Genährt von den eindrucksvollen Bildern Caspar David Friedrichs, die im letzten Jahr anlässlich seines Jubiläums allgegenwärtig waren, wuchs meine Sehnsucht endlich nach fast zwei Jahrzehnten (!) mal wieder das raue und unendlich schöne Meer zu sehen.
Eine Reise auf Friedrichs Spuren an die Ostsee wurde es allerdings nicht, sondern ein verlängertes Wochenende an der nahen Nordsee. Nach etwas über drei Stunden Fahrt wehte uns die salzige Gischt bereits recht ordentlich um die Nase und die Rufe der Möwen waren Musik in meinen Ohren.
Wie hatte ich auf dieses wilde Tosen des Windes und das magische Licht nur so lange verzichten können?
Nur wenige Tage an der Küste, aber sie hatten meine Seele randvoll gefüllt.
Zu meiner besonderen Freude vernachlässigten wir neben der unbändigen Natur nicht die Kultur und legten bei der Heimkehr noch eine Rast beim Schlossmuseum in Jever ein.
Und als würde der Seelenbalsam im Tigel nicht schon bis an den Deckel stoßen, machte ich in einem der interessanten Räume eine ganz unerwartete Entdeckung:
Entlang beider gegenüberliegenden Wände, waren Nischen über und über mit Kleidungsstücken gefüllt, aber das rosa Karokleid stach mir augenblicklich ins Auge.
Das vertraute Karo.
Der unverwechselbare Saum.
Erinnerungen wurden wach an ein Projekt vor über zehn Jahren, dessen Mühen mir unvergessen sind.
Ich hatte den Saum nach dem Vorbild der Museumsseite in wochenlanger Fleißarbeit mit Schnüren und Paspeln versehen...und nun stand ich vor dem kurzärmeligen Zwilling aus Ostfriesland.
Im Gegensatz zu der niederländischen Arbeit, wurden fertige Spitzen aufgenäht, aber der Effekt am Saum ist der gleiche.
Insgesamt ist das Oberteil sehr viel schlichter gehalten. Es fehlen Verzierungen am Ausschnitt und den Ärmeln, aber unverkennbar war es eine Mode, die im Norden um 1815 das Straßenbild geprägt haben muß. Karo und eine auffällige feine Zier am Rocksaum.
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| Baumwollenes Kleid mit rot-weißem Karomuster, um 1815. (Quelle: Schlossmuseum Jever, Kleidung und Mode) |
Wieder Zuhause, durchforstete ich meine Unterlagen und entdeckte noch ein paar Bilder meiner Nacharbeitung des blau-weiß karierten niederländischen Kleides, die ich bislang nicht veröffentlicht hatte.
Eine unkonventionelle Rockprobe...auch wenn die Arbeit mühsam war, jede neue Reihe machte sich hinreißend an dem Kleid.
Das Ergenbis versetzt mich nach wie vor in eine frühlingshafte Stimmung, die seinerzeit im Maste Barendorf in Iserlohn alles rund herum beherrscht hatte.
Die Reise in den Norden fand also ihren Abschluß mit einer Erinnerungsreise zurück an den Nähtisch zu einem ganz besonderen Projekt, bei dem ich so manchen handwerklichen Kniff gelernt hatte und die Gewissheit, wie viel Mühe in einem Kleidungsstück stecken konnte.
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