Donnerstag, 11. Dezember 2025

Ein conischer Englischer Huth aus Berlin oder: "Nehmen Sie dazu ein farbiges Filzhütchen, schnippisch ganz auf die Seite gesetzt..."

 Der Titel des heutigen Beitrags entstammt einem Artikel aus dem Weimarer Journal des Luxus und der Moden. Friedrich Justin Bertuch ließ im Januar 1793 folgende Zeilen drucken:
1793, Januar, Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Modenneuigkeiten aus Berlin, Seite 53f.(Quelle: thulb Jena)

Transkription:
[...]Nehmen Sie dazu ein farbiges Filzhütchen, schnippisch ganz auf die Seite gesetzt, oder mit Grazie nur das eine Auge ein klein wenig mehr beschattend, und bewundern Sie mit mir wie selbst dieses Eindringen in unsere Rechte, sie, wie alle ihre übrigen kleinen Launen, nur pikanter macht. Den Grazien sey es gedankt[...]
 
Ja, es dreht sich wieder einmal alles um ein Hütgen.
Während der Recherche zu meinem Rheimischen Hut stolperte ich unverhofft über eine weitere Kopfbedeckung, die unbedingt wieder die gedruckten Seiten verlassen und in allerschönster Hutwerdung durch Putzmacherinnenkünste in eine Schachtel einziehen sollte! 
Gesagt, getan! 
Aber bevor der Deckel der Schachtel gelüftet wird, darf ich auf eine spannende Reise bitten, von Weimar nach Berlin über Paris, Graz bis London. Wir besuchen Putzmacherinnen, Galanteriewaarenhändlern und Journalherausgeber. 
Im Mittelpunkt steht eine besondere Hutform, die sich einige Jahre in der Mode halten sollte, wenngleich sie sich immer wieder den neusten Grillen angepasst hat.
Und so viel sei zuvor verraten, mein Hutmodel stammt aus dem Jahr 1790 und wurde behutsam auf die neuste Mode im Jahre 1793 angepasst.
Dabei kam während meiner Recherche - und das nicht zum ersten Mal - die Frage auf, wie lange wurden Kleidungsstücke in einem bürgerlichen Haushalt getragen, wie wurden sie verändert und angepasst.
Immer wieder finden sich Hinweise auf ökonomisches Vorgehen im Zusammenhang mit Kleidung. Umbrüche haben sich auf verschiedenen Zeitachsen bewegt, im Folgenden zeigt sich das an einem abgekupferten Journaltext, der im Abstand einiger Monate veröffentlicht wurde.
Beginnen wir also die Reise im letzten Jahr der kopfbedeckenden modischen Diva - 1794:

(links) 1794, Mai Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Modenneuigkeiten S.247f. (Quelle: thulbJena) - (rechts) 1794, August, Neues Damenjournal Allen Schönen Deutschlands zur angenehmen und lehrreichen Unterhaltung gewidmet, Gräz, 27.August 1794, Seite 559f. (Quelle: Googlebooks)


 Transkription (markierter Text):
[...]Jetzt tragen Damen (welche den unmodischen Irrglauben für den größten Unfug in dieser methodischen Welt halten) ein kleines conisches Hütchen, völlig wie der abgestutzte Obertheil eines Trichters gestaltet, eben nur groß genug, ein sehr keines in Dollen gelegtes Häubchen so zu bedecken, daß es noch rund herum einer Handbreit hervorgeht[...] 
 
Ich erlaube mir, die Zeitleiter ein wenig weiter hinabzusteigen, um dem konischen Hut zu seinem Urprung zu folgen. Im Jahr 1793 finden sich gleich mehrere Exemplare im Weimarer Journal des Luxus und der Moden, gefertigt aus Atlas oder als Kastorhut (aus gefilztem Bieberhaar). Ein besonders schönes Exemplar von neusten Berliner Moden, das Ton in Ton mit dem Ensemble und sehr schlicht daherkommt, ziert das feuerrote Lesebändchen im April 1793:
1793, April, Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Modetafel 11 (Quelle: thulbJena)

Aber nicht nur Modejournale befeuern die Popularität der Mode, auch die Vorsatzblätter von Druckerzeugnissen, bedienen sich Kupfertafeln, auf denen wir Alltagsszenen und die neuste Mode finden.
1792, Theodor Gottlieb von Hippel, Über die Bürgerliche Verbesserung der Weiber, Voss, Berlin (Quelle: MDZ Münchener Digitalisierungs Zentrum)

Im Zuge der Französischen Revolution gestatteten es sich einige Menschen im Reigen der drei Schlachtrufe, nicht nur auf die Brüderlichkeit zu schauen, sondern auch die Rolle der Frau genauer zu beleuchten. Einer der Autoren ist Theodor Gottlieb Hippel, der 1792 der Öffentlichkeit seine aufklärerische Streitschrift im Verlag Voss in Berlin darlegte.
Die Titelvignette des Buches von Ludwig Buchhorn, zeigt allerdings das noch vertraute Rollenbild. Eine tiefergehende Analyse, würde an dieser Stelle zu weit gehen, aber Juliane Dittrich-Jacobi hat sich in ihrer Arbeit näher mit der Publikation von 1792 beschäftigt. 
In dem Einblick in das Frauenzimmer, entdecken wir bei der modischen Dame im Hintergund, eben jenen konischen Hut, der zur selben Zeit in den Modejournalen herumgereicht wurde.

Berlin, Graz und Weimar offerieren die Hüte, aber wie sieht es in Paris kurz nach dem Umsturz aus? Im Jahr 1791 trotzt das Pariser Journal de la Mode et du goût allen Unbilden und stürzt sich in die neusten Modethorheiten - lauter kleine bunte Hüthe mit kecker Unverdrossenheit in die Stirn gesetzt, zieren die Seiten.
 
1791, Januar Journal de la mode et du goût, 25.Januar 1791 (Quelle: Bunka Gakuen Library)

Und bevor die konischen Hüte ihr gemäßigtes, aber nicht minder keckes Dasein führten, traten sie 1789/90 als Riesen vermehrt in die europäische Öffentlichkeit..und in eben dieser unbestimmten Geburtsstunde inmitten der französischen Revolution, entdeckte ich im Journal des Luxus und der Moden im Oktober 1790 ein ganz bezauberndes Exemplar, aber nicht etwa in Paris, sondern in London! 
 
1790, Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Oktober, Modenneuigkeiten aus England (Quelle: thulbJena)

 Tafel 28, Fig.1. erregte sofort meine Aufmerksamkeit. In zartem Rosa mit schlichter Zier - was für ein ansprechendes Hütchen! Beim Lesen des dazugehörigen Textes erfuhr ich schnell, dass es sich bei dem "Hütchen" allerdings um einen Hut von beeindruckenden Maßen handelt:
 
1790, Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Oktober, Moden-Neuigkeiten aus England (Quelle: thulbJena)

Transkription:
[...]1) Aus England. London, den 10.September 1790.
In der weiblichen Kleidung haben sich seit meinem letzten Berichte die Hüthe schon wieder geändert, und es sind, an Statt der Flor-und Taft Hüthe, außerordentlich feine und leichte Castor-Hüthe, mit sehr hohen Köpfen, und von verschiedenen Farben allgemein Mode worden, wie Sie aus beiliegender Zeichnung sehen (Taf.28 Fig.1) Der Rand oder die Krämpe ist gewöhnlich 5 Engl. Zoll breit, und der Kopf von 10 bis 17 Zoll hoch und obenzu enger als unten. Die gewöhnlichsten sind ganz gewiß himmelblau, weiß und rosa, oder weiß und blau gefärbt, wie meine Zeichnung weist. Oben am Kopf steht linker Hand eine lustige Bandschleife, und um den Kopf läuft eine seidene Schnur, die mit zwey Crepinen-Quasten links als ein Bourdaloue über die Krämpe herabhängt. Schleife und Schnur sind von Farbe des Huths. Das Stück kostet 16 bis 25 Schilling (5 bis 8 Thlr Sächs.Crrt)[...] 
 
1790, Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Oktober, Moden-Neuigkeiten aus England, Detail (Quelle: thulbJena)

Der englische Castorhut hatte es mir angetan, aber eine Höhe von 25 bis 43 Zentimetern? Die Mode von 1790? Und Bieberfilz?
Ich schob die Idee immer wieder beiseite, denn meine Arbeiten und Recherchen konzentrieren sich derzeit eher um den Zeitraum von 1793 bis 1794. Und in dem Augenblick des Grübelns, legte mir das Schicksal die Hand in Form eines weiteren Artikels auf die Schulter und gab mir den benötigten Anstoss.
1793, Journal des Luxus und der Moden, April, Modenneuigkeiten aus Deutschland, Seite 224f. (Quelle: thulb Jena)

 Transkription:
[...]Ich gedachte neulich der Damen-Hüthe von farbigen feinem Halb=Tuche, welche die englischen farbigen feinen Filzhüthe aufs vollkömmlichtste nachahmen, und dabey nicht halb so theuer als diese sind. Sie sind anjezt fast allgemein Mode, und um desto mehr, weil jedes Frauenzimmer sich auf diese Art leich ihren Huth selbst machen kann. Kopf und Krämpe, nemlich, wird von steifen Karten-Papiere gemacht, und das Ganze dann mit Halb=Tuche überzogen. Man trägt sie von fast allen Farben, allein grüne, violette, und hellblaue sind am meisten Mode. Man bringt darauf entweder vorn über der Stirn ein Büschel goldner Kornähren mit einer reich gestickten Bandschleife gefaßt; oder an der rechten Seite hoch am Kopfe ein Bouquet Blumen, und links tiefer eine weiße Bandschleife mit Golde gestickt; kurz, auf so mancherley Art decorirt, als der gute und Erfindungsreiche Geschmack der Schöpferin es vermag.[...]
 
Tatsächlich habe ich die Zeilen gleich mehrmals gelesen und mit jeder Wiederholung wuchs meine Freude und die Ideenschmiede schlug das Eisen in eine wundbare Form!
Ich eilte an meinen Nähtisch, zeichnete die Form und suchte die Materialien zusammen. 
Statt der 25 bis 43 Zentimeter des Jahres 1790, wählte ich die gemäßigtere Höhe von 15 Zentimetern des Jahres 1793.
Und statt des Bieberfilzes, der mich in seiner Struktur immer ein bisschen an Spielzeugbärenplüsch erinnert hat, entschied ich mich für eben diesen in Ausführung eines feinflorigen Viskoseplüsches. 

1800-1825 Woman's riding hat, Bieberfilz (Quelle: CollectionsDatabase Five Colleges and Historic Deerfield Museum Consortium)
 Die erste Herausforderung war es, den feinen Plüsch, die Seidenkordel und die Bandschleife in den selben Farbton zu bringen. Durch die Struktur der Fasern war das Farbergebnis immer ein wenig unterschiedlich, was dem Huth dann aber mehr Authenzität verleiht.

  Während der Plüsch (und die Bandschleife aus Seidensatin) von einem Cremeweiß durch ein Bad in schwarzem Tee, Essig und Rote Beete ein zartes Nakarat Rosa erhalten hat...

...bewältigte die Seidenkordel ihren Lebensverändernden Schwimmunterricht lediglich in schwarzem Tee. Die farbliche Ausprägung legte dadurch ihr ehemals leuchtendes Rosa (rechts) ab.
 
Nachdem alle Materialien festgelegt waren, fertigte ich ein erstes Werkstück.

 Die Krone (oder im Ausdruck der Zeit: der Kopf) misst 15 Zentimeter Höhe mit einem Umfang am Ansatz von ca. 40 Zentimetern. Die Krempe (oder: Krämpe) ist 6,5 Zentimeter breit.
 
Das Schnittmuster des konischen Hutes aus Papier fertigte ich mit Korrekturen daraus an.
Die Krempe (ohne Schnittzugabe)

Der Kopf

Den endgültigen Hutkörper fertigte ich aus leichter Finnpappe und einer Holz-Papier-Pappe aus den 1970er Jahren, die sehr biegsam ist und nicht zu Knicken neigt.
 Verbunden werden die beiden Teile mit Holzleim.
 

 

Die Wahl der Pappe sorgt dafür, dass der Hut die Leichtigkeit gewinnt, die im Journal erwähnt wird, was besonders bei großen oder reichlich dekorierten Stücken von Vorteil für die Trageeigenschaft ist.
 
Wie am Muster der Krone erkennbar ist, habe ich dort auch die für das Aussehen prägenden Zacken für den Stoff in Weiß und Rosa vorgenommen.
Der Plüsch ist von einer sehr guten Qualität, sodass der Zuschnitt nicht zu einer Fransenbildung des Trägerstoffes führt. 

 Ich entschied mich daher, beide Seiten zuzuschneiden und nicht einen der Stoffe überlappen zu lassen. Dieses Vorgehen verhindert, dass der Stoff unschön aufträgt. Ein präzises Vorgehen beim Schneiden ist dabei unerlässlich.

 Schließlich wird der Plüsch sorgfältig mit Stärkekleber auf die Pappe aufgezogen.
 

Passend zur Farbe der Seidenkordel, erwarb ich für die Crepinen-Quasten ein feines Garn und häkelte zunächst eine Hülse, die dann mit Schlaufen aus mehreren Fäden in die besagte Quasten verwandelt wurde.
 

Bevor ich das Ergebnis enthülle (und - so viel darf ich vorher schon verraten - ich liebe den Huth!), erläutere ich noch, was es in der Überschrift mit dem Hinweis auf Berlin auf sich hat, denn eigentlich wurde der Hut im Oktober 1790 doch als Englisches Produkt aus London im Journal des Luxus und der Moden vorgestellt. 
 Die Erwähnung Berlins ist allein der Tatsache geschuldet, dass die Seidenhändler/Galanteriewaarenhändler Deppe & Bouvier seit dem Jahr 1790 immer wieder im Journal und anderen Modezeitungen erwähnt werden.
Ihre Geschichte ist ebenso schleierhaft wie ihre Adresse in Berlin. In einem Buch aus dem Jahr 1892 über die Seidenindustrie wird ein Zusammenschluß der Seidenhändler Lilier, Deppe und Bouvier für die 1780er erwähnt, aber dort und auch im werbenden Journal des Luxus und der Moden bleibt die Anschrift der Fabrik leider stets unerwähnt.
1793, Journal des Luxus und der Moden, April, Modenneuigkeiten aus Deutschland, Berlin (Quelle. thulbJena)

Transkription:
[...]Meine Dame trägt also: 1) einen von den neuen artigen Hüthen aus der Fabrick der Hr. Deppe et Bouvier allhier, die sich durch ihre geschmackvollen Erfindungen hierinn auszeichnet. Er ist ganz von violett einfarbigen Atlas. Man hat sie auch gestreift von allen Farben. Sie sind außerordentlich leicht, wohlfeil, und finden allgemein Beyfall[...]
 
Während der Terrorherrschaft 1793 wendet man sich also von Paris als Modehauptstadt ab und schärft den Blick für einheimische Produkte. Bekannt war Deppe & Bouvier, Berlin für Hüte mit aufgesetzten oder geprägten Medaillons. Ob auch Hüte aus Filz wie der englische Hut gefertigt wurden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, aber dennoch verwandelte ich meinen 1790er Hut aus London in ein Produkt der Berliner Fabrick im Jahr 1793, wovon schließlich das Etikett der Hutschachtel stolz zeugt.
 

 Und nun ist es endlich Zeit, den Deckel der Schachtel zu lüften und das englische Hütgen aus Berlin dem Publikum vorzustellen!
 


 

 
 Seitliche Ansicht mit der Bandschleife 

 
Die gefärbte Bandschleife im Detail
 
Die Rückseite mit dem Schwung in der rechten Seite des Hutes
 
Draufsicht. Der Flor hat eine Höhe von 6 Milimetern.
 




Die Krempe wurde mit rosafarbenem Baumwollchintz bezogen. Die beiden Kordeln dienen der Befestigung nach hinten unter die Chignonfrisur.
 

 

Auch in der gemäßigten Größe des Jahres 1793 ist der Huth ein außerordentlicher Augenschmaus.
Grund genug, einen Blick ins Berlin des Jahres 1793 zu werfen, denn wer könnte besser über die Moden und Marotten berichten, als die Zeitgenossen.
Huth auf und rein ins Getümmel der Berliner Chausseen! 
 
1793, Berlin oder Darstellung der interessantesten Gegenstände dieser Residenz, Wilhelm Oehmigke, Berlin, Seite 142f. (Quelle: google books)

 Transkription:
[...] Vorzüglich behaupten noch immer die jungen Berlinischen Frauenzimmer den alten Ruf, daß sie sich durchgängig simpel und bescheiden kleiden, und edle Eleganz von eitlem Schimmer zu unterscheiden wissen. An ältlichen Damen sieht man dagegen weit mehr einen modischen und reichen Anzug, und es macht einen seltsamen Contrast, eine solche mit einem ganzen Putzladen chargirte Dame oder eine Antike in Orange Batavia neben einer jungen Grazie im naiven Gewand der Natur zu erblicken.
Ohne mich hier in das unermeßliche Modengebiet einzulassen, darf ich nur so viel von dem feinen Unterschied der Kleidung beim Wechsel der Jahres-und Tageszeiten, bei Visiten, Ball, Schmaus und Schauspiel bemerken, als die Berliner davon Notiz nehmen.
Bei den Damen ist im Sommer die Hauptfarbe Weiß. Des Morgens tragen sie Linonhauben, Stroh-, Bast- und Atlas-Hüthe ohne Unterschied der Farbe und Form, weiße Mäntel, Schaals, weiße Kleider von Linon, Mouseline, als Leviten, Türken, Schnürkleider, Kaftons, Coureurs, Neglige, Chemisen und Kapots. Auch tragen sie des Morgens und Abends einen bis auf die Schuh gehenden schwarzen Taftmantel. Mittags tritt eine leichte gelockte oder dick gekrepte Frisur an die Stelle des Huths oder der Haube. Man setzt ein Bonnet, Toque oder Diadem auf, zieht ein Taftkleid an, dessen Form und Schnitt gleichgültig, doch gewöhnlich a l'angloise ist. Viele bleiben auch im Morgenkleide und legen anstatt des Mantels ein viereckiges Halstuch oder eine Trompeuse von Klaar, Mouseline, Milchflor u.dgl. an, und gehen so auf die Promenaden und ins Schauspiel. Zu Theevisiten, denn die Kaffees sind jetzt ganz außer Mode, ist man etwas strenger bei der Toilette. Andere kleiden sich auch schon des Morgens früh in Taftkleider mit Federn, Blumen und Bändern geschmückt.
Die Trompeuse oder Gorge postiches mit hochstehenden Kragen sind noch immer die Lieblingsmoden der hiesigen Damen, sie geben zwar ein sehr braves Ansehen, allein der Freund der Natur und der Wahrheit muß ihnen seinen Beifall versagen.
Einer der naivsten Anzüge sind die Karakos von Linon u. dgl.; sie werden jetzt sehr stark getragen und geben einer schönen  schlanken Taille einen unwiderstehlichen Reiz. Die Röcke dazu von Linon, Mouseline u.dgl. sind mit Band garnirt oder mit Kanten von Eichenlaub gestickt. Man trägt auch farbige Röcke darunter, welches sehr gut aussieht.
Es wird jetzt fast alles mit blauen und rothen Garn gestickt und die brillantene seidenene Stickerei ist dadurch fast ganz verdrängt worden. Das türkische Garn kann man hier in allen Farben ächt haben.
Im Winter ist die Hauptfarbe der Damenkleidung schwarz. Man beobachtet eben die Veränderung für die Tageszeit und wechselt oft eben so wenig wie im Sommer. Man trägt übrigens Kapots, lange Pelzmantel, wattirte Enveloppen, lange Leibpelze, Atlas, Grosdetours und Taft.[...]
 

  

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