Die berüchtigte Terrorherrschaft in Frankreich im Jahre 1793 führte dazu, dass man sich auch in Weimar im Journal des Luxus und der Moden entsetzt von der Pariser Mode abwandte.
Der Blick richtete sich ab Dezember 1793 und vor allen in den ersten drei Monaten des Jahres 1794 nach Berlin, wo die Vermählungsfeierlichkeiten (Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 9, Januar1794, Seite44f.) der preussischen Prinzessinen Luise und Friederike den Blick auf die deutsche Mode lenkten.
Nur wenige Monate danach, veröffentlichte Friedrich Justin Bertuch im Mai (Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 9, Mai 1794, Seite 239f.) und Juni (Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang9, Juni 1794, Seite 293f.) die Modenberichte einer Leserin mitsamt Modekupfern und ihrer Aufforderung fremden Moden zu entsagen.
Im Oktober 1794 wandte sich der Herausgeber des Journals dann mit einem eindringlichen Appell zur Unterstützung der heimischen Mode und Industrie (Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 9, Oktober 1794, Seite 495f.) an seine Leserschaft.
Die Modenberichte erscheinen vor allem aus Berlin und auch aus Frankfurt.
Als im Januar 1795 schließlich bei Maurer in Berlin das Berlinische Archiv der Zeit und ihres Geschmacks als Konkurrent an den Markt geht, nehmen die Modeberichte aus Berlin ab, während London und englische Moden nun in den Mittelpunkt gerückt werden.
Im Februar 1795 wird in den Modenneuigkeiten (Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 10, Februar 1795, Seite 100f.) bereits wieder ein teutsch-französisches Ensemble vorgestellt und Lyoner Seidenwaren werden über die Schweiz eingeführt.
Einige Monate später im September 1795 erscheint erstmals wieder ein Modenbericht aus Paris (Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 10, September 1795, Seite 520f.)
Inmitten des Jahres 1794, dem Höhepunkt der Fürsprache deutscher Mode und Fertigkeiten, stellte Friedrich Justin Bertuch als Herausgeber seinen Leserinnen den eleganten deutschen Morgen-Huth aus Produkten deutscher Fabriken vor (Journal des Luxus und der Moden, Jahrgang 9, Juli 1794).
In meinem Beitrag über den Huth vom Juli 2023, hatte ich schon schmunzelnd festgestellt, wie "französisch" die modische Kopfbedeckung wirkte. Das passte nicht wirklich zur hochgelobten Simplizität der deutschen Mode.
Damals entschied ich mich gegen die Verwendung einer Strohkrempe und von grünem Band und heraus kam ein kecker Aufsatz in Gelb.
Der Aufsatz wird, wie im Modekupfer des Journals, weit vorn auf der Stirn getragen und zwar vornehmlich im Haus oder auf morgendlichen inoffiziellen Visiten.
Aber Madame bedauerte die Wahl der Bänder schon bald und erwarb auf der Leipziger Herbstmesse französische Seidenbänder, die sie schließlich im Februar 1795 aufnähte, um dem Huth ein neues Aussehen zu verleihen.
Die gelben Bänder wurden durch drei verschiedene hellblaue Seidenbänder ersetzt. Um den Sack aus Flor spannen sich zwei eisblaue schmale Seidensatinbänder. Die Schleifen links und rechts des Kopfes (Krone) sind von durchbrochenem Seidentaft und die langen Bänder schließlich aus breitem Seidentaft.
Kleiner Aufwand, große Wirkung.
Von einem kecken Sommerhütchen zu einem eleganten Morgen-Huth, der zu jeder Jahreszeit schmückend ist und bei der morgendlichen Visite bei Freunden unersetzlich.
Mittlerweile hat der häufige Gebrauch schon ein wenig dazu geführt, dass hier und da ein paar Knicke in den Hut gekommen sind, aber das gibt einen guten Einblick in die Trageeigenschaften der Kleidungsstücke damals.
Tatsächlich trug man Aufsätze und Hüte in den frühen 1790er bis hin zur Mitte gerne mit üppigen Schleifen im Haar.
Das komplette Ensemble besteht aus einem Caraco-Pierrot mit hellblauem Seidencorset, einem weißen Rock aus Linon, einem Flormantel, einem schlichten Fichu, zwei Unterröcken und einem frühen Schnürleib nach J.S.Bernhardt.















Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen