsches und dabei sehr nützliches Schmuckstück - ganz nach meinem Geschmack!
Another beautiful and useful jewellery - after my own taste!